Drohnen-Bilder zeigen Zerstörung im Maggiatal – «Apokalyptisch»
Das Wallis und das Tessin erlebten ein Wochenende des Schreckens durch heftige Unwetter. Nau.ch hat die Drohnenbilder zur Situation im Maggiatal TI.
Das Wichtigste in Kürze
- Heftige Unwetter in der Schweiz verursachten am Wochenende Chaos und Todesfälle.
- Betroffene schildern apokalyptische Szenen bei den Fluten im Maggiatal TI.
- Der Gemeindepräsident sieht eine düstere Zukunft nach der Katastrophe.
Am Wochenende ist die Schweiz erneut von starken Unwettern heimgesucht worden. Überschwemmungen und Erdrutsche richteten im Wallis und im Tessin gewaltige Zerstörungen an.
In Saas-Grund VS starb ein 67-jähriger Deutscher, im oberen Maggiatal TI kamen drei deutsche Seniorinnen ums Leben. Am Dienstag wurde eine weitere Leiche geborgen.
Nachdem Nau.ch sich am Montag ein Bild von der Zerstörung im Wallis verschaffte, erzählen heute Betroffene im Tessin vom Horror-Wochenende. Nau.ch-Drohnenbilder zeigen das Ausmass der Zerstörung.
Eva H. war für einen Bildhauerkurs im Maggiatal und erlebte die Fluten in der Nacht von Samstag auf Sonntag hautnah mit. «Wir sind etwa 1 Uhr nachts wegen undefinierbaren lauten Geräuschen erwacht», schildert sie. Von ihrem Balkon vom Hotelzimmer im Unwetter-Hotspot Prato-Sornico TI aus sah sie, wie der Fluss die Strasse überflutete.
Fluten im Tessin rissen alles mit
«Es war stockfinster», erinnert sie sich. «Es blitzte die ganze Zeit, Sirenen heulten auf. Wir sahen, wie die parkierten Autos über die Strasse geschwemmt wurden.» Und nicht nur Autos wurden angeschwemmt, sondern auch Baumstämme und insbesondere Tags darauf auch ein Haufen Geröll.
«Ich war fassungslos», sagt Eva H. «Die Situation war apokalyptisch, weil man nicht wusste, wie hoch das Wasser noch steigen wird.» Schlafen gehen konnte sie erst, nachdem sie für den Fall der Fälle das Nötigste in einen Rucksack gepackt hatte.
Tags darauf spürte sie die Unsicherheit im Dorf. Informationen waren rar. Zugleich bemerkte sie den Tatendrang der Anwohner, nach der Flut aufzuräumen. «Es ist erstaunlich, wie aufgeräumt es hier bereits wieder aussieht», sagt sie heute
«Es wurde immer schlimmer»
Auch Alex Naef erzählt Nau.ch, wie er die Fluten erlebt hat. Er ist Direktor der Bildhauerschule in Peccia TI.
Zunächst habe es nur leicht geregnet, erinnert er sich. «Gegen Mitternacht begann es dann, heftig zu schütten.» Während vier Stunden habe sich ein grosses Blitzgewitter entladen. «Es wurde immer schlimmer.»
Naef blickte auf den Wetterradar. Als sich dort eine Entspannung andeutete, entschied er, zu bleiben, statt nach Prato-Sornico zu gehen. Eine gute Entscheidung, wie sich im Nachhinein herausstellte: «Wir haben keinen Schaden, es ist hier nichts passiert», so Naef
Die Situation nur wenige Dörfer weiter lässt ihn aber erschüttert zurück: «Ganze Dörfer stehen im Geröllfeld. Es ist apokalyptisch.»
Gabriele Dazio ist Gemeindepräsident von Lavizzara, wozu auch Prato-Sornico gehört. Die Situation bezeichnet er als «Katastrophe».
Vor der zerstörten Eishalle sagt er: «Mir geht es nicht gut. Hier ist alles im Boden. Es gibt kein Zentrum mehr für unsere Jungen, ich weiss nicht, wie es weiter gehen soll.» Die Zukunft sieht er für die nächsten zehn Jahren «sehr schwierig», so Dazio.
Für den Wiederaufbau sei viel Hilfe nötig. Zudem geht es darum, die Sicherheit im Dorf gewährleisten zu können. Denn auch das Feuerwehrgebäude wurde durch das Unwetter zerstört. Dafür stehe man mit den Kollegen aus dem unteren Tal bereits in Kontakt.