Coronavirus: Würden Selbsttests Labore vor Kollaps bewahren?
Wegen steigender Ansteckungen mit dem Coronavirus kommen die Labore mit dem Testen kaum nach. Selbsttests würden allerdings nur bedingt Abhilfe schaffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut BAG liegt die Kapazitätsgrenze für PCR-Tests bei 100'000 pro Tag.
- Die Labore warnen, dass diese Grenze bald überschritten wird.
- Nun werden Forderungen nach Selbsttests laut.
Die hochansteckende Virusvariante Omikron hat die Schweiz fest im Griff. Beinahe täglich vermeldet das Bundesamt für Gesundheit (BAG) neue Rekordzahlen bezüglich der Ansteckungen mit dem Coronavirus. Deshalb wird auch immer mehr getestet.
Bloss: Das Labor-Personal ist am Anschlag, die PCR-Testkapazitäten werden knapp. Es droht ein Kollaps!
Der medizinische Direktor Lorenz Risch, der mit seiner Gruppe 17 Labore in der ganzen Schweiz betreibt, teilt auf Anfrage von Nau.ch am Montagmittag mit: «Wir bewegen uns im Bereich von 10'000 PCR-Testungen pro Tag.» Damit läge man nahe an der internen Kapazitätsgrenze von 16'000 Tests.
Und diese droht rasch überschritten zu werden. Denn: «Mit Ende der Weihnachtsferien gehen wir von einem weiterhin steigenden Probenaufkommen bei den repetitiven Testungen in den Schulen und Betrieben aus.»
Epidemiologe: Selbsttests sollen Quarantäne ersetzen
Derweil wird in der Schweiz eine Abschaffung der Quarantänepflicht diskutiert. Auch der Epidemiologe Marcel Salathé kann sich diese vorstellen. Allerdings unter einer Bedingung, wie er gegenüber der «Sonntagszeitung» sagte:
Jedem, der Kontakt mit einem Infizierten hatte, müsste man «umgehend zehn Schnelltests zukommen lassen». Die Person müsse sich dann jeden Tag testen und könne, solange der Test negativ ist, von der Quarantäne befreit werden.
Darüber hinaus drängt sich die Frage auf: Wäre eine generelle Wiedereinführung der Gratis-Selbsttests zur Entlastung generell sinnvoll? Bei den Laboren ist man skeptisch.
Lorenz Risch hält dazu fest: «Im aktuellen Umfeld ist ein positiver Selbsttest zuverlässig.»
Er warnt aber: «Negative Resultate sind allerdings nicht in der Lage, eine SARS-CoV-2-Infektion zuverlässig auszuschliessen.» Deshalb erachte man eine Ausstellung eines Zertifikats für Selbsttests als «nicht zielführend.
Die Dr. Risch-Gruppe unterstütze die Forderung, dass positive Antigen-Testresultate nicht zusätzlich mit einem PCR-Test bestätigt werden müssen. Ausserdem fordere man die rationelle Priorisierung der Testungen auf das Coronavirus.
Bislang hat das BAG nicht bekanntgegeben, ob und wann diese Priorisierung in Kraft treten soll.
Laut BAG liegt die Kapazitätsgrenze bei 100'000 PCR-Tests pro Tag. Da aufgrund steigender Fallzahlen des Coronavirus mit mehr Ausfällen zu rechnen ist, müsste die Grenze anfällig auf 80'000 Tests runterkorrigiert werden.
Erste Kantone reagieren bereits: Nach dem Aargau hat auch Graubünden die Reihentests an Schulen aufgegeben.
Coronavirus: Ungeimpfte haben das Nachsehen
Im Fall von Engpässen kommt der Notfallplan des BAG zum Zuge. Dieser sieht Priorisierungen für symptomatische Personen vor, anschliessend folgen Pooltests von Unternehmen und Schulen.
Erst danach werden die Tests von Personen, die ein Zertifikat erhalten, ausgewertet. Für Ungeimpfte wird es damit also noch ungemütlicher.