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Flüchtling in Schuldenfalle durch unnötige Krankenversicherungen

Redaktion
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Toggenburg,

Einem Eritreer aus der Ostschweiz wurden unzählige Krankenversicherungen angedreht. Das führte bis in die Verschuldung. Ein Einzelfall scheint es nicht zu sein.

Krankenkasse
Berater von Krankenkassen verfolgen teilweise aggressive Verkaufstaktiken. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Berater von Krankenkassen haben einem Eritreer unzählige Versicherungen angedreht.
  • Der in der Ostschweiz wohnhafte Familienvater geriet dadurch in die Verschuldung.
  • Gemäss einem Experten sind mehrere Menschen mit Migrationshintergrund betroffen.

Ein Eritreer aus Lichtensteig SG geriet durch aufdringliche Versicherungsberater in eine Schuldenfalle. Debesay Habtom schloss zahlreiche unnötige Versicherungen ab und verlor den Überblick über seine Finanzen. Seine Geschichte zeigt die Ausnutzung von Menschen, die mit dem Schweizer Gesundheitssystem nicht vertraut sind.

Wie der Eritreer gegenüber dem «Tagblatt» erzählt, flohen er und seine Frau 2008 aus Eritrea in die Schweiz. Hier wurden ihre drei Kinder geboren – Habtom erhielt eine C-Bewilligung. Als Hilfsarbeiter bezahlt er nun selbst für die Krankenversicherung seiner Familie, nicht mehr wie früher das Sozialamt.

Vor einigen Jahren wurde ihm zum ersten Mal eine neue Krankenkasse angeboten. Obwohl er wenig Deutsch sprach, unterschrieb er Verträge für neue Grund- und Zusatzversicherungen für seine Familie. «Ich hatte Vertrauen zu dem Mann», sagt Habtom in Bezug auf einen Berater. Mit ihm und anderen in selber Funktion hatte er sich jeweils getroffen.

Kein Einzelfall

In den folgenden Jahren unterzeichnete Habtom unzählige Verträge mit verschiedenen Anbietern wie Helsana, CSS und Groupe Mutuel. Die monatlichen Prämien stiegen stetig an und führten zu einem Berg von Schulden.

Trotz teilweiser Versprechen der Berater, dass die bestehenden Verträge aufgelöst werden, kamen immer mehr Rechnungen. Anfang letzten Jahres waren mindestens sieben Verträge für Zusatzversicherungen für seine Familie abgeschlossen. Die benötigte sie aber eigentlich gar nicht.

Letztes Jahr hatte der Familienvater rund 4000 Franken Krankenkassenschulden. «Ich war nur noch gestresst», sagt er.

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Verschiedene Schweizer Krankenversicherungskarten. - keystone

Felix Schneuwly, Krankenkassen-Experte bei Comparis, bestätigt gegenüber dem «Tagblatt», dass Habtoms Fall kein Einzelfall ist. Oft sind Menschen mit geringer Bildung oder Migrationshintergrund betroffen. Die Berater stehen teils unter grossem Druck, weil sie kaum oder gar keinen Fixlohn erhalten, sondern auf Provision arbeiten. Teilweise würden sie deshalb auch lügen.

Schneuwly betont die Verantwortung der Krankenkassen: «Die Berater bringen zwar die Kunden. Doch die Krankenkassen müssten die Vermittler viel rigoroser kontrollieren».

Ausweg aus der Schuldenfalle

Mithilfe eines pensionierten Arztes konnte Habtom seine Situation verbessern. Der Arzt half ihm mit einem zinslosen Kredit und löste unnötige Versicherungsverträge auf. Er setzte dabei auch auf eine unkonventionelle Methode: Er bezahlte einfach keine Rechnungen mehr. Das funktionierte bei einigen Verträgen, bei anderen aber auch nicht.

Haben Sie Erfahrung mit aufsässigen Krankenkassenberatern?

Nach einigen Schwierigkeiten konnte Habtom schliesslich alle Schulden begleichen. Nun zahlt er nur noch für Grundversicherungen für sich und seine Familie. Ohne Hilfe des Arztes hätte er das nicht geschafft. Vielleicht helfe seine Geschichte jemandem in einer ähnlichen Situation, sagt er gegenüber dem «Tagblatt».

Kommentare

User #6360 (nicht angemeldet)

AuFnehmen? AuSnehmen? Auf die Details kommt es an. In der Schweiz gibt es rechtliche Lücken, die schamlos ausgenützt werden. Ich kann mich zum Glück gegen aufdringliche Telefone wehren. Er konnte es offenbar nicht. Das kann auch wehrlose Schweizerinnen oder Schweizer treffen. Wenn dann das Sozialamt zahlen muss, dann sind eigentlich die bösen Makler Schuld. Eigentlich grenzt es an Betrug, man müsste bei ihnen das Geld eintreiben können.

User #1574 (nicht angemeldet)

Als Hilfsarbeiter bezahlt er nun selbst für die Krankenversicherung seiner Familie, nicht mehr wie früher das Sozialamt. Deswegen sind die Prämien so hoch. Das Sozialamt sind wir Prämien- und Steuerzahler

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