Experte warnt vor Antieinbruch-Gadgets
Eine neue Computersoftware hilft der Stadtpolizei Zürich dabei herauszufinden, in welchen Gebieten am ehesten eingebrochen wird. Doch welche Tools schützen Privatpersonen wirklich vor Einbrechern?
Das Wichtigste in Kürze
- In der Winterzeit haben Einbruchdiebstähle Hochkonjunktur.
- Alarmsysteme und Schutzmechanismen fürs Zuhause werden derweil immer besser.
- Ein Experte warnt davor, sich auf online erhältliche Gadgets zu verlassen. Diese könnten einfach überwunden werden.
Jetzt, wo es draussen wieder früher dunkel wird, steigt die Zahl der Einbrüche gesamtschweizerisch an. Zwar sind die Einbruchdiebstähle in den den letzten Jahren tendenziell rückläufig, doch im Winter sind Gaunerbanden aktiver als im Sommer. Durchschnittlich brauchen sie 15 Sekunden, um ein Fenster aufzubrechen. Bei einer Tür braucht ein Einbrecher etwa zwei Minuten. Erschreckend! Es lohnt sich deshalb, die eigenen vier Wände gut zu schützen.
Die Stadtpolizei Zürich setzt zum Schutz nun technische Hilfe ein. Eine Software hilft den Beamten beim Erkennen, welche Wohngebiete besonders einbruchgefährdet sind (Nau berichtete). Anhand von Polizeirapporten analysiert das Tool vergangene Delikte. Die Stapo hat unter anderem mit Hilfe des Tools 3500 Einbrüche weniger verzeichnet, als noch vor fünf Jahren.
Fenster schliessen, Abwesenheit kommunizieren
Der Schutz vor Einbrechern fängt dabei früh und mit einfachen Regeln an: Die Fenster schliessen – komplett, denn gekippte Fenster sind für Gauner quasi offene Fenster. Wichtig ist auch, die Nachbarn vor einer Ferienabwesenheit informieren. So können diese ungewöhnliche Beobachtungen schnell auch den Hauseigentümern oder gar der Polizei melden.
Noch besser schützen kann man sich mit simplen, kostengünstigen Gadgets. Die meisten Räuber sind nämlich «Turnschuheinbrecher», wie sie Fachleute nennen: Schlecht ausgerüstet, lediglich mit einem Schraubenzieher bewaffnet. Sichtbare Alarmanlagen, automatische Beleuchtung und Bewegungsmelder nützen hier bereits Wunder. Zwar können sie die meisten Diebstähle nicht wirklich verhindern, dafür aber die Einbrecher abschrecken. Prinzipiell müssen alle Zugänge, die nicht höher sind als drei Meter, zusätzlich abgesichert werden: Durch gesicherte Fenstergriffe, ein Kettenzusatzschloss an der Haustür, durch Sicherheitstüren, Sperrbügel oder Sicherheitsgläser.
Sicherheitskarten, Türstopper und Alarm-Pushs
Für Hausbesitzer gibt es nun – ähnlich wie auch in Hotels – Türschlösser, die sich nur mit einer Sicherheitskarte öffnen lassen. Ausserdem gibt es elektronische Türstopper mit Alarm. Diese werden hinter eine geschlossene Türe gestellt. Versucht dann jemand, die Tür zu öffnen. blockiert der Keil und schlägt mit einer Sirene Alarm. Ebenfalls sehr wirksam sind TV-Simulatoren: Die Mini-Leuchten flackern abends wie ein Fernseher und lassen dadurch eine Wohnung bewohnt erscheinen.
Die neueren Alarmanlagen informieren die Hauseigentümer zudem per SMS oder mittels Push-Nachrichten vor verdächtigen Vorgängen. Ein ähnliches Gerät existiert auch für Fenster.
Experte warnt
Urs Brönnimann ist seit mehr als 40 Jahren im Zentrum für Einbruchschutz tätig. Er rüstet mit seinen Mitarbeitern Wohnungen und Häuser mit Sicherheitssystemen aus. Von den Sicherheitsartikeln, die online erworben werden können, hält der Experte nichts. «Solche Systeme können innerhalb kürzester Zeit überwunden werden», sagt er. «Man kann diese autonomen Sirenen mit wenig Aufwand ausser Betrieb setzen.» Somit sei auch der Schockeffekt nicht wirklich gewährleistet.
Wenn sich ein Hauseigentümer oder ein Wohnungsinhaber dazu entschliesse, sein Heim gut schützen zu wollen, komme man kaum um die Investition einer Alarmanlage herum. «Zuallererst wird eine Beurteilung der vorhandenen Verglasung, der Fenster- sowie der Türsicherungen durchgeführt und die sogenannte Einbruchswiderstandzeit beurteilt», erklärt Brönnimann. Diese beschreibe die Zeit, wie lange es dauert, bis jemand in den Wohnbereich eindringen kann. Diese Einbruchswiderstandszeit gelte es dann mit den Sicherheitsmassnahmen zu erhöhen.
«Mit entsprechenden mechanischen Vorrichtungen und einer elektrischen Alarmanlage mit einer Aussenhautüberwachung ist der Personenschutz und der Schutz von Gütern und Sachanlagen nachhaltig gesichert.» Die «Turnschuheinbrecher» würden sich dann aber doch etwa 15 bis 20 Minuten abmühen – aber: Brönnimann hat mit dieser Art Sicherheitssysteme in den letzten 25 Jahren keinen einzigen Einbruch erlebt.