Doris Leuthard würde Gratiszeitungen sofort abschaffen
Doris Leuthard wirft einen kritischen Blick auf den Journalismus: Gratiszeitungen würde sie abschaffen und gewisse Journalisten erlebte sie als «mimosenhaft».
Das Wichtigste in Kürze
- Laut Doris Leuthard sollte publizistische Leistung nicht gratis angeboten werden.
- Die Medienministerin hätte zudem nicht so lange gewartet mit der Digitalisierung.
- Gewisse Journalisten reagierten mitunter sogar «absolut mimosenhaft».
Kurz vor ihrem Rücktritt hat Medienministerin Doris Leuthard am Journalismustag in Winterthur einen kritischen Blick auf die Branche geworfen. Gratiszeitungen würde sie sofort abschaffen – und manch einen Journalisten hat sie als «mimosenhaft» erlebt.
In ihren acht Jahren als Medienministerin hat Doris Leuthard eine wichtige Phase in der Medienbranche begleitet: Digitalisierung, Verlegerstreit, in jüngster Zeit auch Konzentrationen und Stellenabbau. Kurz vor ihrem Rücktritt hat die CVP-Bundesrätin am Donnerstag am Journalismustag des Vereins Qualität im Journalismus deutliche Worte gefunden.
«Gratiszeitungen würde ich sofort abschaffen», sagte sie, «ich habe nie verstanden, wie man publizistische Leistung gratis anbieten kann». Auch für das Tempo in der Branche hat Leuthard wenig Verständnis. Sie hätte nicht so lange gewartet mit der Digitalisierung, sagte sie. Wenn man die Entwicklung verschlafen habe, sei man auch durch Millionen vom Staat nicht zu retten.
Digitalisierung ist wichtig
Jetzt müssten die Medienhäuser ihre Konzepte in einer elektronischen Welt darlegen und in publizistische Tätigkeiten investieren.
Auch auf ihre persönlichen Erfahrungen mit Journalistinnen und Journalisten ging Leuthard ein. Wenn man Medienleute kritisiere und Fehler nachweise, dann reagierten sie mitunter «absolut mimosenhaft». Natürlich sei es die Rolle der Medien, Akteure kritisch zu begleiten. Aber dann müssten sie recherchieren und nicht einfach abschreiben.
Als Frau in der Politik habe sie Ungleichbehandlung erlebt, auch durch die Medien. Über Bundesrätinnen werde anders berichtet als über Bundesräte. Konkrete Beispiele nannte sie auf Nachhaken von Moderator Franz Fischlin jedoch nicht. Sie könne es nicht verstehen, dass heute dasselbe passiere wie vor 20 Jahren und dass junge, gut ausgebildete Journalistinnen und Journalisten derart berichteten.
«Jeder Bundesrat ist eitel»
Dennoch wird Leuthard die Medien vermissen. «Jeder Bundesrat ist eitel», sagte sie. Jeder sei auf die Medien angewiesen, und jeder fühle sich geschmeichelt, wenn er positiv in einem Kommentar vorkomme.
Die 55-jährige Doris Leuthard ist 2006 in den Bundesrat gewählt worden. Seit 2010 steht sie dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) vor. Im September hat sie ihren Rücktritt auf Ende Jahr bekannt gegeben.