Darum verzichten immer mehr Gemeinden auf Spartageskarten
Immer mehr Gemeinden im Kanton Bern verkaufen keine Spartageskarten mehr. Der Grund: seit Ende 2023 grosser personeller Aufwand, aber wenig finanzieller Ertrag.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Gemeinde Burgdorf im Kanton Bern verkauft keine Spartageskarten mehr.
- Grund dafür: Hoher Aufwand, während die Nachfrage sinkt und der Ertrag gering ausfällt.
- Auch andere Gemeinden in der Schweiz verkaufen die Spartageskarten deshalb nicht mehr.
Wer mit einer günstigen Gemeinde-Tageskarte reisen will, kann sich im Kanton Bern auf immer weniger Gemeinden verlassen.
Denn die Spartageskarten werden immer weniger nachgefragt. Zudem sind sie für die Gemeinden ein Aufwand, der sich kaum lohnt.
So hat nun auch Burgdorf BE beschlossen, künftig keine Spartageskarten für den öffentlichen Verkehr mehr zu verkaufen.
Der Grund dafür ist laut einem Communiqué der Burgdorfer Behörden simpel. Der Verkauf der Spartageskarten sei seit Anfang 2024 «komplex und ausserordentlich zeitaufwendig».
Das, während die Erträge der Gemeinde dafür zeitgleich sehr tief ausfallen.
15 Minuten pro Tageskarte bei nur 3300 Franken Verdienst pro Jahr
Was das konkret bedeutet, erklärt Urs Lüthi, Leiter der federführenden Einwohnerdienste Burgdorf, gegenüber der «Berner Zeitung».
Auch nach Monaten seien die Gemeinde-Angestellten bis zu 15 Minuten mit dem Verkauf der günstigen Tageskarten beschäftigt. Wegen der vielen Fragen der Kundinnen und Kunden habe man «Reisezentrum spielen» müssen.
Bei 1500 Karten im Jahr kamen so unzählige Stunden Arbeit zusammen. Gleichzeitig verdiente die Gemeinde Burgdorf mit dem Verkauf der Karten nur 3300 Franken pro Jahr. Ein Aufwand, der sich nicht rechnete.
Doch warum ist der Verkauf der Spartageskarten per Ende 2023 so kompliziert geworden?
Spartageskartenverkauf nun via Ticketpool
Bis zu diesem Zeitpunkt wurden von den Gemeinden bereits vorgedruckte Ticketblöcke verkauft. Jedes Mal, wenn ein Kunde oder eine Kundin eine solche Tageskarte erwerben wollte, wurde die Karte des gültigen Tages abgerissen.
Einzige Hürde für die Gemeinden damals: Sie mussten einen ganzen Block an Spartageskarten kaufen. Wer Ende Jahr nicht alle verkaufte, blieb auf den Kosten sitzen.
Nun ist alles anders. Seit Anfang 2024 müssen sich die Verwaltungsangestellten in einen Ticketpool einloggen. Dort wird den beteiligten Gemeinden ein tägliches Ticketkontingent zur Verfügung gestellt.
Dann wird der Namen der Kundin oder des Kunden eingetippt, das Ticket ausgedruckt und kassiert.
Gemeinden kritisieren neues System – und steigen aus
Ein Prozedere, das schon länger kritisiert wird und auch schon andere Gemeinden zum Ausstieg aus dem Angebot bewogen hat. So zum Beispiel die Berner Gemeinden Langenthal, Belp, Lyss, Biel, Huttwil, Langnau und Zäziwil.
Aber auch die Stadt Basel, Werthenstein LU und Oberglatt ZH sowie weitere Gemeinden sehen vom Verkauf der Spartageskarten ab.
Der Grund auch in diesen Gemeinden: Hoher zeitlicher und personeller Aufwand bei immer weniger Nachfrage und niedrigem Ertrag.
Kleinere Gemeinden halten an Spartageskarten fest
Kleinere Gemeinden sehen dies tendenziell anders. So beispielsweise die Gemeinde Oberthal im Emmental. Sie hält laut der «Berner Zeitung» an den Tageskarten fest.
Denn die Bevölkerung schätze das Angebot und die Spartageskarten würden regelmässig nachgefragt.
Was aber auffalle: Auch die auswärtige Bevölkerung frage in der Gemeinde nach Tageskarten. Dies wohl, weil Nachbargemeinden aus dem Angebot ausgestiegen seien.