Eric (25) erklärt, warum er drei Lehren abgebrochen hat
In der Schweiz bricht jeder Vierte seine Lehre ab. Ein Betroffener, der schon dreimal abgebrochen hat, packt aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Jede und jeder Vierte bringt die angefangene Lehre in der Schweiz nicht zu Ende.
- Lernende brechen wegen des Betriebsklimas ab, Lehrbetriebe wegen schulischer Leistungen.
Die Lehre gilt sowohl hier als auch ausserhalb der Schweiz als absolutes Erfolgsmodell. Nur: Jeder vierte Lernende bricht seine Ausbildung vorzeitig ab, wie die neusten Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen.
24 Prozent, die 2019 eine Lehre begonnen haben, haben sie nicht beendet. Grund dafür sind entweder eine Vertragsauflösung durch die Lehrbetriebe oder der Wunsch der Lernenden, die Lehre abzubrechen.
Einer von ihnen ist der 25-jährige Eric. Er begann bereits drei Lehrstellen, ohne sie abzuschliessen, ehe er seine aktuelle Ausbildung zum Kältesystemmonteur begann.
«Zwischenmenschlich» nicht gepasst
Bei einer Lehre sei es «körperlich nicht mehr gegangen», bei einer weiteren habe es «zwischenmenschlich» nicht gepasst. Eine letzte, sagt Eric, habe er wegen einer nicht fachgerechten Ausbildung vorzeitig beendet.
Nach dem ersten Lehrabbruch sei er noch mehr oder weniger entspannt gewesen, so der 25-Jährige zu «10 vor 10». «Beim zweiten Mal ist man dann schon etwas verunsicherter, weil man auch an die Zukunft denkt.»
Er habe sich gefragt: «Was mache ich, was will ich machen, bekomme ich überhaupt noch eine neue Lehrstelle?» Nach dem dritten Abbruch habe er dann beschlossen, keine Ausbildung zu machen und einfach zu arbeiten.
Manche Lernende haben Pech
Eric machte im Anschluss ein Praktikum bei seinem aktuellen Lehrbetrieb und bekam eine neue, vierte Lehrstelle angeboten. Für seinen Ausbildner Ronni Müntener sind seine abgebrochenen Lehren kein Grund, ihm keine Ausbildung anzubieten.
Denn man habe gemerkt, dass Eric in der Vergangenheit Pech gehabt habe. Zudem sei er motiviert gewesen.
Gründe für einen Lehrabbruch sind vielfältig
Die Zahlen zeigen, dass Eric mit seinem Lehrabbruch nicht alleine dasteht. Doch was veranlasst junge Lernende, ihre Ausbildung abzubrechen?
Antworten darauf hat die Abteilung Betriebliche Bildung (ABB) des Kantons Bern. Auf Anfrage von Nau.ch heisst es: «Bei den Lernenden kommt es öfters vor, dass sie sich in ihrem Lehrbetrieb nicht wohl oder zu wenig begleitet fühlen.»
Zudem würden gewisse Lernende realisieren, dass sie den falschen Beruf gewählt hätten. Bei Lehrbetrieben, die ihren Lernenden kündigen würden, spiele hauptsächlich die schulische und betriebliche Leistung eine Rolle.
Betriebsklima wichtig
Doch was kann man tun, wenn Lernende darüber nachdenken, ihre Ausbildung abzubrechen?
«Wir bitten sie, darüber nachzudenken, was im Lehrbetrieb gut läuft und was eher nicht», so die ABB. «Es sollte auf jeden Fall das Gespräch mit dem Lehrbetrieb gesucht werden.» Die Ausbildungsberatung könne ein solches Gespräch auch jederzeit moderieren oder daran teilnehmen.
Wichtig, um Lehrabbrüche zu verhindern, sei das Betriebsklima. Zudem sei es essenziell, dass Lernende «von ihrem Gegenüber ernst genommen werden.»
Dessen solle sich auch ein Lehrbetrieb bewusst sein, so die ABB des Kantons Bern. Ein «gutes privates Umfeld» sei zudem wichtig, um eine allfällige «Krise» in der Lehrzeit zu überstehen.