Das sagen Ukrainer zu Trumps Friedensverhandlungen
Donald Trump plant einen Frieden zugunsten Russlands. Ukrainer kritisieren es stark, fühlen sich aber auch hilflos und verraten.
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Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump wird von Ukrainern für seine Friedenspläne kritisiert.
- Es fühle sich an, als ob das Land zum Profit anderer verkauft werde.
- Sie finden auch die Forderung nach Neuwahlen unangemessen, es verstosse gegen das Gesetz.
Donald Trump ist bestrebt, den Ukraine-Krieg nach fast drei Jahren schnell zu beenden. Dafür hat eine Delegation um seinen Aussenminister Marco Rubio russische Vertreter getroffen. Der Präsident selbst hat mit dem russischen Machthaber Wladimir Putin telefoniert. Bei Verhandlungen sieht er keinen Platz am Tisch für die Ukraine.
Berichten zufolge will Trump, dass die Ukraine grosse Teile des Landes an Russland abgibt. Für Waffenlieferungen soll Kiew mit Seltenen Erden bezahlen. Gegenüber dem «Guardian» haben mehrere Ukrainer über die Pläne gesprochen. Sie äussern Zweifel, Ärger, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.
Iryna, eine Anwältin aus Kiew, beispielsweise sagt: «Dieser ‹Friedensprozess› ist nicht im Interesse der Ukrainer. Es ist lächerlich, so zu tun, als ob er es wäre.» Aus ihrer Sicht handelt es sich nicht um eine Verhandlung, sondern eher um eine «grausame Auktion».
Ihre grösste Sorge sei es, dass das Land verkauft werde, damit jemand anderes profitiere. «Die USA sehen uns nur als Vermögenswert, den sie verkaufen können.» Und Europa sei zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um helfen zu können.
Serhii bezeichnet Trumps Verhalten als «widerlich». Es sei sinnlos, ein gewöhnliches Friedensabkommen mit Russland auszuhandeln. Denn es würde bloss in ein weiteres Stück Papier verwandelt. Moskau ignoriere rechtlich bindende internationale Verträge regelmässig.
«Trump will Putin für seine Verbrechen belohnen»
«Trump kann seine Muskeln nur gegenüber einem Land spielen lassen, das sich an das Völkerrecht hält», so Serhii. Deshalb setze der Präsident die Ukraine unter Druck, damit sie Zugeständnisse mache und ein Abkommen zustande komme, das Moskau gefalle.
Yulia lebte in Mariupol, musste aber wegen des Angriffs fliehen. «Trump will nun meine Heimatstadt an Putin geben. Den Ort, an dem er Tausende Zivilisten töten liess. Trump schlägt vor, dass der Kreml mit diesem Verbrechen davonkommt und dafür mit der Stadt belohnt wird.»
Oleksandra aus Kiew sagt gegenüber dem «Guardian»: «Ich glaube, Trump kümmert sich überhaupt nicht um die Ukraine.» Dass das Land Seltene Erde für Waffen bezahlen müsse, sei «verrückt». Es fühle sich so an, als müsse das angegriffene Land Entschädigungen bezahlen.
«Ich fühle mich von den USA verraten»
Der 24-jährige Pavlo aus Lutsk sagt, angesichts der jüngsten Entwicklungen sei er «sehr pessimistisch, die Zukunft ist dunkel». Entweder die Ukraine kämpfe weiter, verliere Freunde und Familie im Krieg. Oder man stimme dem sehr schlechten Deal zu und lebe weiter in Angst vor neuen Aggressionen Russlands. «Ich fühle mich von den USA und von Europa verraten, sie hätten mehr tun können.»
Donald Trump wiederholte in den letzten Tagen auch die Kreml-Propaganda, dass Wolodymyr Selenskyj ein Diktator sei. Der US-Präsident verwies dabei darauf, dass seine Amtszeit eigentlich abgelaufen sei, dass er angeblich unbeliebt sei. Zudem fordert der Republikaner Neuwahlen.
Neuwahlen wären Chance für neue Offensive Russlands
In der Ukraine wurde wegen des Angriffs Russlands das Kriegsrecht ausgerufen. Gemäss der Verfassung ist es nicht erlaubt, Wahlen durchzuführen, während das Kriegsrecht gilt. Das betont auch Oleksandra aus Kiew. «Putin und Trump versuchen, uns dazu zu drängen, unser eigenes Rechtssystem zu ignorieren.»
Kiew müsste also das Kriegsrecht aufheben und Tausende Soldaten abziehen. Dies würde Russland die perfekte Chance für eine Offensive geben.
Auch Pavlo widerspricht den Darstellungen Trumps: Selenskyj werde «weithin als akzeptabler Anführer der Ukraine angesehen». Es gebe zwar Kritik an ihm und einigen seiner Minister. «Aber niemand, nicht einmal die Opposition, fände es eine gute Idee, jetzt Wahlen abzuhalten.»
Kritik kommt beispielsweise von Yulia, die aus Mariupol flüchten musste: Die Regierung unterstütze Geflohene in der Ukraine zu wenig. Sie seien auf Philanthropen aus Europa angewiesen. Dennoch lehnt sie Neuwahlen ab und sieht Selenskyj als den legitimen Präsidenten der Ukraine.