Die CVP bekommt im neuen Jahrzehnt wohl auch einen neuen Namen
Die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) möchte zwar weiterhin christliche Werte vertreten – allerdings ohne das «C» im Namen zu haben.
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Das Wichtigste in Kürze
- Seit 1970 hat die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) ihren Namen.
- Nun lanciert Parteipräsident Pfister die Diskussion um eine Namensänderung.
- Auch Bundesrätin Amherd und viele Jungpolitiker möchten das «C» aus dem Namen streichen.
Verliert die CVP bald ihren Anfangsbuchstaben? Fragt man Bundesrätin Viola Amherd, oder Parteipräsident Gerhard Pfister, dann lautet die Antwort: Ja.
«Ob das «C» im Namen drin ist oder nicht, spielt für mich keine Rolle. Entscheidend sind die Werte, die in diesem «C» stecken; sie sollen Bestand haben», erklärt Amherd im Interview mit der «Schweiz am Wochenende».
Die CVP zwischen Kirche und Konsens
Parteikollege Pfister tat kurz darauf in der «Luzerner Zeitung» Kund, auch er sei einem Namenswechsel zugeneigt. «Im Wahlkampf hatte ich viele Reaktionen von Leuten, die unsere konsens- und lösungsorientierte Politik zwar unterstützen. Die aber auch sagten, sie könnten keine katholische Partei wählen», so der CVP-Präsident.
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«Auf diese Aussenwahrnehmung unserer Partei, die durchaus christliche Werte wie Solidarität vertritt, deswegen aber nicht konfessionell ausgerichtet ist, müssen wir eine Antwort finden.» Auch Katholikin Amherd sieht diese christlichen Werte losgelöst von einer spezifischen Religion. «Die christlichen Werte – letztlich sind es universelle Werte, die man in allen Religionen findet», erklärt sie.
Junge CVPler wollen kein «C» mehr
Offene Ohren für die Wünsche ihrer Leitung haben vor allem junge Parteimitglieder. «Als CVPler oder JCVPler kommt man immer wieder in die Situation, dass man das C im Namen erklären muss», sagt Cyrill Ettlin, Präsident der Jungen CVP Obwalden. Das, obwohl er selber alles andere als Stammgast in der Kirche sei.
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Lässt man das «C» weg, bleibt «Demokratische Volkspartei» übrig. Ein Name, den sich sowohl die Jungen, als auch Amherd und Pfister vorstellen könnten.
Und der im Tessin längst Gang und Gäbe ist. Der italienischsprachige Zweig der CVP heisst nämlich längst «PPD». Partito Popolare Democratico, zu Deutsch: Demokratische Volkspartei.
Das Ringen um den richtigen Namen
Es wäre für die CVP nicht der erste Namenswechsel in ihrer mehr als hundertjährigen Geschichte. Aus den Katholisch-Konservativen ging 1912 die Schweizerische Konservative Volkspartei (SKV) hervor. Der Name überstand ein knappes halbes Jahrhundert und zwei Weltkriege. 1957 dann hielt erstmals klar und deutlich das C Einzug in den Parteinamen.
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Die SKV nannte sich ab sofort Konservativ-Christlichsoziale Volkspartei (KCV). Ein gutes Jahrzehnt später modernisierte die KCV erneut. Seit 1970 heisst sie Christlichdemokartische Volkspartei (CVP).
Doch auch dieser Name geriet immer mal wieder ins Wanken. Zuletzt, als der Solothurner Nationalrat Stefan Müller-Altermatt 2012 den Namen «Die.Mitte» für die Solothurner CVP schützen liess.
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Oder 2016, als die Baselbieter Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter vorschlug, das «C» umzudeuten. Statt für «Christlichdemokratisch», sollte es für «Centrum» stehen und damit die Position der CVP in der politischen Mitte betonen.
Erstaunlich: Damals war der eben frisch angetretene Parteipräsident Pfister, der die Namensfrage nun überhaupt wieder auf den Tisch gebracht hat, strikte gegen eine Namensänderung. «Das C ist eine Chance für uns», sagte er damals.
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Besonders Politiker aus den alten CVP-Stammeslanden wie etwa dem Wallis oder Graubünden dürften das noch heute so sehen. Gegenüber der «Luzerner Zeitung» sagte Nationalrat Martin Candinas denn auch: «Bei mir hat das C nach wie vor einen hohen Stellenwert.»