Es mangelt an Kita-Plätzen, gleichzeitig gibt es immer weniger Tageseltern. Das Problem: Viele Gemeinden streichen die Subventionen.
Tagesmutter liest Kindern vor
In der Schweiz gibt es immer weniger Tageseltern. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz gibt es immer weniger Tageseltern.
  • Ein Grund: Viele Gemeinden streichen Subventionen. Zudem sind mehr Mütter erwerbstätig.
  • Gleichzeitig stossen aber die Kitas an ihre Auslastungsgrenzen.
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Kitas stossen an ihre Kapazitätsgrenzen, es herrscht akuter Personalmangel. Gleichzeitig gibt es immer weniger Tageseltern, die fremde Kinder bei sich zu Hause betreuen. Wie passt das zusammen?

Maximiliano Wepfer vom Kinderbetreuungs-Dachverband Kibesuisse erklärt: «Tagesfamilien werden durch die zwei anderen Betreuungsformen konkurrenziert: für den vorschulischen Bereich durch die Kitas und für den schulischen Bereich durch die schulergänzenden Tagesstrukturen.»

In einigen Ortschaften erhalten Tagesfamilien laut Wepfer keine Subventionen mehr. Grund: Die Gemeinden wollen ihre eigenen Betreuungsangebote auslasten. Dass es immer mehr Tagesschulen gibt, verschärfe die Angelegenheit nur weiter.

Eltern im Schichtdienst auf Tageseltern angewiesen

Das ist ein Problem, denn: «Tagesfamilien schliessen oft vorhandene Lücken im lokalen Betreuungsnetz.» Es handle es sich um ein wichtiges flexibles Angebot. «Unter anderem aufgrund des familiären Settings, das sich für Kinder eignet, für die ein Grossgruppen-Setting nicht infrage kommt.»

Tagesmutter spielt mit Kindern
Tageseltern gibt es in der Schweiz immer wie weniger. (Symbolbild)
frau homeoffice
Das liegt unter anderem daran, dass immer mehr Mütter erwerbstätig sind. (Symbolbild)
Frau in einer Kita
Aber auch Kitas machen den Tageseltern zu schaffen. Diese werden nämlich viel mehr subventioniert. (Symbolbild)
Kinder spielen im Sandkasten
Kitas stossen aber zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen. (Symbolbild)
Mutter und Kinder in Kita
Gleichzeitig sind diese für viele Familien viel zu teuer. (Symbolbild)

Dann gebe es noch Eltern, die auf Abruf oder im Schichtdienst arbeiten. Auch sie seien auf Tagesfamilien angewiesen, «um die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie zu gewährleisten.» Hier seien Bedarf und Nachfrage nach wie vor gross.

Gemeinden streichen Subventionen

Wepfer stört die geringe Bereitschaft der Behörden, für die Betreuung in Tagesfamilien angemessen zu zahlen.

«Tagesfamilien werden nicht in allen Gemeinden und Kantonen subventioniert.» Darum fordert Kibesuisse, dass die Behörden Rechtsgrundlagen zu Tagesfamilien mit Regulierungen zur Qualität und Finanzierung erarbeiten.

Aktuell würden Tagesmütter wie auch andere Angehörige von Care-Berufen zu wenig gewürdigt. Und zwar, weil sie als «Mütter mit natürlichen Fähigkeiten» angesehen werden. «Jede Stunde für die Weiterbildung oder den Grundbildungskurs ist schon eine zu viel.»

Auflagen für Tageseltern strenger

Philippe Gnaegi, Direktor vom Familienverband Pro Familia erklärt sich das Verschwinden von Tageseltern so: «Es gibt immer mehr Frauen, die arbeiten.» Ein Grossteil der Tageseltern sind Mütter. Arbeiten sie, fallen sie auch als Betreuungsperson für andere Kids weg.

Dass mehr Mütter arbeiten, habe verschiedene Gründe. Unter anderem sei es für Familien immer schwieriger, mit nur einem Lohn auszukommen. «Wenn beide Eltern arbeiten, hat natürlich auch niemand Zeit, Tagesvater oder -mutter zu sein.»

Von wem lassen Sie Ihre Kinder betreuen?

Hinzu kämen immer mehr Auflagen: «Tageseltern müssen einen bestimmten Wohnraum vorweisen können. Nur wenige wollen da hineininvestieren.» Die vergleichsweise schlechte Bezahlung sei zudem auch nicht gerade motivierend.

Dass Kitas gleichzeitig für viele Eltern zu teuer sind, sei unglücklich. «Es wäre schade, wenn Frauen zu Hause bleiben müssen, nur weil sie die Kosten für Kitas nicht stemmen können.»

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