Fragen und Antworten zum Atommüll-Endlager
In der Zürcher Gemeinde Stadel wird ein Atommüll-Endlager gebaut. Hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Atommüll-Endlager soll in der Zürcher Gemeinde Stadel gebohrt werden.
- Die Nagra reicht beim Bundesamt für Energie das Gesuch für den Bau des Endlagers ein.
- Ein Komitee fordert, dass die Vorlage zwingend vors Volk kommt.
Seit September 2022 ist bekannt, dass das Atommüll-Endlager in der Zürcher Gemeinde Stadel gebohrt werden soll, genauer im Haberstal. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
WIE WEIT IST DIE PLANUNG?
Heute Dienstag reicht die Nagra beim Bundesamt für Energie das Gesuch für den Bau des Endlagers in Stadel ZH ein. Sowie für die Brennelementverpackungsanlage in Würenlingen AG. Die Gesuche umfassen rund 30'000 Seiten.
Bis im Frühling 2025 prüfen die Behörden, ob alle nötigen Unterlagen eingereicht wurden. Dann werden die Gesuche veröffentlicht.
GIBT ES WIDERSTAND?
Ja. Ein Komitee fordert, dass die Vorlage zwingend vors Volk kommt. Ein Parlamentsbeschluss reiche für einen Entscheid von einer Million Jahren Tragweite nicht aus.
Bis es eine Abstimmung gibt, dürfte es aber noch Jahre dauern. Erst ab 2029 entscheiden Bundesrat und Parlament über den Standort.
ERHALTEN DIE GEMEINDEN GELD?
Ja, die betroffenen Gemeinden in den Kantonen Zürich, Aargau, Schaffhausen sowie Deutschland sollen entschädigt werden. Aktuell laufen die Verhandlungsgespräche an, bei denen geklärt werden soll, wer wie viele Millionen Franken erhält.
Um wie viel Geld es geht, ist offen. Am Verhandlungstisch sitzen die Gemeinden, der Bund, die Kantone und die Kernkraftwerkbetreiber, die den grössten Teil der Abgeltungen zahlen müssen.
SIND IN DER REGION STADEL DIE IMMOBILIENPREISE EINGEBROCHEN?
Nach dem Standortentscheid war in Stadel kurzzeitig ein kleiner Immobilien-Knick zu beobachten. Vor allem Einfamilienhäuser kamen vermehrt auf dem Markt. Die Situation stabilisierte sich rasch. Immobilienexperten rechneten nach dem Standortentscheid jedoch mit einer längerfristigen Wertminderung von bis zu zehn Prozent.
HAT DAS ENDLAGER AUCH POSITIVE EFFEKTE?
Das geplante Endlager könnte in der Region auch zu einer positiven Entwicklung führen. Dies nicht nur wegen der Abgeltungen in Millionenhöhe.
Für mehrere Jahre dürfte das Endlager auch die grösste Baustelle des Landes werden, mit entsprechend vielen Arbeitsplätzen.
WIE LANGE DAUERTE DIE SUCHE NACH EINEM STANDORT?
Fast 50 Jahre suchte die Nagra nach einem geeigneten Standort für die Lagerung radioaktiver Abfälle. Dabei gab es zuletzt drei potenzielle Standorte: Nördlich Lägern, die Region Zürcher Weinland und die Region Jura Ost im Aargau (Bözberg).
Nördlich Lägern war vorübergehend aus dem Rennen gefallen. Wurde dann aber wieder als möglicher Standort ins Auge gefasst und schliesslich ausgewählt.
WO LAGERT DER SCHWEIZER ATOMMÜLL HEUTE?
Der bisher angefallene Atommüll liegt derzeit noch in Hallen an der Erdoberfläche: bei den Kernkraftwerken selber und in zwei Zwischenlagern im Kanton Aargau.
WESHALB BRAUCHT ES EIN TIEFENLAGER?
Atommüll entsteht bei der Stromproduktion in Atomkraftwerken, aber auch in Medizin, Forschung und Industrie. An der Erdoberfläche sollten hochradioaktive Abfälle nicht gelagert werden. Dies, weil niemand weiss, wie sich Gesellschaft und Erdoberfläche in den kommenden Jahrtausenden verändern werden. Etwa was Kriege oder die Klimaerwärmung betrifft.
Als sicherste Lösung gilt das Einlagern in mehreren hundert Metern Tiefe. In der Schweiz eignen sich dafür Gesteinsschichten aus Opalinuston, einem grauschwarzen Schieferton.
WAS GENAU SOLL IM BODEN GELAGERT WERDEN?
Eingelagert werden sollen vor allem hochradioaktive Brennelemente aus AKW: schwach- und mittelradioaktive Abfälle wie kontaminierte Schutzkleidung, Rohre und Isolationsmaterial der AKW, sowie Abfälle aus Forschung, Medizin und Industrie. Der Bund rechnet damit, dass bis 2075 ein Volumen von rund 90'000 Kubikmetern anfällt.
WIE LANGE SOLL DIESES LAGER IN BETRIEB SEIN?
Ein Tiefenlager muss die Abfälle für Zehntausende bis Hunderttausende von Jahren einschliessen, bis sie zur Unschädlichkeit zerfallen sind. Plutonium-239 beispielsweise braucht mehr als 24'000 Jahre, bis die Hälfte der Atomkerne zerfallen ist (Halbwertszeit).