CVP-Politiker vor Gericht: Er erschlug Frau mit Hammer

Gabriela Battaglia
Gabriela Battaglia

Oberwallis,

CVP-Politiker Igor P. steht in Brig VS vor Gericht. Er tötete im März 2018 seine Partnerin Rahel W.* (39). Der Staatsanwalt fordert 16 Jahre Gefängnis.

Igor P. Brig
Igor P (55) erschlug seine Partnerin mit dem Hammer. Seine Tochter sah zu. - zVg/Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • CVP-Politiker Igor P.* (55) erschlug seine Partnerin im März 2018 brutal mit einem Hammer.
  • Seit heute steht der Oberstleutnant a.D. und promovierte Historiker in Brig VS vor Gericht
  • Er macht Erinnerungslücken gelten und jammert.

Igor P. (55) ist tief gefallen. Der Sprössling einer noblen Familie aus Brig VS tötete im März 2018 seine Partnerin Rahel W.* (39) in der gemeinsamen Villa in Brig.

Igor P. erschlug die Mutter seiner beiden kleinen Kinder mit einem Hammer. Mindestens 15 Mal schlug er zu.

Staatsanwalt fordert 16 Jahre Gefängnis

Der Staatsanwalt fordert wegen Mordes und versuchten Mordes insgesamt 16 Jahre Gefängnis.

Igor P. habe mit Vorsatz gehandelt: «Er entschied sich ganz bewusst, Rahel W. zu tötet.» Dass er behaupte, er habe im Affekt gehandelt, sei eine reine Schutzbehauptung. «Igor P. benötigte zwei Anläufe, bis er seine Partnerin getötet hat.»

Rahel W. habe aus rein egoistischen Motiven sterben müssen. «Damit Igor P. ihr nicht eingestehen musste, dass er als Ernährer der Familie vollkommen versagt hatte», sagt der Staatsanwalt in seinem Plädoyer. «Er wollte verhindern, dass Rahel W. ihn mit den Kindern verlässt.»

Er habe gewusst, was er tat. «Er holte den Hammer extra aus dem Keller.»

Igor P. war bankrott

Igor P. war bankrott. Am gleichen Tag hätten er und seine Familie aus der Villa raus müssen. Der Betreibungsbeamte wollte zur Schlüsselübergabe kommen. Das Opfer, Rahel W. wusste von nichts.

Brig Gericht CVP Hammer
Hier findet der Prozess statt: Eingang zum Stockalperschloss in Brig. - Nau.ch

Seit der schrecklichen Bluttat sitzt Igor P. im Gefängnis. Zwei Polizisten bringen ihn heute in den Rittersaal im Schlossalperschloss in Brig. Dort findet der Prozess statt.

Igor P. trägt Fussfesseln. Er kommt in Marken-Jeans und einem blütenweissen Hemd. Seine Haare sind grau.

Igor P. strangulierte Partnerin mit Gurt

Der Richter befragt in 3,5 Stunden lang. Igor P. war seit November 2016 ausgesteuert. Sozialhilfe beantragte er nie. Im November 2017 wurde der Konkurs gegen ihn eröffnet. Rahel W. wusste von nichts. «Ich wollte sie im Prinzip nicht beunruhigen. Ich ging immer davon aus, dass es eine Lösung gibt, dass ich eine Stelle finde», sagt Igor P. auf die Fragen des Richters.

Im Juli 2017 versuchte Igor P. ein erstes Mal, die Mutter seiner beiden Kinder zu töten. Er strangulierte Rahel W. mit einem Gurt bis zur Bewusstlosigkeit. Sie musste nachher drei Tage auf die Intensivstation im Spital.

Igor P. bestreitet, dass Rahel W. bewusstlos war. «Erstens weiss ich es nicht», sagt er. «Ich weiss nicht, ob man 2,3 Sekunden bewusstlos sein kann.»

Igor P. rief damals die Ambulanz an. Der Richter lässt die Aufnahme abspielen. Darauf ist auch Rahel W. zu hören. Igor P. schneuzt sich die Nase mit einem Taschentuch, schluchzt ein bisschen. «Ich habe Sie ja gefragt, ob sie das wirklich hören wollen», sagt der Richter.

«Sie war kommunikativ immer sehr stark»

Igor P. und Rahel W. sagten zuerst, es habe sich um einen Unfall bei einem Sex-Spiel gehandelt. «Wir wollten das Ganze nicht offizialisieren», sagt er jetzt. «Wie es genau zum Würgevorfall kam, weiss ich nicht. Wir hatten nie Sex-Spiele dieser Art.»

Der Richter will wissen: «Wieso haben Sie sie mit dem Gurt gewürgt?». Igor P. sagt: «Es musste irgendeine Art von Provokation von ihr gewesen sein.»

Igor P. flehte nach der Tat Rahel W. an, ihm die Kinder nicht wegzunehmen. «Ich weiss nicht, ob das von mir so ausgedrückt wurde», sagt er jetzt.

«Sie war kommunikativ immer sehr stark», sagt Igor P. Zuvor las der Richter ein paar SMS von ihr vor: «Was ich mir in den letzten Jahren von dir gefallen lassen musste, ist haarsträubend.»

Oder: «Ich habe noch nie einen Mann so gehasst wir dich.» Und: «Wieso hast Du all mein Geld durchgebracht?». Igor sagt nur: «Ich habe nie ihr Geld gebraucht, weil sie gar kein Geld hatte.»

Igor P. schaffte es, den Räumungstermin dreimal zu verschieben. «Ich habe immer versucht, noch Zeit zu bekommen. In der Hoffnung, dass es doch noch eine Lösung gibt.»

Er bettelte auf der Strasse in Brig Bekannte um Geld an. «Ich war damals in einer Blase, ich schäme mich heute dafür», sagt er jetzt. «Ich schäme mich, Leute angebettelt zu haben. Ich hatte das Gefühl völlig verloren, weil immer alle hilfreich waren.»

Von der Bluttat weiss er nichts mehr

Igor P. erschlug Rahel W. am 2. März 2018. Nach dem Mittagessen sagte er Rahel W. endlich, was Sache ist. «Ich wusste das Traumschloss platzt. Mir war plötzlich klar, es ist alles vorbei. So kam es dann auch», sagt er.

Das Paar hat einen heftigen Streit. «Da war eine grosse Angst, dass sie mit den Kindern geht.»

Von der Bluttat wisse er nichts mehr. «Ich habe ein verschwommenes Bild.» Um 14.05 Uhr rief Igor P. nochmals das Betreibungsamt an. Dann schlug er mit dem Hammer zu. Rahel W. hatte keine Chance.

Igor W. will die Tatfotos nicht sehen. «Ich hätte am besten mich umgebracht. Dann würde Rahel jetzt noch leben. Die Kinder hätten ihre Mutter noch.»

Was passierte, wisse er nicht. «Wann, was, wie – das frage ich mich heute täglich», so Igor P. «Ich weiss nicht, was ich mir ihr gesprochen habe. Ausser die Idee, nochmals Zeit zu gewinnen.»

Jüngere Tochter musste Tat mitansehen

Der Richter fragt: «Wie starb Rahel W.?» Igor P. antwortet: «Offensichtlich habe ich sie mit einem Hammer erschlagen. Und daran ist sie gestorben. Ich erinnere mich nicht, was im Wohnzimmer passierte.»

Rahel W. erlitt ein massives offenes Schädel-Hirn-Trauma. Sie hatte keine Abwehrverletzungen. Igor P. deckte ihre Leiche auf dem Sofa zu.

Die jüngere Tochter musste die Tat mit anschauen. Das damals 3,5 Jahre alte Kind sagte aus, es habe gesehen, wie der Papi dem Mami mit einem Hammer auf den Kopf schlug, bevor sie starb.

Igor P. jammert zum Schluss nochmals. «Seit über zwei Jahren lebe ich mit Gefühl der Schuld. Niemand kann sich vorstellen wie das ist. Ich muss das ertragen und weitermachen.»

Dann dreht er sich zu den Eltern von Rahel W. um, die am Prozess anwesend sind. «Ich hätte mit Rahel den Dialog suchen müssen», schluchzt er. «Es tut mir unheimlich leid, was geschehen ist. Das habe ich nie so gewollt.»

Dann bedankt sich Igor P. dass jetzt die Familie von Rahel zu seinen beiden kleinen Kindern schaut.

Das Urteil wird am Montag verkündet.

*Namen der Redaktion bekannt

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