Das Zürcher Parlament genehmigt 11 Millionen Franken für die Projektierung eines Fussgängertunnels vom Stadelhofen zum Kunsthaus.
Fussgängertunnel
Anstelle von Gedränge sollen künftig am Stadelhofen Pendlerinnen und Pendler auf Rollbändern befördert werden. Die Stadt plant einen Fussgängertunnel in Richtung Kunsthaus. - KEYSTONE/Ennio Leanza

Die Idee eines 400 Meter langen Fussgängertunnels vom Zürcher Stadelhofen zum Kunsthaus wird weiterverfolgt. Dies hat das Parlament am Mittwoch entschieden. Es genehmigte rund 11 Millionen Franken für Projektierungskosten und Sicherungsarbeiten im Untergrund.

Mit diesem Ja werden als «Vorausmassnahmen» Zement-Injektionen in den Untergrund beim Stadelhofen gespritzt, um den Boden für einen allfälligen Tunnel-Bau zu stabilisieren. Zudem wird die Stadt die ambitionierte Idee vertieft abklären.

Die Zeit drängt jedoch, denn Auslöser für die Idee ist der Ausbau am Stadelhofen. Ab 2027 bauen die SBB dort ein viertes Gleis, was die Kapazität des Bahnhofs um 50 Prozent erhöhen dürfte.

Will die Stadt ihren Fussgängertunnel in Richtung Hochschulzentrum bohren, muss sie sich zeitlich und von den Abläufen her den SBB anpassen. «Wir sind nur die Juniorpartner», stellte SP-Stadträtin Simone Brander deshalb klar.

Kostenfrage bleibt offen

Es sei natürlich speziell, Geld zu genehmigen, ohne die Details zu kennen. Sie steht jedoch hinter dem Projekt, das die Menschenmassen möglichst rasch vom Stadelhofen wegtransportieren soll. «Tunnel sind eine Schweizer Spezialität. Wir können das.»

Was das Ganze kosten soll, ist unklar. Sicher ist bisher nur, dass der Tunnel mit Förderbändern und Rolltreppen mit zwischen 100 und 200 Millionen Franken zu Buche schlagen dürfte – oder noch mehr.

«Die Kosten sind hoch. Aber ich bin Team Tunnel», sagte Andreas Egli (FDP). Etwas visionär dürfe man ja sein.

Politische Meinungen gespalten

Gleicher Meinung war die GLP. «Wenn wir das jetzt nicht in Abstimmung mit den SBB angehen, ist die Idee für immer gestorben», sagte Carla Reinhard.

Auch die AL stimmte für die 11 Millionen. Sie wollte dies jedoch nicht als Zustimmung zum Tunnel verstanden wissen.

«Es ist nur eine Zustimmung zu vertieften Abklärungen», sagte Michael Schmid. Geteilter Meinung waren die Grünen. Einige befürworteten das Projekt oder zumindest die Abklärungen. Andere drückten auf den Nein-Knopf.

Sicherheitsbedenken und Realismus

«Fussgänger gehören an die Oberfläche, nicht in Tunnels», sagte Roland Hohmann. Ein 400 Meter langer Tunnel könne auch zu einem «Angst-Raum» werden.

Vor allem Frauen könnten sich unsicher fühlen. Geschlossen gegen Tunnel-Abklärungen stimmte die SVP.

«Visionen sind cool. Aber wir müssen auch etwas realistisch sein», sagte Stefan Iten. Es sei völlig unklar, was auf dem Preisschild stehe. «Und aus Erfahrung wissen wir, dass es ohnehin teurer wird.»

Die Zukunft des Projekts

Auch inhaltlich hat die SVP Zweifel. Sie findet den Tunnel zu kurz, weil er nur bis zum Kunsthaus geht und nicht hoch bis ins Hochschulquartier.

«Wer dort hinmuss, belastet den ÖV dann einfach ab dem Kunsthaus.» Das bringe doch nichts. In einem Jahr dürfte die Stadt das Grossprojekt vertieft abgeklärt haben.

Dann wird das Thema erneut in den Rat kommen. Das letzte Wort dürfte das Volk haben. Bis die ersten Personen auf Rollbändern transportiert werden, dürfte es bis in die 2030-er-Jahre dauern.

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