Walliser CVP-Politiker erschlug seine Partnerin mit Hammer
Igor P. (55) tötete im März 2018 die Mutter seiner beiden kleinen Töchter. Nächste Woche steht der Sprössling einer noblen Walliser Familie in Brig vor Gericht.
Das Wichtigste in Kürze
- Igor P. (55) erschlug seine Partnerin mit einem Hammer.
- Der Sprössling einer gutbürgerlichen Familie aus Brig VS war bankrott.
- Ab dem 18. Juni steht der Mörder vor Gericht.
Die brutale Tat schockierte das ganze Wallis: Am 2. März 2018 tötete Igor P.* (55) seine Freundin in Brig VS. Das Opfer, Rahel W.* (†39) war auch die Mutter seiner beiden kleinen Töchterchen. Die Bluttat geschah in der Villa der Familie.
Die 12-seitige Anklageschrift liest sich wie eine Horrorgeschichte. Igor P. tötete seine Partnerin mit einem ein Kilo schweren Hammer. Insgesamt schlug er «mindestens 15 Mal voller Kraft auf den Schädel» von Rahel W. «Igor P. hatte ein Blutbad angerichtet», heisst es in der Anklageschrift.
Opfer ahnte nichts
Rahel W. lag entspannt auf dem Sofa im Wohnzimmer der Villa der Familie in Brig, als Igor P. zuschlug. Sie ahnte nichts, hatte keine Chance. An ihrer Leiche hatte es keine Abwehrspuren. Eines ihrer beiden kleinen Mädchen wurde Zeugin der Bluttat.
Seither sitzt Igor P. im Knast im Wallis. Nachdem er seine Partnerin getötet hatte, rief er die Polizei an. «Er meldete mit nervöser aber beherrschter Stimme, er habe seine Frau mit einem Hammer erschlagen», steht in der Anklageschrift.
Fassade brach zusammen
Igor P. tötete Rahel W., weil seine mühsam aufrecht erhaltene Fassade des noblen Bürgers zusammenbrach. Am Tag der Bluttat sollte der Betreibungsbeamte zur Schlüsselübergabe der Villa vorbeikommen. Die Familie wäre völlig mittellos ohne Obdach da gestanden.
Das Opfer, Rahel W. wusste von all dem nichts. Die Bündnerin betrieb in Naters VS eine Praxis im Gesundheitsbereich.
Vor der Bluttat kam es zu einem Streit des Paares, bei dem Rahel W. ihren Partner als «Versager» betitelte. Sie sagte ihm, sie benötige eine Auszeit und wolle mit den beiden Töchtern zu ihrer Mutter gehen.
Steile Karriere im Militär
Igor P. war bankrott. Der Sohn einer gutbürgerlichen Familie aus Brig hatte zuvor eine steile Karriere gemacht: Der promovierte Historiker mit einem MBA -Titel gehörte jahrelang dem Armeeekader in Bern an. Von 1994 bis 2008 war Igor P. sicherheitspolitischer Berater des Generalstabschefs und Chef der VBS-Sektion Partnerschaft für den Frieden.
Igor P. hatte jahrelang gut dotierte Beratermandate inne. Doch 2015 verlor er seine Stelle als PR-Manager beim Lobbyverband Swisselectric der Energieversorger.
Ausgesteuert
Ab dann war Igor P. arbeitslos. Er habe sich geweigert, einer Arbeit nachzugehen, die nicht seiner Ausbildung und seinem selbstgewählten sozialen Status entsprach, heisst es in der Anklageschrift.
Ab November 2016 war er ausgesteuert und hatte keinerlei Einkünfte mehr.
Seine Beraterfirma ging ein Jahr später Konkurs. Die Forderungen beliefen sich auf insgesamt 1,675 Mio. Fr. Die Villa seiner Eltern, in der die junge Familie lebte, sollte zwangsversteigert werden.
Fassade aufrecht erhalten
Trotzdem tat Igor P. gegen aussen so, als sei alles in Ordnung. Er sei bis zum Mord an seiner Freundin «geradezu krampfhaft darum bemüht» gewesen, die «Fassade des erfolgreichen Stadtbürgers» aufrechtzuerhalten, so die Anklage.
Deshalb sei er nie aufs Sozialamt gegangen, selbst dann nicht, als er nicht einmal genug Geld für den Einkauf von Lebensmitteln für die Familie gehabt habe.
Freunde auf der Strasse angebettelt
Ab Ende 2015 erbettelte Igor P. bei zahlreichen Freunden teilweise grössere Privatkredite. Diese konnte er kaum zurückzahlen.
Dann bat er «systematisch» auf der Strasse in Brig bei Kollegen und Drittpersonen «spontan» um Beträge von 50 Fr. bis 500 Fr., «damit er seine täglichen Einkäufe von hochwertigen Lebensmittel für den Lebensunterhalt der Familie überhaupt noch bestreiten» konnte.
Im Mai 2017 wurde Igor P. in den Vorstand der CVP-Brig gewählt. Im Jahr zuvor hatte er für den Stadtrat von Brig kandidiert. Er sagte Rahel W. nie, dass er kein Geld mehr hatte.
Erster Tötungsversuch
Im Juli 2017 versuchte Igor P. ein erstes Mal, die Mutter seiner beiden kleinen Kinder zu töten. Nach einem heftigen verbalen Streit wollte sich das Paar mit Sex versöhnen.
Doch Igor P. versuchte, Rahel W. dabei mit seinem Ledergürtel von hinten zu strangulieren. Als sie bewusstlos wurde, alarmierte er die Ambulanz. «Gegenüber den Sanitätern war Igor P. sehr gelassen», heisst es in der Anklageschrift.
Rahel W. lag danach drei Tage auf der Intensivstation des Spitals Visp. Das Paar habe gegenüber Ärzten zunächst von einer zu langen Strangulation beim einvernehmlichen Geschlechtsverkehr gesprochen, schreibt die Staatsanwaltschaft des Kantons Wallis.
Igor P. ist wegen versuchten Mordes und Mordes angeklagt. Der zweitägige Prozess beginnt am nächsten Donnerstag in Brig.
*Namen der Redaktion bekannt