Berner Lehrer sind empört. Der Grund: Erfahrene Lehrkräfte der Oberstufe erhalten zehn Prozent weniger Lohn als Anfänger.
Lehrer bei Schülerin
2002 wurden die Lehrerseminare durch die Pädagogische Hochschule ersetzt. Seither verdienen erfahrene Lehrpersonen weniger als die jüngeren. - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Lehrpersonen verdienen weniger, wenn der Berufseinstieg Jahre zurückliegt.
  • Grund: Ihre damalige Seminar-Ausbildung wurde durch die Pädagogische Hochschule ersetzt.
  • «Ein Unding», findet SP-Grossrätin Meret Schindler und bereitet einen Vorstoss vor.
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Oberstufenlehrerinnen und -lehrer im Kanton Bern mit dem alten Seminar-Abschluss werden finanziell benachteiligt. Sie erhalten zehn Prozent weniger Gehalt als ihre frisch ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen. Jetzt reicht es ihnen.

Carlo Sieber ist einer der betroffenen Oberstufenlehrer, der sich gegen die Lohnkürzung wehrt. Er habe mehr als 15 Jahre Berufserfahrung, erzählt er der «Berner Zeitung».

Er führe genau dieselben Aufgaben wie seine jüngeren Kolleginnen und Kollegen aus – doch sein Gehalt sei geringer.

Junge Lehrerin
Wer an der Oberstufe unterrichten will, muss nach dem Bachelor noch einen zweijährigen Master absolvieren. Diese Ausbildung geht länger, wird aber auch höher entlohnt.
Lehrerseminar
Der Grund: Je nachdem praktizieren die älteren Semester noch mit dem Abschluss des damaligen Lehrerseminars.
Pädagogische Hochschule Bern
Jene Lehrpersonen-Ausbildung wurde 2002 durch die Pädagogische Hochschule ersetzt.
Bibliothek Pädagogische Hochschule Bern
Wer an der Oberstufe unterrichten will, muss nach dem Bachelor noch einen zweijährigen Master absolvieren. Diese Ausbildung geht länger, wird aber auch höher entlohnt.
Alter Lehrerin an Schultafel.
Nicht aber für die Oberstufen-Lehrpersonen mit Seminar-Abschluss. Trotz langjähriger Berufserfahrung verdienen sie weniger als die Master-Absolventinnen und -Absolventen.

«Das ergibt keinen Sinn», sagt er. «Wir sind sehr erfahrene Lehrpersonen.» In Zeiten des akuten Lehrermangels sieht er sich und seine Kolleginnen und Kollegen als wichtige Stütze und Mentoren. Sowohl für jüngere Lehrkräfte als auch für Quereinsteiger.

Ausbildungswechsel ist schuld

Grund für die Ungleichheit ist der Wechsel der Lehrpersonen-Ausbildung: Vor 22 Jahren bestand die Berufsausbildung noch aus dem Lehrerseminar. Dieser Abschluss berechtigte zum Unterrichten für alle Stufen von der 1. bis zur 9. Klasse.

Im Jahr 2002 wurde das Lehrerseminar abgeschafft. Seither werden Lehrkräfte an der Pädagogischen Hochschule (PH) ausgebildet. In dem neuen System benötigen Oberstufen-Lehrpersonen neben dem pädagogischen Bachelor auch den Master.

Der Abschluss dieser längeren Ausbildung zur Oberstufen-Lehrperson wird entsprechend mit einem höheren Gehalt belohnt. Das Gehalt von Oberstufen-Lehrpersonen der «alten Schule» bleibt allerdings unverändert.

Was ist wertvoller: die Berufserfahrung oder der Grad der Ausbildung?

Lehrkräfte wie Sieber könnten sich theoretisch weiterbilden, indem sie den pädagogischen Master nachholen. Doch das ist wenig attraktiv: Das Vollzeit-Masterstudium der Berner PH dauert rund zwei Jahre und bedeutet einen erheblichen Lohnausfall.

Die Debatte geht weiter

Auch für Sieber sei diese Berufspause keine Option: «Warum muss ich an der PH etwas beweisen, für das mich der Kanton seit Jahren angestellt hat?»

Zusammen mit anderen betroffenen Lehrkräften hat sich Sieber nun an die Gewerkschaft VPOD gewandt. Diese hat das Thema wiederum bei der bernischen Bildungsdirektion angesprochen. Eine offizielle Stellungnahme der Regierungsrätin Christine Häsler (Grüne) sei noch ausstehend.

Meret Schindler
Der Lohnabzug sei «ein Unding, so die Berner SP-Grossrätin Meret Schindler. - meretschindler.ch

Nun bereitet die Gewerkschafterin und SP-Grossrätin Meret Schindler einen Vorstoss vor. Sie möchte gegen den aktuellen Lohnabzug vorgehen, den sie als «ein Unding» bezeichnet.

Schindler fordert, dass der Kanton die entsprechenden Artikel in der Lehreranstellungsverordnung anpasst und den erfahrenen Lehrkräften das volle Gehalt auszahlt. Aufgrund des aktuellen Mangels an Lehrpersonen habe der Vorstoss wohl ordentliche Chancen, so Schindler zur BZ.

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