Frankfurter Gleis-Täter soll an Paranoia gelitten haben

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Zürich,

Der Frankfurter Gleis-Täter schweigt weiter zum Tatmotiv. Nun wird bekannt: Der 40-jährige Mann soll seit Monaten an Paranoia leiden.

Frankfurt
Am Frankfurter Hauptbahnhof kam es zu einem Drama. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Montag schubste der mutmassliche Täter einen Buben (†8) in Frankfurt in den Tod.
  • Immer mehr Hinweise sprechen für eine psychische Erkrankung des 40-jährigen Eritreers.
  • So soll der Mann an Verfolgungswahn gelitten.

ICE-Drama in Deutschland: Ein Mann (40) schubste am Montag einen Achtjährigen vor einen ICE am Hauptbahnhof in Frankfurt (D). Der Bub kam dabei ums Leben. Passanten und Polizisten überwältigten den Angreifer kurz darauf.

Seehofer Grenze
Passanten stehen am Gleis 7 des Frankfurter Hauptbahnhofs vor einem Meer aus Blumen und Kuscheltieren. - dpa-infocom GmbH

Zum Tatmotiv schweigt der in Wädenswil ZH wohnhafte Eritreer. Derzeit sitzt der 40-Jährige in Untersuchungshaft.

Seit dem Vorfall am Montag kommen immer neue Hinweise ans Licht. So habe der Gleis-Täter letzte Woche seine Nachbarin mit einem Messer bedroht und gewürgt. Und: Er sperrte seine Frau und drei Kinder in der Wohnung ein.

Angst vor Passagieren und Kollegen

Laut der Kantonspolizei Zürich befindet er sich seit einem Jahr in psychiatrischer Behandlung. Wie der «Tages-Anzeiger» auf Berufung von Krankenakten berichtet, leide der Mann offenbar an Paranoia.

SBB Gleis Rose
Auf dem SBB Gleis liegt eine abgetrennte Rose. - Keystone

So soll der Mann aus Wädenswil sich von Zugpassagieren und Arbeitskollegen verfolgt gefühlt haben. Demnach habe der dreifache Familienvater gefürchtet, sie könnten seine Gedanken lesen und würden ihn manipulieren. Zudem fürchtete er sich vor Handystrahlen.

Auch ein Verwandter des Täters spricht gegenüber dem «Tages-Anzeiger» von psychischen Problemen und Verfolgungswahn. Offenbar habe der Mann zudem geglaubt, er könne nicht weiter in der Schweiz leben.

Kam als Flüchtling in die Schweiz

Als eritreischer Flüchtling kam er 2006 in die Schweiz. Einige Jahre später erhielt er dann die Niederlassungsbewilligung-C. Laut einem Jahresbericht des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks (SAH) arbeitete er fast sechs Jahre lang in einer Bauschlosserei in Aarau AG.

frankfurt
Blumen, Kuscheltiere und Beileidsbekundungen am Gleis 7 im Frankfurter Hauptbahnhof. Foto: Frank Rumpenhorst - dpa-infocom GmbH

Der Bericht hebt den Eritreer als gelungenes Beispiel aus einem Programm zur Integration von Sozialhilfebezügern in den Arbeitsmarkt hervor. Nach eigenen Angaben habe er die Stelle als Bauschlosser verloren, weil «wir am Ende immer weniger Arbeit hatten».

Über seine Sozialberaterin sei er danach beim SAH gelandet. Dieses vermittelte den Eritreer dann im März 2017 den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ). 2019 kam es zum Bruch mit den VBZ: Er wurde wegen psychischer Probleme krank geschrieben und begab sich in ärztliche Behandlung.

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