Das Wichtigste in Kürze
- Die Formel E ist die höchstklassige Elektro-Rennserie unter dem Dach der FIA.
- Seit 2020 hat die Elektro-Serie den Status einer Weltmeisterschaft.
- Mit Sébastien Buemi holte in der Vergangenheit auch ein Schweizer den Titel.
Was die Formel 1 für den «konventionellen» Motorsport ist, das ist die Formel E für den Elektro-Rennsport: Die seit 2014 ausgetragene, rein elektrische Formel-Rennserie dient als Test-Umgebung für die Weiterentwicklung der Elektromobilität.
2011 lancierten der damalige FIA-Präsident Jean Todt und der Geschäftsmann Alejandro Agag das Formel-E-Projekt: Es sollte eine rein elektrische Rennserie ins Leben gerufen werden, die ihre Rennen mitten in den Grossstädten der Welt austrägt.
Season 1: Die ersten Schritte der Formel E
Drei Jahre später, am 13. September 2014, trug die Elektro-Rennserie in den Strassen von Beijing ihr erstes Rennen aus. Den Sieg sicherte sich damals Lucas di Grassi. Mit Sébastien Buemi war auch ein Schweizer dabei, der die Zielflagge allerdings nicht sah.
Anders als etwa in der Formel 1 rechnet die Formel E nicht in Jahren, sondern in Saisons. Grund dafür ist der Kalender, der in den Anfangsjahren der Serie oftmals über zwei Jahre spannte. Die erste Saison begann im September 2014 und endete im Juni 2015.
Ein Kuriosum damals: Die Rennen waren im Prinzip zweigeteilt. Wegen der geringen Reichweite der Batterien konnten die Autos damals noch keine volle Renndistanz abspulen. Zur Rennhälfte kletterten die Fahrer deshalb in ein zweites, voll geladenes Auto.
Erster Champion – allerdings noch ohne Weltmeister-Status – wurde Nelson Piquet Junior mit zwei Siegen. Buemi verpasste um einen Punkt den Titel, holte aber drei Saisonsiege. Mit Simona de Silvestro, Fabio Leimer und Alex Fontana starteten noch drei weitere Schweizer.
Season 2: Buemis Meisterstück
Hatte Sébastien Buemi in der Premieren-Saison noch den Titel verpasst, machte er es im zweiten Jahr besser. Erneut war es eine knappe Angelegenheit: Nur zwei Punkte trennten den Schweizer Champion und seinen ersten Verfolger Lucas di Grassi am Saisonende.
Erneut umspannte der Kalender zwei Jahre: Die Saison startete wie schon im Vorjahr in Beijing, allerdings erst Ende Oktober. Es folgten Stationen in Malaysia, Uruguay, Argentinien, Mexiko, den USA, Frankreich und Deutschland. Das Saisonfinal fand in London statt.
Beim letzten Saisonrennen der Formel E in London kam es zum Aufreger: Di Grassi räumte Buemi in Kurve eins ab und wäre damit Champion gewesen. Buemi aber wechselte ins zweite Auto und holte drei Punkte für die schnellste Runde – und den Titel.
Season 3: Di Grassi glückt die Revanche
Nach der knappen Entscheidung im Vorjahr machte Lucas Di Grassi in der dritten Saison der Formel E Nägel mit Köpfen. Der grosse Herausforderer hiess einmal mehr Sébastien Buemi. Der Schweizer verpasste die Titelverteidigung am Ende trotz sechs Saisonsiegen.
Buemi gewann die ersten drei Rennen in Hongkong, Marokko und Argentinien. Auch in Monaco und Paris war der Schweizer siegreich. Doch er verpasste die beiden Rennen in New York, weil er zugleich in der Langstrecken-WM startete.
Beim Saisonfinal in Montreal – ebenfalls ein Doppel-Rennen – lag Buemi in der Gesamtwertung noch vorn. Doch wegen eines Gewichtsverstosses wurde der Schweizer disqualifiziert. Di Grassi siegte und übernahm die Tabellenführung.
Im letzten Rennen hätte Buemi zumindest Rang zwei und ein schwaches Resultat von Di Grassi zur Titelverteidigung benötigt. Doch der Schweizer kam nicht über Position elf hinaus. Dem Brasilianer genügte ein siebter Platz für seinen ersten Titel.
Season 4: Abschied vom ersten Elektro-Renner
Erst Anfang Dezember startete die vierte Saison der Formel E mit einem Doppel-Rennen in Hongkong. Zugleich war es die letzte Saison, in der die erste Generation der Formel-E-Renner zum Einsatz kam. Zudem wurde erstmals in der Schweiz gefahren.
Erstmals überhaupt beendete Buemi eine Saison nicht unter den Top zwei der Gesamtwertung. Der Schweizer blieb sogar ohne Rennsieg und musste sich mit vier Podestplätzen als Gesamt-Vierter begnügen.
Den Titel in der vierten Formel-E-Saison holte sich Jean-Éric Vergne vor Titelverteidiger Lucas Di Grassi. Der Franzose bescherte dem Techeetah-Team den ersten Titel in der Elektro-Rennserie. Mit Neel Jani und Edoardo Mortara debütierten zudem zwei Schweizer.
Season 5: Vergne ringt Buemi im Titel-Duell nieder
In der ersten Saison mit dem neuen Gen2-Renner verteidigte Vergne seinen Titel knapp vor Sébastien Buemi. Am Ende fehlten dem Schweizer 17 Zähler zu seinem zweiten Formel-E-Meistertitel. Kleiner Trost: Beim Heim-E-Prix in Bern stand er als Dritter auf dem Podest.
Die fünfte Formel-E-Saison war vor allem von den umfassenden Änderungen im Reglement geprägt. Die Einführung des neuen Rennwagens brachte deutlich höhere Leistung mit sich. Allerdings stieg auch das Gesamtgewicht des neuen Chassis.
Die grösste Änderung war aber die Einführung des sogenannten «Attack Mode»: Durch Befahren einer Schleife abseits der Ideallinie konnten sich die Piloten so einen kurzzeitigen Boost verschaffen. Bei Fans und Fahrern erhielt das den Spitznamen «Mario-Kart-Modus».
Season 6: Mercedes und Porsche wollen mitmischen
Zur sechsten Saison stiegen mit Porsche und Mercedes zwei grosse Marken in die Formel E ein. Den Titel verpassten die beiden Neueinsteiger in ihrer Premieren-Saison aber deutlich. Die Krone ging an DS-Pilot Antonio Felix da Costa – mit dem grössten Vorsprung bisher.
Der Portugiese sicherte sich seinen Titel schon zwei Rennen vor dem Saisonende. Geprägt wurde die Saison aber vor allem durch die Coronavirus-Pandemie. Diese führte zu den Absagen zahlreicher Rennen. In Europa wurde ausschliesslich in Berlin gefahren.
Auf dem ehemaligen Flugplatz Tempelhof fanden zum Saisonabschluss dafür zwischen dem 5. und dem 13. August gleich sechs Rennen statt – alle jeweils auf leicht unterschiedlichen Streckenführungen.
Season 7: Der erste Weltmeister der Formel E
Zur Saison 2020/2021 wurde die Formel E von der FIA in den Status einer offiziellen Weltmeisterschaft erhoben. Zugleich wurde nach den Einschränkungen der Vorsaison auf Ostasien-Rennen verzichtet. Stattdessen fuhr man in Mexiko, den USA und Saudi-Arabien.
Erstmals überhaupt beschränkte sich ein Formel-E-Kalender auf ein einziges Jahr. Den Auftakt machte der Diriyah-E-Prix in Saudi-Arabien am 26. Februar. Zugleich hielt die Elektro-Rennserie dort ihr erstes Nachtrennen ab.
Zudem trug man an praktisch allen Standorten zwei Rennen aus. Die einzige Ausnahme bildete der Monaco-E-Prix, der sich auf ein Rennen beschränkte. Das Saisonfinal fand wie im Vorjahr am Flughafen Tempelhof in Berlin statt.
Der erste Weltmeistertitel ging in die Niederlande: Mercedes-Pilot Nyck de Vries krönte sich sieben Punkte vor dem Schweizer Edoardo Mortara zum Champion. Insgesamt war die WM ausnehmend eng: 23 Punkte trennten die Top 15 der Gesamtwertung.
Season 8: Zweiter Titel für Mercedes – zum Abschied
Wie schon im Vorjahr redete erneut ein Schweizer ein kräftiges Wort um den WM-Titel mit: Edoardo Mortara hatte mit vier Saisonsiegen zwischenzeitlich sogar die Nase in der Gesamtwertung vorne. Allerdings fiel der Schweizer nach dem Marokko--E-Prix zurück.
Die Krone ging erneut an Mercedes – allerdings nicht an Titelverteidiger Nyck de Vries, der nur WM-Neunter wurde. Sein Teamkollege Stoffel Vandoorne bescherte den Silberpfeilen den zweiten Titel in Folge.
Zugleich war es ein Abschiedsgeschenk für Mercedes: Nach nur drei Saisons zog sich der deutsche Hersteller wieder aus der Elektro-Rennserie zurück. Im Vorjahr hatten schon Audi und BMW den Stecker für ihre Werksteams gezogen.
Season 9: Neuanfang mit dem Gen3-Auto
Zum Beginn der neunten Saison im Jahr 2023 führte die Formel E einen neuen Rennwagen ein. Der Gen3-Renner ist leichter und leistungsstärker als sein Vorgänger. Zudem löst Hankook nach acht Jahren Michelin als Reifenlieferant ab.
Anstelle von Mercedes ist McLaren als neues Team in der Elektro-Meisterschaft am Start. Mit Maserati stieg ein zweiter Autohersteller neu in die Rennserie ein. Die italienische Kult,arke übernahm den Venturi-Rennstall mitsamt Edoardo Mortara als Fahrer.
Zwei weitere Schweizer sind 2023 ebenfalls am Start: Nico Müller pilotiert einen Abt-Cupra-Boliden. Serien-Veteran Sébastien Buemi startet für das Envision-Team.