Stadt Basel

Deutsche Reichsbürger trafen sich heimlich in Basel

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Basel,

Reichsbürger des Königreichs Deutschland trafen sich in Basel und wollten Schweizer rekrutieren. Der Vermieter des Treffpunkts wusste von nichts.

Königreich
Gegen die Reichsbürger kam es im vergangenen Dezember zu mehreren Razzien in Deutschland. Nun wollen sie auch Mitglieder in der Schweiz rekrutieren. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Deutsche Reichsbürger trafen sich mit möglichen Neumitgliedern in der Schweiz.
  • Langfristig wollen sie «Erneuerten Vereinten Nationen» aufbauen.
  • Der deutsche Verfassungsschutz warnt vor dem Königreich Deutschland.

Deutsche Reichsbürger lehnen die Staatsordnung ab und sind bestrebt, ein Königreich Deutschland (KRD) zu gründen. Rund 7000 Mitglieder zählt die Gruppierung, weitere sollen dazukommen. Deshalb lud das KRD Anfang November zu einer Veranstaltung in Basel, wie die WoZ berichtet.

Das Treffen fand in der Jugendstilvilla der Freien Musikschule Basel statt. Rund vierzig Mitglieder des Königreichs waren angereist. Ihr Ziel war es, Kaderleute zu rekrutieren. Von der Schweiz aus sollen dann die «Erneuerten Vereinten Nationen» aufgebaut werden.

Reichsbürger
Mit diesem Flyer wurde für den Event der Reichsbürger in Basel geworben. - telegram

Das KRD baut in Deutschland Parallelstrukturen auf. So wurden Grundstücke gekauft, um «Gemeinwohldörfer» zu errichten. Bezahlt wird mit einer eigenen Währung, auch eine Krankenversicherung gibt es. Diese nimmt aber nur Ungeimpfte auf und erstattet bloss Leistungen von Heilpraktikern.

Selbsternannter König ist Peter Fitzek, ein wegen Veruntreuung mehrfach vorbestrafter Deutscher. Er soll auch selbst bei anderen Treffen in der Schweiz anwesend gewesen sein. Beispielsweise bei einem Seminar für Staatsverweigerer in Speicher AR. Dort hatte eine dem KRD nahestehende Organisation ein Hotel gekauft und es zum KRD-Zentrum gemacht.

Königreich
Peter Fitzek ist der selbsternannte König von Deutschland. - keystone

Der Vorstand der Freien Musikschule distanziert sich auf Anfrage der «Basler Zeitung» von der Veranstaltung. Man habe den Saal «leichtgläubig und mit einer Portion Naivität» zur Verfügung gestellt. Dass das KRD der Veranstalter war, habe man erst im Nachhinein erfahren. Gemietet worden sei der Saal von einer Organisation namens «Leucht-Team-Seminar».

Über eine kurze Google-Suche kommt man über den Namen schnell auf die Seite der Organisation «Leucht-Turm». Diese bezeichnet sich selbst als «Ansprechpartner für Königreich Deutschland Interessierte». Gemäss der WoZ ist das Leuchtturm-Team der «Propagandaarm von Peter Fitzek».

Verfassungsschutz warnt vor Königreich Deutschland

Philipp Rappold, Präsident der Freien Musikschule, zeigt sich erschüttert über den Vorfall. Man habe nichts mit dem Königreich Deutschland zu tun. Eine Ärztin aus dem Basler Umland soll das Bindeglied gewesen sein. Sie habe Unterricht an der Schule genommen, mittlerweile aber Hausverbot erhalten.

Auch die Christoph-Merian-Stiftung, die Eigentümerin der Liegenschaft, war überrascht. Sie teilt mit, dass Vermietungen an extreme und extremistische Organisationen nicht mehr vorkommen würden.

Finden Sie es verständlich, dass die Staatsstrukturen in Deutschland abgelehnt werden?

Als solche kann das KRD eingestuft werden: Der deutsche Verfassungsschutz warnt vor dessen extremistischen Natur. Es zeige sich offen antisemitisch und unterhalte Verbindungen zu völkischen und rechtsextremen Gruppierungen. Der Verfassungsschutz warnt auch vor der Waffenaffinität von Reichsbürgern.

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