Diese Expats treiben Pfnüselküste-Preise in die Höhe
Reiche Expats und ihre Arbeitgeber treiben die Wohnpreise an der Pfnüselküste in die Höhe. Anwohner müssen teilweise wegziehen.
![Pfnüselküste](https://c.nau.ch/i/XkXAxb/900/pfnuselkuste.jpg)
Das Wichtigste in Kürze
- An der Pfnüselküste in Zürich steigen die Wohnpreise durch die Decke.
- Schuld sind reiche Expats und ihre Arbeitgeber, so ein Experte.
- Einige Anwohner müssen wegziehen, andere freut es: Ihr Eigentum gewinnt an Wert.
Kilchberg ZH an der sogenannten Pfnüselküste erlebt einen massiven Anstieg der Wohnpreise. Für einen Quadratmeter Wohnfläche werden inzwischen bis zu 35'000 Franken fällig. Damit ist sie erstmals teurer als die Goldküste, wo «nur» (wie etwa in Küsnacht) 30'000 Franken fällig werden.
Die Anwohner haben die Nase voll und machen wohlhabende Expats dafür verantwortlich. Sie sagen: Manche würden ihre Bleibe gar von ihren Arbeitgebern bezahlt bekommen.
Doch stimmt das wirklich?
«Die Kehrseite des Erfolgs»
Nau.ch hat beim UBS-Immobilienexperten Claudio Saputelli nachgefragt. Er bestätigt die These der Anwohner.
Und erklärt den Hintergrund: «Was dort geschieht, ist die Kehrseite des Erfolgs des Standorts Zürich.»
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Die Preisdynamik sei eine logische Folge der Entwicklung der letzten zwanzig Jahre. «Firmen siedeln sich an, Forschungsinstitute wachsen – das hat auch Auswirkungen auf die Pfnüselküste.» Die hohe Attraktivität der Region führe zwangsläufig zu steigenden Preisen.
«Forschungsländer treiben die Preise hoch»
Besonders forschungsstarke Branchen wie Pharma und Technologie heizen den Markt an.
Die Gemeinde Kilchberg wollte auf Anfrage von Nau.ch zu den Nationalitäten dieser Expats «keine Stellung nehmen». Saputelli sagt aber, woher die Expats kommen: «Das sind Fachkräfte aus den USA und Asien – sie sind bereit, viel Geld für Wohnraum auszugeben.»
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Das ist nötig, denn: «Diese Spitzenköpfe sind vielleicht ein halbes Jahr da, haben Ansprüche an einen gewissen Life-Standard für diese Zeit.»
Ein Viersternehotel sei in etwa gleich teuer wie eine teure Wohnung, «wenn nicht sogar teurer». Daher also die teure Bleibe.
Firmen würden Wohnungen, wie auch die Anwohner sagen, oft für die Top-Mitarbeiter mieten: «Da stehen ganz andere finanzielle Kapazitäten zur Verfügung. Ein Dreisternehotel kommt für diese Leute gar nicht infrage.»
«Langjährige Anwohner profitieren»
Aber: Nicht alle leiden unter der Preisexplosion. «Menschen, die seit 20 oder 30 Jahren dort leben, haben eine unglaubliche Wertsteigerung ihrer Immobilien erlebt», sagt Saputelli.
![kilchberg](https://c.nau.ch/i/RlVZQ/900/kilchberg.jpg)
Die Zahlen sprechen für sich. Saputelli rechnet vor: «2005 kostete eine 100-Quadratmeter-Eigentumswohnung rund eine Million Franken – heute sind es 2,5 Millionen.»
Ein Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern verteuerte sich derweil von 1,9 Millionen auf satte vier Millionen Franken.
Zusätzlich würde die Gemeinde von mehr Steuereinnahmen profitieren.
«Nicht aufzuhalten, aber politisch gestaltbar»
Doch für Menschen mit niedrigerem Einkommen werde die Wohnungssuche zur Herausforderung. «Viele müssen sich umorientieren oder gar wegziehen», so der Experte. Denn sie leben in Mietwohnungen, die unbezahlbar werden.
Trotzdem glaubt er nicht, dass der Entwicklung gegengesteuert wird. «Einen Erfolg auszubremsen, macht ökonomisch keinen Sinn.»
Stattdessen schätzt er politische Massnahmen als realistisch ein, um das Miteinander in den Gemeinden zu stärken. «Man könnte sich besser organisieren, um soziale Balance zu erhalten.»