Einsprachen: Zweitwohnungsbesitzer schikanieren Bündner Baupläne
In den Bündner Bergen herrscht Wohnungsnot. Das will der Gemeindepräsident von Laax ändern. Doch er hat die Rechnung nicht mit Zweitheimischen gemacht.

Das Wichtigste in Kürze
- In den Bündner Bergen sind Wohnungen für Einheimische knapp.
- In Laax verhindern Zweitwohnungsbesitzer neue Bauten mit Einsprachen.
- Die Gründe für die Einsprachen sind zum Teil kurios, wie der Gemeindepräsident berichtet.
In den Bündner Bergen brodelt es. Wegen der vielen Zweitwohnungen und Airbnb finden Einheimische in ihren Dörfern immer weniger bezahlbaren Wohnraum.
Das Problem ist bekannt. Viele Gemeinden – so auch Laax – wollen handeln und erschwinglichen Wohnraum für Einheimische bauen.
Doch dabei haben sie die Rechnung ohne Zweitwohnungsbesitzer gemacht. Denn diese wehren sich mit Einsprachen gegen Neubauten.
Konkret heisst das: Jedes zweite Bauvorhaben in Laax wird durch Einsprachen mindestens verzögert.
Ganze 83 Prozent aller Einsprachen kommen von Personen, die in der Gemeinde einen Zweitwohnsitz haben; sprich ihren Lebensmittelpunkt irgendwo anders.
«Ist zum Sport geworden»
Gegenüber «Schweiz aktuell» beklagt Franz Gschwend, Gemeindepräsident von Laax, die Einsprachen-Praxis. Er sagt: «Wenn ich auf die letzten zehn Jahre zurückschaue, haben Einsprachen extrem zugenommen.»
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«Man hat fast ein wenig das Gefühl, es sei zum Sport geworden», so der parteilose Gschwend weiter.
«Fledermäuse» und andere Einsprachegründe
Von dieser Einsprachen-Wut betroffen sind aktuell drei Häuser. Sie sind für das Wohnen im Alter vorgesehen, sollen aber auch zwölf einheimischen Familien Platz bieten.
Die Gründe für die Einsprachen sind derweil vielfältig, wie Gschwend verrät. So hätten auch schon Fledermäuse und andere unmögliche Gründe für eine Einsprache gereicht, so der Gemeindepräsident.
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Im aktuellen Fall sei auch Lärm ein Grund für eine zwischenzeitliche Verhinderung des Baus. Eine Begründung, die Gschwend nicht gelten lässt.
Er erklärt: «Eine Altersresidenz, die mit Lärm verbunden ist. Das dünkt mich eine schwierige Aussage.»
Gemeindepräsident stört sich ab Unehrlichkeit
Ihn störe die Unehrlichkeit der Einsprechenden. Denn: «Man ist nicht ehrlich genug, um zu sagen, was wirklich stört.»
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Niemand sage: «‹Ich will weiterhin die Aussicht haben, die ich bis heute gehabt habe. Und ich mache einfach alles dafür, dass es so lange wie möglich so bleibt.›»
Nebst den Bauverzögerungen kommen auf die Gemeinde zudem auch Kosten zu. Da eine Einsprache gratis ist, trägt Laax die Kostenlast der Bearbeitung. Immerhin 150'000 Franken im Jahr.