Editions d’en bas - Verlegerischer Eckpfeiler übersetzter Literatur

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Lausanne,

Peter Bichsel, Dorothee Elmiger, Pedro Lenz, Ilma Rakusa - von diesen Autorinnen und Autoren haben die Editions d’en bas in Lausanne Bücher auf Französisch publiziert.

Der Verlag Editions d'en bas in Lausanne publiziert auch Bücher von Deutschschweizer Autorinnen und Autoren auf Französisch, so auch vom Langenthaler Schriftsteller Pedro Lenz. (Archiv)
Der Verlag Editions d'en bas in Lausanne publiziert auch Bücher von Deutschschweizer Autorinnen und Autoren auf Französisch, so auch vom Langenthaler Schriftsteller Pedro Lenz. (Archiv) - sda - Keystone/ANTHONY ANEX

Das Wichtigste in Kürze

  • Und das sind nur fünf der insgesamt 25 Namen aus der Literatur der deutschsprachigen Schweiz, die im Katalog dieses Verlags vorkommen.

Damit setzen die Editions d’en bas sich von allen Verlagen der Suisse romande am meisten fürs literarische Übersetzen zwischen den Landessprachen ein. Werke aller Gattungen - Erzählprosa, Lyrik, Drama und Essay - werden nicht nur aus der Deutschschweiz übersetzt, auch solche aus den anderen Landessprachen sind in Katalog dieses Verlags überdurchschnittlich oft vertreten. Dafür stehen Namen wie Fabiano Alborghetti, Alberto Nessi und Anna Ruchat aus der italienischen und Ruth Plouda und Leo Tuor aus der rätoromanischen Schweiz.

«Das alles ist natürlich nur möglich dank der Unterstützung durch die öffentliche Hand und durch private Stiftungen», sagt Jean Richard, Verlagsleiter der Editions d’en bas seit 2001. «Und diese Unterstützung ist im letzten Jahrzehnt glücklicherweise weiter ausgebaut worden», fährt er fort.

Dank dieser Entwicklung konnte er zum Beispiel auch eine Reihe von zweisprachigen Büchern herausgeben. Auf Deutsch und Französisch erschienen Texte von Zsuzsanna Gahse, Klaus Merz und Francesco Micieli, auf Italienisch und Französisch solche von Yari Bernasconi, Fabio Pusterla und Leonardo Zanier und in drei Sprachen gar, Sursilvan, Deutsch und Französisch, «Sez Ner» von Arno Camenisch.

«Mich fasziniert an der Begegnung der Sprachen immer wieder, wie sich im Wechsel von der einen zur anderen verschiedene Schichten offenbaren, die sich in ihnen sedimentiert haben», sagt Jean Richard. Er ist das Leben in mehreren Sprachen von klein auf gewohnt. In Südafrika aufgewachsen mit Französisch und Englisch, dann vertraut geworden mit Afrikaans und Italienisch, bedauert er nur, dass er so ausgerechnet zur deutschsprachigen Literatur keinen direkten Zugang bekommen hat.

Für dieses wichtige Segment seines Katalogs verlässt er sich wie in seiner Verlagstätigkeit insgesamt auf ein breites Netz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Verlagsleitung teilt er heute mit Pascal Cottin, einem erfahrenen Buchpromotor aus Frankreich, und Antonin Gagné, verantwortlich für Finanzen, Infrastruktur und Elektronik.

Allein wäre eine Produktion von früher 50, heute 20 Titeln pro Jahr gar nicht mehr zu schaffen. Die drei literarischen Grundgattungen bilden dabei nur eine der drei Säulen des Verlags. Hinzu kommen politische, historische, soziologische und juristische Sachbücher sowie Erlebnisberichte und Biografien.

Der Verein Editions d’en bas wurde 1976 von Michel Glardon gegründet, um hinter die Fassade der Schweiz zu schauen und die Kehrseiten des Landes zum Thema zu machen: «d’en bas», von unten her, aus der Froschperspektive der Entrechteten und Ausgebeuteten. «Von vornherein gehörte dazu aber auch die Öffnung über den Rösti-, Polenta- und Pizokelgraben hinweg auf unsere anderssprachigen Nachbarn», sagt Jean Richard. «Nicht von ungefähr war auch der grosse Übersetzer Gilbert Musy unter den Gründern des Verlags.»

Nicht nur den Stimmen von unten wollte man also öffentlich Raum geben, sondern auch jenen von nebenan. Die Übersetzungen haben seit der Jahrtausendwende ein noch grösseres Gewicht bekommen. Wichtig wurde neben der Zusammenarbeit mit dem Centre de traduction littéraire der Uni Lausanne auch jene mit dem Service de presse Suisse, für den der Verlag seit 2012 die französische Ausgabe des dreisprachigen Jahrbuchs «Viceversa Literatur» herausgibt.

«Wir sind aber nicht nur auf die Schweiz ausgerichtet», betont Jean Richard. «Wir haben auch mehrere Autorinnen und Autoren aus anderen Ländern.» Einer der interessantesten ist der französische Autor deutscher Herkunft Andréas Becker, der ein kunstvoll hybrides Französisch schreibt.

«Aufgrund meiner eigenen Mehrsprachigkeit üben Texte, die im Sinne Homi Bhabhas einen dritten Raum eröffnen, eine besondere Faszination auf mich aus», sagt der umtriebige Verleger. «Deshalb habe ich nun auch in Afrika einen Verlag aufgebaut und den mehrfach preisgekrönten Roman 'Petit pays' des französisch-ruandischen Autors und Rappers Gaël Faye ins ruandische Kinyarwanda übersetzen lassen und in Kigali herausgegeben. Aber im Übrigen bleibt unser Vertrieb vor allem auf das französischsprachige Europa ausgerichtet.»

Im Dezember erscheint der über 700-seitige Familienroman «Die Ruhelosen» («Sans repos») von Michèle Minelli, übersetzt von Délphine Piquet. Anfang 2020 folgen dann «Blooms Schatten» («L'Ombre de Bloom») von Reto Hänny, übersetzt von Lionel Felchlin, «Hannes» von Oscar Peer, in der Übersetzung aus dem Vallader von Walter Rosselli, und die Novellensammlung «Der Stachel» («Le Sauveur») von Markus Kirchhofer, übersetzt von Valentin Decoppet. Neben bewährten Übersetzerinnen und Übersetzern geben die Editions d’en bas auch neuen Kräften die Chance sich zu bewähren.

Auf die Frage, was ihm am wichtigsten ist an seiner Tätigkeit, antwortet Antonin Gagné, das jüngste Mitglied der Verlagsleitung, ohne Zögern: «Natürlich 'd’en bas', von unten, dafür stehen wir weiter ein, mehr denn je!»

Verfasser: Daniel Rothenbühler, ch-intercultur

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