Ex-Jugendanwalt Hansueli Gürber erhebt Vorwürfe im Fall «Carlos»
Nach sechsjährigem Schweigen zum Fall «Carlos» offenbart Ex-Jugendanwalt Hansueli Gürber erstmals seine Sichtweise auf die Geschehnisse seit 2013.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Fall Carlos schlug in vergangener Zeit hohe Wellen.
- Nun äussert sich zum ersten Mal der Ex-Jugendanwalt Hansueli Gürber.
Sechs Jahre hat Ex-Jugendanwalt Hansueli Gürber zum Fall «Carlos» geschwiegen. Nun hat er sein Schweigen gebrochen und im Interview mit der «Aargauer Zeitung» einen schweren Vorwurf gegen einen ehemaligen Vorgesetzten erhoben.
1997 übernahm Gürber Brian alias «Carlos» und war in Folge verantwortlich für das Sondersetting, das monatlich 29'200 Franken kostete. Die umstrittenen Massnahmen und die enorm hohen Kosten entfachten 2013 einen Skandal um den Fall «Carlos».
Von seinem Vorgesetzten Oberjugendanwalt Marcel Riesen erfuhr Hansueli Gürber, so erzählt er, aber keine Unterstützung – im Gegenteil. So habe Riesen seinem Chef Martin Graf – damaliger Justiztdirektor – gesagt, Gürber hätte heimlich gehandelt. Demnach soll niemand gewusst haben, wie viel das Sondersetting kostete.
Der 68-jährige Gürber bestreitet diesen Vorwurf im Interview und sagt, es hätten regelmässig Sitzungen unter Riesens Leitung stattgefunden. Der Oberjugendanwalt habe also über alles Bescheid gewusst. Dennoch behauptete letzterer in der Anhörung durch die Justizkommission, dass die Kosten «nicht über seinen Tisch» gelaufen seien.
Mit dem Aufkeimen des Skandals verlor Gürber aufgrund des kostspieligen Sondersettings seinen Job als Jugendanwalt. Da er aber nach wie vor dem Amtsgeheimnisse unterstand, behielt er die genauen Vorkommnisse bis heute für sich.