Freiburg: Autofahrer und Läden ärgern sich über Tempo 30
Anfang Oktober hat die Stadt Freiburg grossflächig Tempo 30 eingeführt. Die Beteiligten ziehen nun ein erstes Fazit – es fällt durchzogen aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach knapp einem Monat zieht Freiburg erstmals Tempo-30-Bilanz.
- TCS und Arbeitgeberverband sehen die Massnahme kritisch.
- Pro Velo ist hingegen zufrieden – der zuständige Gemeinderat auch.
Das Thema Tempo 30 sorgt in Freiburg weiterhin für heftige Diskussionen. Am 2. Oktober hat die Saanestadt die Geschwindigkeit grossflächig reduziert. Schon damals äusserten Autofahrer und ÖV-Betriebe Bedenken.
Jetzt haben die Freiburger Medien «RadioFr» und «Frapp» eine erste Bilanz gezogen. Vorneweg: Tempo 30 spaltet auch einen knappen Monat nach der Einführung die verschiedenen Akteure immer noch.
Insbesondere die Autofahrer ärgern sich. Eric Collomb von der Freiburger Sektion des Touring Club Schweiz (TCS) sagt: «Wir erhalten jeden Tag Briefe und Mails von Autofahrenden, die fragen, was man gegen Tempo 30 machen könnte.»
Für Collomb ist klar: «Die Stadt Freiburg ist ein Hauptort und kein Quartier!» Leute, die in der Stadt arbeiten, seien aufs Auto angewiesen. «Diese Politik können wir nicht akzeptieren», so der TCS-Sektionspräsident.
Arbeitgeberverband: Tempo 30 ist «schlicht unattraktiv»
Ebenfalls gegen Tempo 30 ist der Freiburger Arbeitgeberverband. Sekretär David Krienbühl sagt den beiden Freiburger Medien: «Tempo 30 in praktisch der ganzen Stadt, macht die Kantonshauptstadt schlicht unattraktiv.»
Inhaber von Geschäften oder Restaurants hätten ihm berichtet, dass jetzt weniger Personen kommen würden. Tempo 30 kann also der Wirtschaft schaden. Auch Krienbühl kommt zu einer klaren Bilanz: «Eine solche extreme Politik, wie sie die Stadt Freiburg betreibt, geht nicht.»
Immerhin: Sowohl der TCS als auch der Arbeitgeberverband könnten sich einen Kompromiss durchaus vorstellen. Beispielsweise soll Tempo 30 zu den Stosszeiten gelten, wenn man sowieso kaum schneller fahren kann. Ansonsten sei Tempo 50 die bessere Lösung.
Pro Velo: «Tempo 30 erhöht die Sicherheit»
Deutlich besser kommt die tiefere Geschwindigkeit bei den Velofahrern an. Gregoire Kubski, Präsident von Pro Velo Freiburg erklärt: «Tempo 30 erhöht die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden.»
Er habe einige Rückmeldungen von Velofahrern erhalten, so Kubski. Diese seien zufrieden mit der neuen Massnahme. Aber auch andere in Freiburg lebende Menschen können laut dem Pro-Velo-Präsidenten profitieren. «Die Tempo-30-Massnahme ist eine klare Verbesserung der Lebensqualität.»
Pierre Olivier Nobs, Gemeinderat und Mobilitätsdirektor der Stadt Freiburg, will noch nicht allzu viel sagen. Für eine vertiefte Bilanz sei es noch zu früh, sagt er gegenüber den Freiburger Medien. Aber: Die Lebensqualität ist auch seiner Meinung nach gestiegen – die Regel werde gut akzeptiert und eingehalten.