Einheimische Weichtiere können neu digital bestimmt werden

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Bern,

Sie sind überall in unseren heimischen Gefilden und doch kennen die wenigsten die exotische Welt der Schnecken und Muscheln. Mit einem digitalen Bestimmungsschlüssel lassen sich die Weichtiere nun auch per Mausklick bestimmen.

Techtelmechtel der langsamen Art: mit einer digitalen Anwendung können nun auch Laien Schweizer Weichtiere einfach bestimmen.
Techtelmechtel der langsamen Art: mit einer digitalen Anwendung können nun auch Laien Schweizer Weichtiere einfach bestimmen. - sda - KEYSTONE/ARNO BALZARINI

Das Wichtigste in Kürze

  • «Schneckenchecken.ch» nennt sich das Online-Bestimmungsinstrument, das alle 281 Weichtierarten der Schweiz umfasst.

Die Anwendung richtet sich speziell an ein breites Zielpublikum.

Denn die Welt der Schnecken und Muscheln ist für viele hierzulande ein eher unbekanntes Gebiet. «Schade eigentlich», findet die Malakologin Esthée Bochud vom Naturhistorischen Museum Bern. Denn Schnecken und Muscheln «bieten eine unerwartete Vielfalt an den überraschendsten Orten».

So beherbergen Schweizer Seen und Flüsse über 30 Arten Süsswassermuscheln, einige davon dienen Fischen sogar als Brutstätte. Auch an Land gibt es einiges mehr zu sehen als nur die bekannte Weinbergschnecke.

Neben haarigen, nadelförmigen oder gekielten Gehäuseschnecken und gemusterten Nacktschnecken gibt es auch solche, die auf 2000 Metern über Meer leben oder einen gespaltenen Fuss entwickelt haben um sozusagen auf «zwei Beinen» gehen zu können, wie das Naturhistorische Museum in seiner Mitteilung schreibt.

Auf der Suche nach Häuschenschnecken empfiehlt sich ein besonders scharfer Blick, denn über die Hälfte der Arten ist gerade mal so gross wie ein Reiskorn.

Weichtiere sind an Land und im Wasser unentbehrlich. Sie kompostieren totes Pflanzenmaterial, Kadaver und Kot ab und machen so die Nährstoffe für den Boden wieder verfügbar. Muscheln ernähren sich von Schwebstoffen und wirken so als Wasserfilter.

Die Vielfalt der Weichtiere hängt in der Schweiz allerdings an einem sehr dünnen Faden, wie das Naturhistorische Museum betont. Rund 40 Prozent der Weichtierarten sind gefährdet oder stehen auf der roten Liste. Umweltgifte und die Zerstörung von Lebensräumen sind Gründe dafür.

Da Schnecken ja bekanntlich nicht die Schnellsten sind, sind sie oft ihrem Standort treu. So kann jede Veränderung für sie verheerende Folgen haben.

Wer auf Schneckenpirsch gehen will sollte beachten, dass nur leere Schneckenhäuser mitgenommen werden sollten. Lebende Tiere lässt man laut Bochud, wo man sie gefunden hat. Ganz allgemein sollte die Tierwelt und ihre Lebensräume nicht gestört werden.

Die Suche ist an einem regnerischen Tag im Frühling oder Herbst ergiebig. Im Winter und im Sommer verfallen die Tiere in eine Art Starre, um den Temperaturen zu trotzen.

Auch bei Dunkelheit lassen sich Schnecken finden. Viele Nacktschnecken sind nämlich auch «Nachtschnecken», also vor allem nachtaktiv.

Bochud ist die treibende Kraft hinter der neuen digitalen Anwendung «Schneckenchecken». Nach vier Jahren Entwicklungszeit ist der Bestimmungsschlüssel nun online. Er wurde in Zusammenarbeit mit den Schweizerischen Zentrum für die Kartografie der Fauna entwickelt.

www.schneckenchecken.ch

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