Familienpsychologe: Wie vermeide ich Corona-Zoff an Weihnachten?
Die Meinungen rund um das Coronavirus gehen auseinander. Wie Familien trotz unterschiedlichen Ansichten harmonische Weihnachten feiern, erklären Psychologen.
Das Wichtigste in Kürze
- Es herrschen verhärtete Fronten zwischen Impfgegnern und Zertifikats-Befürwortern.
- Das könnte auch bei der Weihnachtsfeier in der Familie zu Streitigkeiten führen.
- Experten verraten, wie der Corona-Zoff an Weihnachten verhindert werden kann.
Kaum ein Thema hat die Gesellschaft so stark gespalten, wie die Diskussion um das Zertifikat oder andere Massnahmen zum Coronavirus. Vor der Abstimmung zum Covid-Gesetz haben sich die Grenzen zwischen Gegnern und Befürwortern noch einmal verhärtet.
Nun möchte der Bundesrat, dass Familien auch an ihren Weihnachtsfeiern mit mehr als zehn Personen Zertifikatskontrollen durchführen. Dies birgt jedoch viel Konfliktpotential.
Was tun, wenn der Onkel ein militanter Impfgegner ist und sich nicht mal auf das Coronavirus testen lassen will? Wenn die Schwester ihre Kinder ohne Maske in die Schule schickt? Oder wenn die Grossmutter plötzlich nur noch Geimpfte zum Weihnachtsessen einlädt?
René Hess, Psychotherapeut und spezialisiert auf Familientherapie erklärt: «Wir befinden uns in einem Spannungsfeld. Zwischen dem Wunsch nach sozialen Kontakten, dem Bedürfnis sich vor Ansteckungsrisiken zu schützen und der eigenen Entscheidungsautonomie.»
Das Problem beim Weihnachtsfest seien aber nicht die unterschiedlichen Sichtweisen bezüglich Corona, sondern vielmehr der Umgang mit diesen Differenzen. «Es erscheint mir sinnvoll, die eigenen Entscheidungsspielräume zu nutzen», sagt Hess. Dies sei einfacher, als von anderen zu verlangen, dass sie sich gemäss den eigenen Vorstellungen verhalten.
Toleranz und Dialog für Weihnachten ohne Corona-Zoff
«Solche Situationen erfordern Fingerspitzengefühl von beiden Seiten», meint auch Guy Bodenmann vom Psychologischen Institut der Universität Zürich. Der Experte für Paare und Familien erklärt, es sei wichtig, in solchen Fällen das Gespräch zu suchen: «Zu einer Lösung werden beide Seiten beitragen müssen.»
Bei verhärteten Fronten innerhalb der Verwandtschaft könnte man sich etwa auf einen «Waffenstillstand» während der Festtage einigen.
Er fügt hinzu: «Gerade an Weihnachten sollte das erstrebenswert sein. Es ist immerhin ein Fest der Liebe und Hoffnung.»
Oder es gibt halt kein Familienfest
Falls Verwandte aber trotz Weihnachtsstimmung nicht einig werden, hilft gemäss Hess nur eines: «Wer überzeugt ist, dass ein Treffen zu Streit führt, kann immer noch entscheiden, nicht daran teilzunehmen.» Umgekehrt könne ein Gastgeber immer selbst entscheiden, wen er einladen möchte.