Das passiert, wenn du jemandem deinen Skipass ausleihst
Mit Kameras an Drehkreuzen kommt das Skigebiet Verbier VS Schwarzfahrern auf die Schliche und kassiert so jährlich 100'000 Franken. Was tun andere Skigebiete?
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Das Wichtigste in Kürze
- Immer wieder leihen Skifahrerinnen und Skifahrer Skipässe von Bekannten aus.
- Die Skistation Verbier VS kassiert von solchen Schwarzfahrern jährlich 100'000 Stutz ein.
- Auch andere Skigebiete setzen Kameras zur Kontrolle ein, andere setzen auf Stichproben.
Skifahren ist in der Schweiz ein teurer Spass. Für manche Wintersportler ist deswegen die Versuchung gross, sich die Saisonabos von Bekannten auszuleihen, um Geld zu sparen.
Doch das Schwarzfahren kann teuer enden, wie aktuelle Beispiele zeigen. So kassiert das Skigebiet Verbier VS von solchen Schwarzfahrern jährlich 100'000 Franken ein. Dies gelingt, weil in den Drehkreuzen Kameras installiert wurden.
Jedes Mal, wenn jemand diese passiert, wird ein Foto geschossen. So ist eine Rückverfolgung möglich, Kleider oder Gesicht werden einem bestimmten Skipass zugeordnet. Den Betrügern drohen Strafen zwischen 100 und 400 Franken.
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Auch in Davos GR wurde ein 16-jähriger Schwarzfahrer erwischt. Er hatte das Saisonabo benutzt, das dem Vater eines Freundes gehörte.
Da sie nachweisen konnten, dass er bereits am Vortag mit demselben Abo unterwegs gewesen war, verhängten sie eine saftige Strafe: 1000 Franken – also 500 Franken pro Tag!
Auch am Flumserberg SG hat es Kameras an Drehkreuzen
Nau.ch hat nachgefragt, wie andere Skigebiete gegen Schwarzfahrer vorgehen. Und wie hoch dort die Strafen dafür sind.
«Wir kontrollieren in unregelmässigen Abständen die Verwendung der Jahreskarten», sagt Katja Wildhaber von den Bergbahnen Flumserberg SG. «Dabei vergleichen wir das Foto auf den Abos mit den stichprobenmässig erstellten Fotos der Drehkreuze.»
Komme es zu einem Ticketmissbrauch, sende man dem Jahreskartenbesitzer ein Schreiben mit Datum, Uhrzeit und Drehkreuz-Standort des Missbrauchs. «Wir sperren die Jahreskarte und stellen 250 Franken Umtriebsentschädigung sowie die entgangenen Tageskarten in Rechnung.»
Sobald dies bezahlt sei, werde die Jahreskarte wieder entsperrt. Zudem führe man an gewissen Tagen persönliche Stichproben an den Drehkreuzen durch. Wildhaber hält aber fest: «Wir gehen im Grundsatz immer davon aus, dass die Gäste ehrlich sind und diese sich auf einen tollen Skitag freuen.»
Adelboden-Lenk BE kontrolliert stichprobenmässig
Die Bergbahnen Adelboden-Lenk BE kontrollieren einerseits die Ticketnutzung in den Stationen, wie Sprecherin Stefanie Inniger erklärt.
Das geschehe etwa bei auffälligem Verhalten oder falscher Ticketkategorie. Andererseits führe geschultes Personal stichprobenmässige Kontrollen durch.
Missbräuchlich verwendete, gefälschte beziehungsweise gesperrte Tickets würden dabei eingezogen werden.
Auch hier kann es also böse enden, wenn man seinen Skipass jemandem ausleiht.
Demjenigen, der mit dem falschen Skipass erwischt wird, ergeht es nicht besser.
«Wer erwischt wird, muss ein ordentliches Tagesticket erwerben. Im Falle eines Missbrauchs wird überdies ein Zuschlag von 200 Franken erhoben. Bei Fälschung beträgt dieser Zuschlag 400 Franken.»
Wer dies nicht sofort zahlen könne, müsse eine Sicherheit leisten, deren Zahlung innert drei Tagen zu erfolgen habe. Ansonsten könnten weiter Gebühren erhoben werden.
«Eine zivil- und strafrechtliche Verfolgung behalten wir uns vor.» Zahlen zu der Menge der erwischten Schwarzfahrer wolle man bewusst nicht nennen.
Kontrollmassnahmen an Eingängen bei Andermatt Sedrun Disentis
Auch Pascal Schär, Leiter Andermatt Sedrun Disentis Marketing AG, möchte keine Zahlen zu Vorfällen nennen. Die Anzahl der festgestellten Verstösse bleibe aber stabil. Kontrollmassnahmen gebe es vor allem an den Eintrittsportalen.
«Wird ein unübertragbarer Datenträger mit Zustimmung des Kartenbesitzers von einem Dritten benutzt, wird der Datenträger eingezogen.»
Auch hier gilt: Der Besitzer der Karte kommt dran. Sie wird erst gegen Entrichtung einer Konventionalstrafe von 250 Franken dem Kartenbesitzer zurückgegeben.
«Der unberechtigte Benützer muss ein Ticket lösen. Und hat zudem eine Umtriebsgebühr von 250 Franken zu bezahlen, welche direkt vor Ort einkassiert wird. Eine Strafanzeige bleibt in diesem Fall vorbehalten», sagt Schär.
«Konsequente Stichprobe» in Arosa GR
Im Skigebiet Arosa Lenzerheide GR finden regelmässig Stichproben an den Anlagen statt, wie Reto Wyss erklärt. Zusätzlich kontrolliere das Personal via Bildschirm die gelesenen Tickets.
«Passiert eine männliche Person mit einem Ticket, welches eine weibliche Person als Ticketinhaberin ausweist, fällt dies auf. Das Gleiche gilt für Kinder/Erwachsene und so weiter.»
Eine Veränderung im Schwarzfahrerverhalten habe man nicht feststellen können. Anlass zu einer Verschärfung sehe man deshalb nicht. «Die konsequenten Stichproben haben sich vermutlich bei den Gästen herumgesprochen, so dass die Versuchung, sein Glück zu versuchen, klein ist.»
Zahlen zur Anzahl Schwarzfahrer will auch Wyss nicht nennen. Auch zu allfälligen Strafen macht er keine Angaben.
KI könnte Überwachung erleichtern
Seilbahnen Schweiz verfüge über keine Datenbank, in welcher Schwarzfahrer-Vorfälle registriert werden, heisst es auf Anfrage von Nau.ch.
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Eine Kamera-Überwachung wie jene in Verbier sei «kein Sonderfall», sagt Barbara Gnägi. «Eine Überwachung mit Videokameras und entsprechend ausgebildetem Personal ist zwar kostenintensiver, erleichtert die Kontrollen jedoch massgeblich.»
Neben der Kontrolle werde dabei auch die Sicherheit der Gäste beim Ein- und Aussteigen erhöht. Zudem könne die Anlage rasch gestoppt werden. «Wir gehen davon aus, dass mit dem Einsatz von KI die Überwachung von Wintersportlern ohne gültigen Ausweis künftig erleichtert wird.»