Coronavirus: Zweite Welle könnte bis zu 5000 Todesopfer fordern
Das Wichtigste in Kürze
- Laut einer ETH-Forschung könnte eine zweite Corona-Welle bis zu 5000 Todesopfer fordern.
- Besonders heimtückisch wäre eine sehr langsam ansteigende zweite Welle.
- Ein Engpass im Gesundheitswesen sei vor diesem Hintergrund aber kaum zu erwarten.
Forschende der ETH haben mit einem neuen mathematischen Modell den möglichen Verlauf einer allfälligen zweiten Coronavirus-Pandemiewelle in der Schweiz berechnet. Diese könnte langsamer verlaufen, aber mehr Todesopfer fordern als die erste.
Falls es in der Schweiz zu einer zweiten Welle kommen sollte, werde diese deutlich langsamer anrollen als die erste, teilte die ETH am Mittwoch mit.
Die Zahl der Erkrankten werde langsamer ansteigen, weil die Gesellschaft einen Lernprozess durchgemacht habe und sich heute vorsichtiger verhalte als zu Beginn der Pandemie.
Engpass im Gesundheitswesen kaum zu erwarten
Selbst wenn die Reproduktionszahl wieder über 1 steigen sollte, werde sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr so hoch sein wie zu Beginn der ersten Infektionswelle Anfang März. Ein Engpass im Gesundheitswesen sei vor diesem Hintergrund kaum zu erwarten.
«Das ist einerseits eine gute Nachricht, andererseits aber auch trügerisch», wird Studienautor Dirk Mohr, Professor für Numerische Materialmodellierung am Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik, zitiert.
Besonders heimtückisch wäre laut Mohr eine sehr langsam ansteigende zweite Welle mit einer Reproduktionszahl nur knapp über 1. Denn eine solche könnte zu einer sehr grossen Zahl an zusätzlichen Todesfällen führen. Je nach Verlauf einer zweiten Welle könnte diese gemäss Studie bis zu 5'000 Todesopfer fordern.
Ohne einen Kapazitätsengpass vor Augen nehme die Bevölkerung die Bedrohung möglicherweise nicht wahr oder ihr fehle das Verständnis für einschränkende Massnahmen.
Coronavirus: Reproduktionszahl für einzelne Altersgruppen
In ihren Modellrechnungen berücksichtigten die Forschenden detaillierte Informationen zur Demografie und zu altersspezifischen Kontaktmustern. So sei es ihnen gelungen, für die erste Pandemiewelle die Reproduktionszahl für einzelne Altersgruppen zu berechnen.
Dabei habe sich gezeigt, dass in der Schweiz die 10- bis 20-Jährigen sehr stark und die 35- bis 45-Jährigen ebenfalls überdurchschnittlich zur Verbreitung des Virus beitragen. Die Senioren hingegen trügen stark unterdurchschnittlich dazu bei.
Würde sich die Übertragungswahrscheinlichkeit in den Schulen durch konsequent eingehaltene Abstandsregelungen und Hygienemassnahmen halbieren, so sänke die erwartete Anzahl zusätzlicher Todesfälle in der Gesamtbevölkerung von 5000 auf unter 1000, heisst es in der Mitteilung.