Deutscher Auswanderer: Schweiz ist nur toll, bis man 55 ist

Rosa Schmitz
Rosa Schmitz

Zürich,

Der Deutsche Niklas Nowak ist zum Geldverdienen in die Schweiz gezogen. Viel mehr hat unser Land aber nicht zu bieten, sagt er.

Niklas Nowak
Niklas Nowak lebt seit vier Jahren in der Schweiz. - Screenshot ZDF

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Deutsche Niklas Nowak verdient in der Schweiz drei- bis viermal mehr als daheim.
  • Aus diesem Grund lebt er seit vier Jahren in Zürich.
  • Unser Land habe grosse finanzielle Möglichkeiten zu bieten, so der 28-Jährige.
  • Allerdings lasse das soziale Leben zu wünschen übrig.

«Ich stehe zu dem, was ich sage», sagt Niklas Nowak. «Ich bin in die Schweiz gekommen, weil ich Geld wollte – das ist Fakt.» Der 28-Jährige aus Reutlingen (Baden-Württemberg) lebt seit vier Jahren in Zürich. Bekannt wurde er durch eine ZDF-Reportage, in der er von gratis Massagen dank Schweizer Krankenkasse schwärmte. Daraufhin erntete er viel Kritik.

Finanziell geht es Niklas bei uns gut. Am Flughafen Zürich verdient er, laut eigenen Angaben, das Drei- bis Vierfache von seinem früheren deutschen Lohn. Konkret seien das 6000 Euro (5870 Franken) netto – in den Spitzenmonaten. «Natürlich mit Überzeit und allem Drum und Dran», sagt Nowak. Zum Vergleich: In Deutschland verdiente er im Schnitt gerade einmal 1800 Euro (rund 1760 Franken).

Darum ist der 28-Jährige hier. So wie 300'000 andere Deutsche auch. Und 65’000 Grenzgänger. Nau.ch konnte mit dem Wahl-Schweizer sprechen. Für ihn steht fest: die Schweiz sei vor allem ein Goldesel.

«Grund Nummer Eins ist für die allermeisten Einwanderer das Geld. Es regiert schliesslich die Welt», sagt Nowak. Die Schweizer Währung ist stärker als der Euro, die Inflation niedrig.

Geld regiert die Welt

Nowak glaubt, dass wir Schweizer diese Faszination mit unserer Wirtschaft nicht ganz verstehen. Für ihn wenig verwunderlich. Über uns Schweizer sagt er: «Sie leben schon in Villa Kunterbunt auf Wolke Sieben. Dort fliesst Honig in den Bächen und die Strassen sind aus Gold.»

«Würden sie mal ein Jahr in Deutschland arbeiten – für 1500 Euro im Monat, würde ihnen der Spass schnell vergehen. Sie würden alles dafür tun, wieder in der Schweiz arbeiten zu können», ist Nowak überzeugt. So wie die deutschen Auswanderer, «die alle Tassen im Schrank haben».

Wie wichtig ist dir Geld?

Nowak macht aus allem, was die Schweiz zu bieten hat das Beste. «Ich komme aus Deutschland, aber ich arbeite hart. Ich spreche schon recht gut Schweizer Deutsch, Züri-Slang sogar. Ich integriere mich, habe viele Schweizer Freunde und so.»

Von diesem Zugang ist er überzeugt. «Es ist ein Geben und Nehmen», sagt Nowak. Ab und zu gönnt sich der 28-Jährige dann eben einen Wellnesstag bei einem Krankenkassen-anerkannten Massagetherapeuten, wie er beim ZDF erklärte.

«Das kann mir aber keiner vorwerfen», wehrt er sich gegen Kritik. Denn: «Ich nütze meine Krankenkasse so gut wie nie, denn ich bin nie krank. Ich achte sehr auf meine Gesundheit.»

Kein perfektes Auswanderungsland

Allerdings ist die Schweiz nicht das perfekte Auswanderungsland. «Für mich ist auch der Lifestyle wichtig», sagt der 28-Jährige. Und holt aus: «Die Schweiz ist ein gutes Land für Menschen zwischen 35 bis 55 Jahre, die gut verdienen wollen. Für jüngere oder ältere Menschen ist die Schweiz Vollzeit nicht das Richtige. Sie sollten möglichst viel Zeit im Ausland verbringen.»

Der Grund: «In der Schweiz ist kein Spass», so Nowak. Eine Einschätzung, mit der er nicht der Einzige ist. Letztes Jahr schnitten wir in der Kategorie «Eingewöhnung im Ausland» des sogenannten Expat-Rankings sehr schlecht ab. Wir belegten hier Platz 47 von 53 untersuchten Ländern.

Kritikpunkte: Jeder fünfte Befragte hält laut Umfrage die Schweizer Bevölkerung für unfreundlich. Mehr als die Hälfte findet es schwierig, Freundschaften mit Einheimischen zu schliessen. Und fast jeder vierte Expat fühlt sich hierzulande nicht willkommen.

Hingegen schätzen die Expats wie Niklas Nowak die hohe Lebensqualität – und die Arbeitskultur. In diesem Bereich wählen sie die Schweiz auf Rang 12. Vor allem bei der Unterkategorie «Gehalt» geben sie der Schweiz eine gute Note.

Aber das Land ist laut Nowak «festgefroren», mit «sehr konservativen» und «sehr kritischen» Leuten. Das soziale Leben bleibe auf der Strecke. Aus diesem Grund zieht es Nowak aktuell für ein Jahr nach Japan. Er sagt: «Da gibt es fett Entertainment.»

Kommentare

User #6538 (nicht angemeldet)

Ich denke mal laut: wenn er nie krank ist und die kk nie braucht, gehe ich davon aus, dass er eine hohe franchise hat. Wenn er nun einen wellnesstag zu einem massagetherapeut geht, dann muss er diesen mutmasslich selber bezahlen, weil die franchise höher ist?

User #3513 (nicht angemeldet)

In Japan ist es für Deutsche sicher einfacher Freundschaften zu schliessen als in der Schweiz.. schon deshalb weil Japanisch für Deutsche vermutlich einfacher zu verstehen ist als Schweizerdeutsch!!

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