Fliegende Windkraftanlage soll Energie in grosser Höhe generieren
Mit einer fliegenden Windkraftanlage wollen Empa-Forschende die Energie der stärkeren Winde in grosser Höhe ernten.
Das Wichtigste in Kürze
- Forschende der Empa wollen mit Energiedrachen die Windkraft in grossen Höhen nutzen.
- Schon bald soll ein Serienmodell entstehen, das 100 Kilowatt Leistung erzeugen kann.
Wer im Sommerurlaub am Meer einen Drachen hat steigen lassen, weiss, mit wie viel Kraft der Wind daran zieht. Diese Zugkraft wollen Wissenschaftler um Rolf Luchsinger von der Forschungsanstalt Empa nutzen. Sie entwickeln Energiedrachen, die wie kleine Segelflugzeuge aussehen. Davon berichtete die Empa am Dienstag in einer Mitteilung.
Diese fliegenden Windkraftwerke können wie Drohnen automatisch starten und landen. Sie schrauben sich dem Wind in die Höhe und ziehen das Drahtseil, an dem sie hängen, von der Rolle. Die Achse der Seilrolle ist mit einem Generator verbunden, der Strom erzeugt. Wenn das Seil komplett abgerollt ist, sinkt der Drache im Gleitflug wieder in die Nähe der Startplattform.
Landen und starten bereitet Schwierigkeiten
Die grosse Herausforderung sei nicht das Fliegen an sich, liess sich Luchsinger in der Mitteilung zitieren. «Das Problem ist das automatisierte Starten und Landen.» Dies gelang im vergangenen Herbst mit einem Prototyp auf den Höhen des Chasseral in der Westschweiz.
Der Energiedrachen mit drei Metern Spannweite startete vom Basisfahrzeug und schraubte sich in die Höhe. Es kreiste 30 Minuten lang autonom in der Luft, produzierte elektrische Energie und landete schliesslich wieder wohlbehalten auf der Startplattform.
Der nächste Prototyp, an dem das Team derzeit arbeitet, soll die kontinuierliche Stromerzeugung sicherstellen. Es soll bis zu 10 Kilowatt elektrische Leistung erzeugen und ins Netz einspeisen. Um die Verteilung des experimentellen Windstroms kümmern sich die Berner Kraftwerke BKW.
Bald darauf soll das erste serienmässige Modell mit 15 Metern Spannweite folgen. Dieses soll bis zu 100 Kilowatt Leistung erzeugen, wie die Empa schrieb.
Windkraftanlage für abgelegene Regionen
Die Anwendung einer solchen fliegenden Windkraftanlage sieht Luchsinger allerdings nicht in dicht besiedelten Gebieten, sondern in abgelegenen Regionen. «Wir sprechen mit Minen, abgelegenen Siedlungen und Inseln als potenzielle Kunden», so der Empa-Forscher. «Dort sind bis heute Dieselgeneratoren im Einsatz, die Abgase und Lärm erzeugen. Ausserdem muss deren Treibstoff mit hohem Aufwand angeliefert werden.»
Luchsinger gründete mit der Idee der fliegenden Windkraftanlage bereits 2013 eines der ersten Unternehmen, das Luftwindkraftwerke entwickelte. Inzwischen entwickeln Start-Ups und mehrere Teams aus Universitäten und technischen Hochschulen Lösungen für diese Art der Energiegewinnung, so die Mitteilung. Mitte Oktober wollen sie sich an einer Konferenz in Glasgow über die neuesten Entwicklungen austauschen.