Drei von vier neuen Ärzten kommen aus dem Ausland

Carine Meier
Carine Meier

Zürich,

In der Schweiz werden aktuell zu wenige Ärzte ausgebildet, um die Babyboomer zu ersetzen. Drei von vier neu zugelassenen Ärzten stammen aus dem Ausland.

Ärztemangel
In der Schweiz herrscht seit Jahren ein Ärztinnen- und Ärztemangel. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Weil viele Babyboomer in Pension gehen, fehlen in der Schweiz Ärzte.
  • Drei von vier neuen Ärzten stammen derzeit zudem aus dem Ausland.
  • Wenn diese nicht mehr kommen, ist das Gesundheitssystem in Gefahr, warnt eine Expertin.

Der Schweiz gehen die Ärzte aus. Immer mehr Hausärzte, die in die Pension gehen, finden keine Nachfolger, die Spitäler schlagen Alarm.

Einer Studie zufolge könnten im Jahr 2040 in der Schweiz schon 5500 Ärzte fehlen, schreibt die «Neue Zürcher Zeitung» («NZZ»). Grund dafür ist wie in anderen Branchen, dass die Babyboomer bis dahin in Pension gehen und eine Lücke hinterlassen.

Gesundheitssystem von Ausländern abhängig

Aber es gibt noch ein anderes Problem: Derzeit funktioniert das Schweizer Gesundheitswesen auch dank ausländischer Ärzte – aus Deutschland, Italien oder Frankreich. «Es ist gefährlich, wenn wir uns darauf verlassen», warnt aber Yvonne Gilli, Präsidentin der Ärztevereinigung FMH.

Diese Länder hätten nämlich mit genau denselben Problemen zu kämpfen, erklärt sie der Zeitung. Sie würden demnach in den nächsten Jahren alles dransetzen, die Abwanderung zu verhindern. Das wäre ein grosses Problem für das Schweizer Gesundheitssystem.

«Die ausländischen Ärzte kommen ja nicht wegen der Liebe zur Schweiz hierher», sagt Gilli. Sondern, weil sie hier bessere Rahmenbedingungen und mehr Lohn erhalten.

Drei von vier neuen Ärzten sind Ausländer

Wie abhängig die Schweiz von den ausländischen Ärzten ist, zeigen Zahlen des Bundesamts für Gesundheit (BAG). In der Schweiz schlossen zwischen 2012 und 2021 rund 10'000 Ärzte die Ausbildung ab. In der gleichen Zeit kamen aber fast 29'000 ausländische Ärzte in die Schweiz.

Wären Sie gerne Arzt oder Ärztin?

Das heisst: Drei von vier neu zugelassenen Ärzten wurden nicht in der Schweiz ausgebildet. Der Ausländeranteil in der Medizin hat sich deutlich gesteigert. 2021 stammten 38 Prozent der Mediziner in der Schweiz aus dem Ausland, die meisten von ihnen aus Deutschland. 2010 waren es erst 25 Prozent.

Ärzte arbeiten lieber Teilzeit

Durch eine 2016 gestartete Ausbildungsoffensive will der Bund diese Zahlen aber wieder ändern: Mit über 1000 Abschlüssen pro Jahr sind es schon deutlich mehr als zuvor. 2021 begannen 1730 Menschen das Medizinstudium – vor neun Jahren waren es nur knapp mehr als 1000.

Gemäss der Studie ist das aber noch nicht genug, um den Abgang der Babyboomer zu kompensieren. Die neuen Absolventen leisten nämlich deutlich weniger Stunden. Viele Ärztinnen arbeiten Teilzeit, aber auch Ärzte sind nicht mehr bereit, 60-Stunden-Wochen zu leisten. Zugleich wird die Bevölkerung immer älter und braucht mehr medizinische Leistungen.

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