Daniel Koch im SRF-«Club»: «Es geht ohne zweiten Lockdown»
Das Wichtigste in Kürze
- Heute entscheidet der Bundesrat über weitere Corona-Verschärfungen.
- Laut Daniel Koch braucht es keinen zweiten Lockdown, aber «massive Einschränkungen».
- Zu erwarten ist offenbar ein «Teil-Lockdown» wie es im Kanton Wallis der Fall ist.
Heut entscheidet der Bundesrat über neue Corona-Massnahmen. Diese sind dringend nötig, um eine Überlastung des Schweizer Gesundheitssystems der Spitäler zu vermeiden.
Bereits am Montag forderte die Genfer Virologin Isabella Eckerle auf Twitter «so bald als möglich» einen Lockdown. «Es gibt keinen anderen Weg», schrieb sie.
Werde die Politik nicht sofort reagieren, dann werde die Schweiz diesen Winter eine riesige Zahl von Todesopfern und einen enormen wirtschaftlichen Schaden erleiden, so Eckerle.
Daniel Koch: «Braucht keinen zweiten Lockdown»
Anders sieht es Daniel Koch, der frühere Leiter Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit. Er sagte am Dienstagabend in der SRF-Sendung «Club», dass die Situation zwischen der ersten Welle und jetzt nicht die gleiche sei.
Man habe mehr Möglichkeiten und die Bevölkerung sei auch bereits besser informiert, sagt der ehemalige Mr. Corona und meint bestimmt: «Ich bin überzeugt, man kann es ohne zweiten Lockdown machen. Es braucht aber jetzt ganz massive Einschränkungen.»
Der ehemalige Mr. Corona macht aber auch klar, dass diese Einschränkungen «zeitlich absehbar sein» müssten. «Damit die Bevölkerung dahinter steht und begreift, ok, es kommt nachher wieder anders.» Man müsse auch «absolut verhindern», dass man «monatelang in einer Depression» versinke, so Koch.
Manuel Battegay: «Lockdown wäre übernächste Schritt»
Auch Manuel Battegay vom Leitungsteam der Covid-19-Taskforce macht in der Sendung klar, dass es jetzt noch keinen Lockdown brauche. Er betont aber: «Frau Eckerle sagt richtig, dass wir in einer ganz akuten Situation sind.»
Weil es eine Infektionskrankheit sei, bezeichnet Battegay es als «medizinischen Notfall». «Als Notfall der öffentlichen Gesundheit und auch von der Wirtschaft», so der Experte. Es brauche jetzt ein nüchternes, bestimmtes und sofortiges Handeln.
«Aber noch nicht einen Lockdown, sondern ein Bündel an Massnahmen», so der Chefarzt der Abteilung Infektiologie und Spitalhygiene am Universitätsspital Basel.
Es sei besser, man verfüge diese Massnahmen schnell und akzeptiere sie. Die Massnahmen müssten am Mittwoch beginnen, so Battegay. «Wir kommen nicht darum herum, wenn wir einen Lockdown verhindern wollen». Dieser ist laut dem Experten aber auch noch nicht vom Tisch, sondern wäre der «übernächste» Schritt.
Beschliesst der Bundesrat heute den «Teil-Lockdown»?
Es wird damit gerechnet, dass der Bundesrat heute Mittwoch neue Massnahmen im Kampf gegen die rasant steigenden Corona-Zahlen verordnet. Den Kantonen wurden am Wochenende Vorschläge für eine kurze Vernehmlassung unterbreitet.
Diese Vorschläge orientieren sich offenbar am Walliser Model – es ist eine Art «Teil-Lockdown». Der Südkanton hat am 22. Oktober das härteste Corona-Regime der Schweiz verhängt.
Konkret gilt: Bars, Clubs und Diskotheken sind geschlossen. Restaurants erhalten eine Sperrstunde um 22 Uhr und es dürfen nur 4 Personen an einem Tisch sein.
Besuche in Altersheimen und Spitälern gibt es nur in Notfällen, bei privaten Anlässen sind noch 10 Personen erlaubt. Gleiches gilt für Versammlungen im öffentlichen Raum.
Die Fachhochschulen setzten auf Fernunterricht, Kinos, Museen, Fitnesszentren, Konzertsäle machen zu. Kontaktsport wird verboten und in den Stadions gibt es nur noch Geisterspiele.
Darbellay bestätigt «Richtung Walliser Modell» für die ganze Schweiz
Der Walliser Staatsrat Christophe Darbellay bestätigt im «Club», dass der Bundesrat Massnahmen «in Richtung Walliser Modell» geplant hat. Gewisse Veränderungen könnte es bei der Anzahl Personen bei Versammlungen geben.
Ausserdem könnten die Schwellen für die Veranstaltungen «vielleicht» ein wenig grosszügiger ausfallen. «Denn es betrifft die ganze Schweiz», so Darbellay.
Ein grosser Unterschied gebe es bei den Masken im öffentlichen Raum draussen. «Dort muss man wohl in Zukunft Masken tragen», so Darbellay. Ausgenommen wäre der Wald oder auf Wanderwegen.