Die Basler Fasnacht foppt die Schweiz mit ihren Schnitzelbängg
Auf den Strassen wird gepfiffen und getrommelt. In den Kellern gefoppt, gespottet und gelacht. Denn dort sind an der Fasnacht die Schnitzelbängg zu Gast.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Basler Fasnacht dauert von Montag bis Mittwoch.
- Auf den Strassen und Gassen sind die musizierenden Cliquen und Guggen zu hören.
- In den Beizen klopfen die Schnitzelbängg ihre zynischen Verse.
- Aufs Basler Fasnachts-Parkett kamen auch viele nationale Themen.
Seit Montag in der Früh tanzen am Rheinknie die Narren: Es ist Basler Fasnacht. Auf den Strassen wird während der drey scheenste Dääg fast pausenlos gepfiffen und getrommelt.
Am gestrigen Dienstag schmetterten neben den traditionellen Cliquen auch die rythmusgeladenen Guggen ihre Lieder in die Basler Luft.
Doch wer den Kopf der Basler Fasnacht sucht, findet ihn weder auf den Räppli-getränkten Strassen, noch in den Gassen.
Die zynischen zwinkernden und foppenden Denker der Rheinstadt nämlich warten anderswo. Die Schnitzelbängg sind unter der Erde in den zahlreichen Fasnachtskellern oder in den Bars und Beizen anzutreffen. Bewaffnet mit Larve, Örgeli und Wortwitz.
Schnitzelbängge an der Basler Fasnacht
Die Schnitzelbängge demontieren alles, was im letzten Jahr zu reden, zu lachen und zu seufzen gab. Wer den Schnitzelbänggen zuhört, blickt zugleich tief in die Basler Seele. Mit Skizzen und Karrikaturen illustrieren die Schnitzelbängge ihre Verse. Sie zeigen, was des Bebbis Seele im letzten Jahr beschäftigt hat.
Dazu gehört etwa das schlechte Englisch von Bundesrat Guy Parmelin. Oder der Rücktritt seiner Kollegen Doris Leuthard und Johann Schneider-Ammann.
Die «Dipflischysser» reimen:
«D Doris Leuthardt hett bim Ruggtritt gmaint
ein Auge lacht und eines weint.
Dr Schneider-Ammann git sich do glööst
ein Auge schläft, das andere döst.»
YB, Digitalisierung und die katholische Kirche
Den Sieg der Berner Young Boys über den FCB verarbeiten die Basler Fasnächtler in zahlreichen Versen. Der Bank «D'Schnapsbagge» packt den Seitenhieb Richtung Bern in seine Digitalisierungs-Kritik mit ein:
«Ych lies am Morge E-Paper, lueg uff d'E-Watch und fahr per E-Bike to the job.
Check deert E-Mail, gib E-Voting fir E-Learning, it's really top.
Wieder zrugg mach ych E-Banking, rauch e E-Zigi, aber s'isch e Katastrofe.
Nääbedraa wohnt e Y-B-Fan, dä I-diot spielt E-Gitarre, ych ha nit kenne yy-schloofe.»
Auch die «Giftspritzi» therapieren ihr FCB-Leid auf der Bühne. Eingewickelt in einen Seitenhieb gegen die Priester der katholischen Kirche.
«Letscht Friehlig - y ha gmaint, ych spinn,
Hogge im Zug fascht nur Kardinääl und Pfaffe dinn.
Die hänn verzellt, si kääme vo nooch und färn,
und pilgere mit Glaubensgnosse bis uff Bärn.
Es syg halt scho e bitzeli d'Luscht wo se alli wuurd styyre.
Wenn e huffe «Young Boys» e grossi Party fyyre.»
Hornkühe und Klimastreik an der Basler Fasnacht
Auch Hornkuhinitiative und Klimastreik gaben vielen Schnitzelbanggen zu denken. Und wer ökologisch denkt, landet früher oder später beim Tesla. Einige Exemplare – Flügeltüren inklusive – hatte die Basler Polizei erworben. Dafür erntet sie in vielen Kellern Hohn und Spott.
«Die neue TESLA - das freut d Bandite diebisch
sinn intelligänter, als unsere Schugger lieb isch.
Sytthäär isch d Polizei nit untätig bliebe,
me isch in dr Betriebsaalaityg uff Sytte siebe.»
(Fäärimaa)
Ein traditionelles Sujet für die Verse: Kantons-Feind Zürich. Auch dieses Jahr bekommt der Kanton bei den Schnitzelbängg sein Fett weg. Zur Formel E etwa wird geträllert: «Egal wie schnäll asd Fahre duesch - chunsch nie us Ziiri use.»
Provokante Senioren an der Fasnacht
Bereits lange vor der Fasnacht, gab das Logo der Kleinbasler Gugge Negro Rhygass zu reden. Die mediale Kritik nahmen die Fasnächtler sich zu Herzen – und beschlossen, jetzt erst recht zu provozieren.
Der Senioren-Verband der Basler Mittwochs-Gesellschaft (BMG Runzle) etwa. Auf ihrer Laterne stellen die Runzle «Deutschland wieder über alles».
Die «Alte Stainlemer» dagegen blicken ins Kleinbasel. Wo baselweit der höchste Ausländer-Anteil erhoben wurde, toben die Fasnächtler sich mit Sarkasmus aus.
«Was sich scheinbar mancher wünschen würde, nicht zu viele Türken, Serben, Kurden.» Vor 2 Jahren musste sich die @pnosofficial noch in die Basler #Fasnacht ein schleichen. Dieses Jahr haben sie mit den «Alti Stainlemer» wohl eine direkte Vertretung. #Basel #FremdenFeindlichkeit pic.twitter.com/6JYb3yo9LO
— Marcel Colomb (@MarcelColomb) March 12, 2019