Donald Trump: So viel Einfluss kann er in Europa nehmen
In einem Zoll-Krieg mit Kolumbien geht Donald Trump als klarer Sieger hervor. Eine Machtdemonstration – ergeht es ihm in Europa bald ähnlich?
Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntag lieferten sich Kolumbien und die USA eine Schlacht von Zöllen und Drohungen.
- Donald Trump konnte sich mit seinen Forderungen klar durchsetzen.
- Wie viel Einfluss wird er in Europa nehmen können?
Der Schlagabtausch zwischen den USA und Kolumbien gestern, Sonntag, war schnell und unerwartet: Kolumbien verweigerte das Landen eines mit illegalen Migranten gefüllten Militärflugzeugs der USA.
Der Vorwand: Diese würden unmenschlich und wie Straftäter behandelt.
Donald Trump kündigt daraufhin Strafen an.
Kolumbiens Regierung bleibt vorerst standhaft. Amtspräsident Gustavo Petro droht ebenfalls mit Sanktionen. «Ihre Blockade macht mir keine Angst», schreibt er gestern noch auf X.
Doch wenige Stunden später dann die Mitteilung von Seiten des Weissen Hauses: Kolumbien habe Trumps Bedingungen akzeptiert. Der Streit sei vorüber.
«Kolumbien wurde zum Exempel»
«Kolumbien, das traditionell ein wichtiger Verbündeter der USA in Südamerika ist, wurde zu einem Exempel gemacht.» Das sagt Suzanne Enzerink, assistierende Professorin für amerikanische Studien an der Universität St. Gallen zu Nau.ch.
Die Nachricht hinter dem Schachzug sei klar: Die USA werde nicht vor extremen Massnahmen zurückschrecken, wenn ihren Forderungen bei der Migranten-Abschiebung nicht Folge geleistet werde.
Hätte Kolumbien nicht nachgegeben, so hätte Donald Trump die Sanktionen wohl wie angedroht durchgeführt.
«Die Massnahmen zurückzuziehen, würde Trump schwach aussehen lassen. Das ist das Gegenteil von dem, was er erreichen wollte», so Enzerink.
Der Einfluss von Donald Trump auf Europa
Doch nicht nur Südamerika, sondern auch Europa ist abhängig von Trumps Entscheiden. Es gibt laut Enzerink zwei zentrale Aspekte, in denen die USA Druck ausüben könne.
Der eine Schlüsselpunkt sei die Wirtschaft. Zwar sei die EU wirtschaftlich deutlich stärker und unabhängiger als Südamerika.
Allerdings hat Donald Trump am Weltwirtschaftsforum in Davos klargemacht: Jegliche Firmen, die nicht in den USA produzieren, werden mit hohen Zolltarifen rechnen müssen.
Als Zweites nennt Enzerink die Nato. Trump fordert, dass die europäischen Länder mehr beitragen. Ausserdem hat er bereits erwähnt, die Nato ganz verlassen zu wollen.
«Dies sind bedeutungsvolle Druckmittel, die er verwenden kann, um Einfluss zu nehmen.»
Politischer Einfluss durch Fake News
Noch alarmierender sei jedoch der politische Einfluss, den Donald Trump und auch Elon Musk auszuüben versuchen. «Sie wollen rechte Verbündete an der Macht haben.»
Und: «Sie haben kein Problem damit, zu diesem Zweck Fehlinformationen zu verbreiten.»
Die Schweiz ist «zu klein»
Doch was bedeutet Trumps «America First»-Politik (deutsch: Amerika zuerst) für die Schweiz?
«Die Schweiz ist zu klein dafür, dass sich die USA auf diese individuell ausrichten würde», erklärt Enzerink. Daher würden wir wohl kaum ein direktes Ziel von Trump werden.
Nichtsdestotrotz würden amerikanische Tarife sowie die Nato zu einem gewissen Grad Einfluss auf die Schweiz haben.
Mehr Nachteile als Vorteile für die USA?
Südamerikanische Länder würden von amerikanischen Tarifen wohl deutlich stärker getroffen. Solche Massnahmen würden jedoch auch Konsequenzen nach sich ziehen.
Im letzten Jahrzehnt habe China bereits darin investiert, seinen Einfluss auf Südamerika auszubauen.
«Harte Massnahmen wie Tarife und Visa-Einschränkungen würde China mehr Munition geben, um zu behaupten, es sei ein besserer Verbündeter für die südamerikanischen Länder.»
Dabei sei es den USA wichtig, den Kontinent als seinen «Hinterhof» zu haben und China rauszuhalten.
Wichtig zu erwähnen sei auch, dass Trumps Strafen gegen Kolumbien nicht unbedingt gewinnbringend für sein Land gewesen wären.
Die Tarife hätten wohl die amerikanischen Konsumenten genauso getroffen wie die kolumbianischen Exporteure.
«Es ist fraglich, ob Tarife langfristig bei den Wählern der USA beliebt wären», sagt Enzerink.