Darum ist der Prämienschock in AR heftiger als in AI
Die Prämien steigen – doch nicht überall in gleichem Ausmass: In Appenzell Ausserrhoden um 10,1 Prozent, in Appenzell Innerrhoden hingegen «nur» um 6,5 – warum?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Prämien werden nächstes Jahr im Schnitt um 8,7 Prozent auf 359.50 Franken ansteigen.
- Die Appenzeller Halbkantone finden sich auf gegenüberliegenden Seiten des Prämienanstiegs.
- In AR steigen die Prämien um 10,1 Prozent, in AI hingegen «nur» um 6,5 Prozent: Warum?
SP-Gesundheitsminister Alain Berset wurde gestern die unrühmliche Ehre zuteil, den rasantesten Prämienanstieg seiner Laufbahn zu verkünden: Im Schnitt schiessen die Prämien um 8,7 Prozent in die Höhe.
Schnell zeigt der Blick in die unterschiedlichen Kantone jedoch, dass der Anstieg längst nicht überall gleich gross ausfallen wird. Mit 10,1 Prozent ist der Kanton Appenzell Ausserrhoden einer der «Spitzenreiter».
Schwesterkanton Appenzell Innerrhoden ist mit 6,5 Prozent seinerseits eines der «Schlusslichter». Wie kommt es zu diesen Unterschieden?
Gegenüber Radio SRF erklärt die Innerrhoder Gesundheitsdirektorin, dass ihr Kanton wohl auch aufgrund seiner geringen Grösse «glimpflich davonkomme».
In einem Kanton mit tiefen Bevölkerungszahlen fielen die Schwankungen erfahrungsgemäss grösser aus. So stiegen die Prämien in Appenzell Innerrhoden bereits letztes Jahr um 9,1 Prozent an: Höher als der Schweizer Durchschnitt von 6,6 Prozent.
Mehr Kliniken und mögliche Überversorgung?
Diese Zahlen sorgen im benachbarten Kanton Appenzell Ausserrhoden für Neid: Nach einem Anstieg von 8,1 Prozent im vergangenen Jahr werden die Prämien nun erneut um 10,1 Prozent steigen.
Yves Noël Balmer, zuständiger Regierungsrat in Ausserrhoden, erklärt: «Wir liegen immer noch im Durchschnitt». Er weist jedoch darauf hin, dass vor allem Spitalkosten zum Anstieg beitragen würden.
«Wir haben überproportional viele Spitalbetten zur Bevölkerung. Wir haben viele Kliniken auf Kantonsgebiet, und in gewissen Bereichen eine Überversorgung», sagt er gegenüber zu SRF und fügt hinzu: «Das scheint sich teilweise auch bei den Kosten niederzuschlagen».
Bessere Gesundheitskompetenz?
Die Bevölkerung von Appenzell Innerrhoden habe eine bessere Gesundheitskompetenz, so Balmer. Die Ausserrhoder würden schneller zum Arzt gehen als die Nachbarn. Dies belegen auch die Zahlen. Daher müsse man jetzt über die Gesundheitskosten sprechen und sie im neuen Regierungsprogramm priorisieren.
Simon Wieser, Leiter des Winterthurer Instituts für Gesundheitsökonomie, betont jedoch, dass diese Unterschiede auch rein zufällig entstanden sein könnten. Beispielsweise dann, wenn einzelne Patienten in Ausserrhoden besonders hohe Kosten verursachten – und dies in Innerrhoden nicht der Fall war.
Gleichzeitig stelle die Mentalität einen möglichen Grund für die unterschiedlich hohen Gesundheitskosten dar: «Wir sehen allgemein, dass die Kosten und Prämien in der Ostschweiz und der Zentralschweiz deutlich niedriger sind.» In der Westschweiz und in den Städten wiederum seien die Kosten deutlich höher.