In einem Quartier in St. Gallen sorgen Drogensüchtige für Ärger. Die Nachbarn des betroffenen Hotels können bisher wenig dagegen machen.
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Das Hotel Rössli in St. Gallen – ein Treffpunkt der Drogenszene. - Google Maps

Das Wichtigste in Kürze

  • Drogensüchtige sorgen im St. Galler Lachen-Quartier für Kopfschütteln.
  • Ihr unangenehmes Verhalten belästigt Nachbarn und spielt sich vor Kindern ab.
  • Die Verantwortung lässt sich nur schwer finden.
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Im St. Galler Lachen-Quartier herrscht Unruhe. Die Bewohner sind besorgt über das zunehmende Drogenproblem in ihrer Nachbarschaft. Im Fokus steht das Hotel Rössli, das als Heimat für viele Suchtkranke dient.

Nächtliche Schreie, Abfallwürfe aus dem dritten Stock und Erbrechen aus Fenstern sind nur einige der beunruhigenden Vorfälle.

Ein Anwohner beschreibt, ein halb nackter Mann starre ihn stundenlang aus dem Fenster an. «Wo ist meine Privatsphäre? Ich fühle mich belästigt», zitiert ihn das «St. Galler Tagblatt».

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Auf dem Schulhausareal und beim Kindergarten werden Drogengeschäfte abgewickelt. «Was das wohl mit den Kindern macht?», fragt sich eine Frau. Die Polizei sage ihr, sie sei «dran» – auch Drogensüchtige müssten irgendwo leben.

«Ich fühle mich behandelt, als sei ich die Täterin, die kein Verständnis für diese Menschen hat», meint sie. So schlimm sei es in den letzten Jahren nie gewesen.

Süchtige rauchen im Keller des Nachbarn

Pius Jud vom Quartierverein Lachen bezeichnet das Hotel Rössli als Brennpunkt der Drogenszene. «Es sind missliche Zustände», sagt er der Zeitung. Jud stellt die Frage, warum das Sozialamt Suchtkranke inmitten dieses Wohngebiets unterbringt.

Philip Fehr, Leiter der Sozialhilfe der Stadt St. Gallen, betont, die Sozialhilfe quartiere im Hotel Rössli keine Klienten ein. Das Haus gehört einer Immobilienfirma und einer Privatperson und bietet Menschen am Rande der Gesellschaft eine Unterkunft. Einige rette dies von der Obdachlosigkeit, so Fehr.

Drogensüchtige
Im Lachen-Quartier in St. Gallen sorgen Drogensüchtige für Ärger. (Symbolbild)
Drogensüchtige St.Gallen
Es werden Drogen in der Nähe von Kindern verkauft. (Symbolbild)
Drogensüchtige St.Gallen
Anwohner fühlen sich machtlos und sind frustriert.

Im Haus eines weiteren Nachbars nahmen eine Frau und ein Mann kürzlich Drogen. «Obwohl sie die Liegenschaft widerrechtlich betreten hatten, durften wir sie von Gesetzes wegen nicht festhalten. Die junge Frau war schon im Delirium, ihr Freund rannte davon», sagt er. Er sei von einem zufällig vorbeikommenden Polizisten verhaftet worden.

Beim Rathaus forderte der Nachbar statt eines 24-stündigen Betretungsverbots ein unbefristetes. «Aber es passiert nichts. Das Einwohneramt kann diesen Leuten kein Betretungsverbot senden, weil sie keine feste Adresse haben.» Auch er fühle sich «machtlos».

Jahre statt Monate im Hotel

Die Hausverwalterin des Hotels Rössli hat trotz ihrer Bemühungen für die 22 Mietenden auch Bedenken: «Wir wollen nicht, dass dieses Haus zum Konsumplatz wird.»

Evi Fey arbeitet eng mit Polizei und Sozialamt zusammen. Sie hat kürzlich 21 Hausverbote ausgesprochen – ein Zeichen dafür, dass sie bereit ist, durchzugreifen. «Das Problem sind meist nicht unsere Gäste. Sondern die Gäste unserer Gäste.»

Das Hotel Rössli ist als Übergangslösung für wenige Monate gedacht. Doch einige bleiben über drei Jahre.

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