Forscher: Sturm in La-Chaux-de-Fonds zu 95 Prozent kein Tornado
Rund um die Welt wurde über die «Tornado»-Tragödie aus La Chaux-de-Fonds NE berichtet. Sturm-Forscher sind sich nun aber fast sicher, dass es kein Tornado war.
Das Wichtigste in Kürze
- War es ein Tornado in La Chaux-de-Fonds NE? Oder doch ein Downburst?
- Sturm-Forscher können sich neusten Erkenntnissen zufolge praktisch festlegen.
Von Deutschland über die USA bis nach Indien. Die Bilder und Videos der Zerstörung aus La Chaux-de-Fonds NE gingen in Windeseile um die Welt. In zahlreichen Medien wurde vom mutmasslichen Tornado berichtet.
Doch war es wirklich ein Tornado?
Experten rätselten erst, dann kamen Zweifel auf. Und nun legen sich die Tornado-Forscher vom Sturm-Archiv Schweiz auf Anfrage von Nau.ch quasi fest.
Sturm-Experte Kai Kobler: «Zu 95 Prozent handelte es sich beim Ereignis in La Chaux-de-Fonds um ein Sturmereignis mit sehr starken Fallböen.» In der Fachsprache ist von einem Downburst oder Microburst die Rede. Und eben nicht von einem Tornado.
Als «Hotspot» für Tornados gilt der Jura. Möglich sind solche grundsätzlich auch in der Deutschschweiz.
Bisher seien hier allerdings erst vier Tornados mit einer Windgeschwindigkeit von 181 bis 254 Kilometern pro Stunde bekannt. Alle liegen schon länger zurück: 1835 im Kanton Solothurn, 1902 in Dettighofen TG, 1912 in Schoenenbaumgarten TG und 1986 im aargauischen Leuggern.
«In der Deutschschweiz ist circa drei Mal pro Jahrhundert mit einem Tornado der Stärke F2 zu rechnen. Also nur alle 30 Jahre.»
Die Möglichkeit starker Tornados bestehe vor allem in der Nordschweiz. «Gute Voraussetzungen für Tornados bieten eher flache Gebiete und grosse Ebenen. Gegen die Alpen hin nimmt das Entstehungsrisiko ab», so Kobler.
Selbiges bestätigte zuletzt auch Partick Stierli von Meteoschweiz bei Nau.ch. Am Tornado-sichersten sei es in den Alpen, «da dort das Windfeld durch die umliegenden Berge und Täler gestört wird».
«La Chaux-de-Fonds hatte in diesem Fall einfach Pech»
Kobler glaubt denn auch nicht, dass es in Zukunft öfters Tornados geben wird. Die Möglichkeit, die Ereignisse digital festzuhalten gebe es erst seit rund 40 Jahren. «Viele Ereignisse wurden früher gar nicht entdeckt oder dokumentiert», so Kobler. Da es heute wegen dem Bevölkerungswachstum viel mehr Beobachter hat als früher, «hat man das Gefühl, es gäbe mehr Ereignisse.»
Viel häufiger würden Fallböen in der Deutschschweiz auftreten. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese dann aber genau auf ein Dorf oder eine Stadt treffen, sei sehr klein. Kobler: «La Chaux de Fonds hatte in diesem Fall einfach Pech.»