Subventionen

Darum verschwinden Tageseltern trotz Mega-Nachfrage bei Kitas

Alexander König
Alexander König

Bern,

Es mangelt an Kita-Plätzen, gleichzeitig gibt es immer weniger Tageseltern. Das Problem: Viele Gemeinden streichen die Subventionen.

Tagesmutter liest Kindern vor
In der Schweiz gibt es immer weniger Tageseltern. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz gibt es immer weniger Tageseltern.
  • Ein Grund: Viele Gemeinden streichen Subventionen. Zudem sind mehr Mütter erwerbstätig.
  • Gleichzeitig stossen aber die Kitas an ihre Auslastungsgrenzen.

Kitas stossen an ihre Kapazitätsgrenzen, es herrscht akuter Personalmangel. Gleichzeitig gibt es immer weniger Tageseltern, die fremde Kinder bei sich zu Hause betreuen. Wie passt das zusammen?

Maximiliano Wepfer vom Kinderbetreuungs-Dachverband Kibesuisse erklärt: «Tagesfamilien werden durch die zwei anderen Betreuungsformen konkurrenziert: für den vorschulischen Bereich durch die Kitas und für den schulischen Bereich durch die schulergänzenden Tagesstrukturen.»

In einigen Ortschaften erhalten Tagesfamilien laut Wepfer keine Subventionen mehr. Grund: Die Gemeinden wollen ihre eigenen Betreuungsangebote auslasten. Dass es immer mehr Tagesschulen gibt, verschärfe die Angelegenheit nur weiter.

Eltern im Schichtdienst auf Tageseltern angewiesen

Das ist ein Problem, denn: «Tagesfamilien schliessen oft vorhandene Lücken im lokalen Betreuungsnetz.» Es handle es sich um ein wichtiges flexibles Angebot. «Unter anderem aufgrund des familiären Settings, das sich für Kinder eignet, für die ein Grossgruppen-Setting nicht infrage kommt.»

Dann gebe es noch Eltern, die auf Abruf oder im Schichtdienst arbeiten. Auch sie seien auf Tagesfamilien angewiesen, «um die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie zu gewährleisten.» Hier seien Bedarf und Nachfrage nach wie vor gross.

Gemeinden streichen Subventionen

Wepfer stört die geringe Bereitschaft der Behörden, für die Betreuung in Tagesfamilien angemessen zu zahlen.

«Tagesfamilien werden nicht in allen Gemeinden und Kantonen subventioniert.» Darum fordert Kibesuisse, dass die Behörden Rechtsgrundlagen zu Tagesfamilien mit Regulierungen zur Qualität und Finanzierung erarbeiten.

Aktuell würden Tagesmütter wie auch andere Angehörige von Care-Berufen zu wenig gewürdigt. Und zwar, weil sie als «Mütter mit natürlichen Fähigkeiten» angesehen werden. «Jede Stunde für die Weiterbildung oder den Grundbildungskurs ist schon eine zu viel.»

Auflagen für Tageseltern strenger

Philippe Gnaegi, Direktor vom Familienverband Pro Familia erklärt sich das Verschwinden von Tageseltern so: «Es gibt immer mehr Frauen, die arbeiten.» Ein Grossteil der Tageseltern sind Mütter. Arbeiten sie, fallen sie auch als Betreuungsperson für andere Kids weg.

Dass mehr Mütter arbeiten, habe verschiedene Gründe. Unter anderem sei es für Familien immer schwieriger, mit nur einem Lohn auszukommen. «Wenn beide Eltern arbeiten, hat natürlich auch niemand Zeit, Tagesvater oder -mutter zu sein.»

Von wem lassen Sie Ihre Kinder betreuen?

Hinzu kämen immer mehr Auflagen: «Tageseltern müssen einen bestimmten Wohnraum vorweisen können. Nur wenige wollen da hineininvestieren.» Die vergleichsweise schlechte Bezahlung sei zudem auch nicht gerade motivierend.

Dass Kitas gleichzeitig für viele Eltern zu teuer sind, sei unglücklich. «Es wäre schade, wenn Frauen zu Hause bleiben müssen, nur weil sie die Kosten für Kitas nicht stemmen können.»

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Kommentare

User #1062 (nicht angemeldet)

Als allererziehende , arbeite als Pflegefachfrau 80% . Kindsvater zahlt nicht , alimentenbevorschussung bekomme ich nicht da ich 300 Fr zuviel verdiene. Wie soll ich mit einem Lohn von 4200 ausbezahlt die Kita kosten zahlen ? Und gibt es eine Kita die meine Unregelmäßigen Arbeitszeit mitträgt ? Schreit nach Fachpersonnen, Kinder brauchen wir auch , wer soll sonst meine AHV einzahlen. Job aufgeben und aufs Sozialamt? Keine Kinder ? Wer bilden wir dann als Fachkräfte aus ? Irgend etwas geht nicht auf. Kinder aufziehen ist auch ein Beitrag an die Gesellschaft .

Scherrba

Das System Kinder Betreuung geht hinten und vorne nicht auf! Lösung: Wenn jemand Kinderhaben will, muss ein Elternteil (sharing) die Betreuung in den ersten 3 Lebensjahre des Kindes selber übernehmen. Bei finanziellen Problemen (trotzdem Kinder?), subventioniert der Staat die Familie direkt mit max. CHF 2000. - /mtl. Im 3. Lebensjahr freiwillige Spielgruppe um das Kind an Fremdbetreuung zu gewöhnen. Ab dem 4. Lebensjahr Schulsysteme mit Betreuung.

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