Ex-Fifa-Kommunikationschef: «WM 2022 war für Katar Prestige-Erfolg»
Im Vorfeld gab es viel Kritik. Jetzt jubeln (fast) alle mit Messi. Die WM 2022 ist für Katar ein grosser Prestige-Erfolg gewesen, so Guido Tognoni.
Das Wichtigste in Kürze
- Die WM 2022 war trotz Nebengeräuschen ein «Prestige-Erfolg», glaubt der Ex-Fifa-Sprecher.
- Die Schweiz als Standort für den Fifa-Hauptsitz sei wegen der lauten Kritik gefährdet.
- Präsident Gianni Infantino fühle sich an anderen Orten mehr geliebt als in Zürich.
Die WM 2022 in Katar findet mit Argentinien einen würdigen Sieger. Zu reden gab im Final neben dem Sportlichen vor allem der «Bischt» auf Lionel Messis Schultern.
Kritiker sehen darin das i-Tüpfelchen auf einem Turnier mit vielen Nebengeräuschen. Nach den Vorwürfen der toten Gastarbeiter sorgte etwa auch das Regenbogen-Binde-Verbot für Aufsehen.
Trotzdem: Die Wüsten-WM war für das Gastgeber-Land ein «ganz grosser Prestige-Erfolg». Das glaubt Guido Tognoni, der langjährige Kommunikationschef der Fifa. «Und um das Prestige ist es vor allem gegangen bei Katar», sagt er gegenüber «SRF».
Fifa mit WM 2022 zufrieden
Global gesehen habe sich die Kritik am Turnier dann auch vornehmlich auf Mitteleuropa beschränkt, so Tognoni. Weder in Asien noch in Südamerika sei Katar als Gastgeber gleich hinterfragt worden: Im Zentrum stand dort der Fussball.
Auch der Weltfussballverband selbst kann darum insgesamt zufrieden sein, glaubt Tognoni. «Die Wahrnehmung der WM 2022 ist viel positiver, als man das ursprünglich mal erwarten konnte», sagt er. «Alles was man am Fernsehen gesehen hat, war tiptop. Und das ist entscheidend für die Fifa.»
Für den Kommunikationsexperten werde das Verhältnis zwischen Fifa und Publikum «masslos hochgespielt». «Der weltweite Fussballfan interessiert sich für Messi und Ronaldo, und nicht für die Fifa.» Es sei ein akademisches Medienthema, sagt er bei «10 vor 10».
Will Infantino die Fifa aus der Schweiz wegzügeln?
Die Schweiz sei als Standort für den Verband deswegen gefährdet, warnt Tognoni. «Ich bedaure sehr, dass die Fifa im Moment an einem Ort ist, wo die Stadtregierung Public Viewings verbietet. Das ist absurd!»
«Gianni Infantino fühlt sich in der Schweiz nicht geliebt, seine Arbeit wird nicht geschätzt.» Man dürfe sich nicht wundern, wenn der Präsident sich überlege, ob er noch am richtigen Ort seinen Hauptsitz hat. «Es ist eine persönliche Geschichte, aber er hat bereits begonnen, die Fifa zu filetieren.»