Schweizer zieht es im Winter immer mehr ins Warme
Die Preise für Skiferien klettern in die Höhe – auf die Malediven zu fliegen, kann billiger sein. Immer mehr Schweizer zieht es im Winter in die Ferne.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer entfliehen dem Winter.
- Reisebüros jubeln über eine hohe Nachfrage nach Fernreisen.
- Besonders beliebt sind Reisen auf die Malediven.
Wer in der Schweiz Skiferien machen will, muss tief in die Tasche greifen. Denn sowohl Ferienwohnungen als auch Ski-Billette werden immer teurer, wie eine kürzlich veröffentlichte Comparis-Auswertung zeigt.
Zudem setzen viele Skigebiete auf dynamische Preise. In Spitzenzeiten können so deutlich höhere Kosten zustande kommen.
Konsumentenschützerin Sara Stalder kritisierte diese Praxis in einem Interview mit dem «Spiegel». «Inzwischen ist es manchmal günstiger, auf die Malediven zu fliegen, als eine Woche Ski zu fahren», so Stalder.
Hängen also immer mehr Schweizer die Skier an den Nagel und fliegen stattdessen im Winter der Sonne entgegen? Nau.ch hat sich am Flughafen Zürich bei Reisenden umgehört.
«Lieber Strand als Schnee»
Selina freut sich auf ihre Reise nach Mexiko. «Mein Sport ist mehr das Tauchen als das Skifahren, deswegen zieht es mich in die Wärme», sagt sie. Auch der Kostenpunkt spreche gegen die Skiferien.
Sie bevorzuge jedoch sowieso Sommer und Sonne. «Daher lieber der weisse Strand als der weisse Schnee», hält sie fest.
Michelle und Lara fliegen ins Trainingslager in die Türkei, statt Ski zu fahren.
Hohe Nachfrage nach Fernreisen
Auch viele Reisebüros berichten, dass Reisen in die Wärme im Winter immer beliebter werden.
«Derzeit ist die Nachfrage nach Fernreisen im Winter tatsächlich hoch und liegt auch über dem Vorjahresniveau», sagt Kuoni-Sprecher Markus Flick. «Beliebt in den Wintermonaten sind etwa die Karibik, Thailand oder eben die Malediven.»
Er merkt aber an, dass die Malediven sich nicht durch einen hohen Unterhaltungsfaktor auszeichnen, sondern durch ihre Unterwasserlandschaften und Abgeschiedenheit. Das erschwere einen Vergleich zum Schneesport in der Schweiz.
Tui-Sprecherin Sonja Ptassek bestätigt den Trend ebenfalls, dass immer mehr Menschen dem Winter entfliehen. Sowohl bei den Fern- als auch bei den Nahzielen sei ein Buchungszuwachs zu sehen.
«Vor allem die sonnensicheren Ziele auf der Fernstrecke entwickeln sich erfreulich, die Malediven liegen auf Platz zwei», so Ptassek. Zu den Top fünf Winter-Zielen würden zudem Thailand, die Vereinigten Arabischen Emirate, die Dominikanische Republik und die USA zählen.
Und auch Hotelplan-Sprecherin Sara Vidal sagt: «Unsere Kundinnen und Kunden verreisen in den Wintermonaten gerne in wärmere Gefilde, um Sonne zu tanken.» Die Nachfrage bleibe auf einem «konstant hohen Niveau».
Auch bei Hotelplan gehören die Malediven diesen Winter zu den «Top-Destinationen im Langstreckenbereich». Vidal hält fest: «Warme Traumdestinationen sind im Winter bei Menschen jeden Alters äusserst beliebt.»
Rund 37 Prozent der Kunden, die Malediven- oder Thailand-Reisen buchen, seien zwischen 50 und 70 Jahre alt. Rund 13 Prozent der verkauften Reisen zu diesen Destinationen werden von 18- bis 30-Jährigen gebucht.
USA-Flüge beliebt
Die Swiss verzeichnete zwar laut Sprecherin Meike Fuhlrott zuletzt keinen «nennenswerten Trend», dass mehr Flüge in die Wärme gebucht werden. Aber: «Wir können jedoch bestätigen, dass die Nachfrage nach Langstreckenflügen auch im Winter seit vielen Jahren gross ist», so Fuhlrott.
In diesem Jahr gebe es eine «starke Nachfrage» auf den USA-Flügen, wie etwa nach Los Angeles, San Francisco und Miami.
Auch Edelweiss-Sprecher Andreas Meier sagt: «Die Nachfrage aus der Schweiz auf der Langstrecke blieb im Vergleich zum Vorjahr grösstenteils stabil.» Der Trend in die Malediven entspreche ungefähr dem Vorjahr.
«Colombo in Sri Lanka und Kapstadt in Südafrika sind dieses Jahr besonders beliebt», hält Meier fest.
Preis nicht zwingend Hauptmotivation
Dem Winter zu entfliehen, sei jedoch kein neuer Trend, betont Kuoni-Sprecher Flick. Und der Preis stelle bei der Kundschaft nicht zwingend den Hauptbeweggrund dar. «Sondern eben der Wunsch nach Ferne, Sonne und Strand.»
Und Hotelplan-Sprecherin Vidal fügt hinzu, dass es nicht alle Kunden im Winter in die Sonne zieht. Auch Skipauschalen seien gefragt. «Zudem sehen wir eine grosse Nachfrage nach Reisen nach Finnland, Norwegen, die USA und Japan», so Vidal. «Um die kalte Jahreszeit in vollen Zügen zu geniessen.»