Generation Z wehrt sich: «Sorry, dass wir kein Burn-out anstreben»
Arbeitgeber bemängeln die Generation Z wegen immer höherer Ansprüche und mangelnder Flexibilität. Die Generation Z von Nau.ch wehrt sich gegen die Vorwürfe.
Das Wichtigste in Kürze
- Arbeitgeber bemängeln die Generation Z wegen ihrer Arbeitsmoral.
- Die junge Generation sei nicht kritikfähig und habe immer höhere Ansprüche.
- Nau.ch hat die eigene Generation Z mit fünf Vorwürfen konfrontiert.
Die Generation Z bekam kürzlich von Arbeitgebern ihr Fett weg. Zum Beispiel von Yannick Gubler, Gründer von zwölf Kinderkrippen mit 300 Angestellten. Er kritisierte die Jungen: «Am liebsten hätten sie mehr Freizeit, mehr Ferien, und das bei gleichbleibendem Lohn.»
Die Lage sei so prekär, dass seine Mitarbeitenden ihm gar drohen. «Entweder ich kriege dies und das – sonst wechsle ich zur Konkurrenz.»
Eventveranstalter Max Müller beschwert sich ebenfalls und spricht von einem «First World Problem». Branchenbedingt arbeiten seine Angestellten oft dann, wenn andere freihaben. «Dazu sind die Jungen immer weniger bereit», so Müller.
Die Vorwürfe haben es in sich. Doch was sagt die sogenannte Generation Z dazu? Nau.ch hat die Jüngsten in der Redaktion mit fünf Vorwürfen konfrontiert.
Ihr habt keinen Ehrgeiz und wollt nur 80 Prozent arbeiten!
Digital-Redaktor Dayan Pfammatter (23) sagt dazu: «In meinen Augen liegt es nicht an einem mangelhaften Ehrgeiz, sondern an einer realistischen Sicht unserer Generation auf die Arbeitswelt.» Eine gute Work-Life-Balance werde heutzutage grossgeschrieben. «Das ist gerade unserer Generation bewusster denn je und wir sind gewillt, uns dafür einzusetzen.»
«Statt sich mit Eifer in Richtung Burn-out hinzuarbeiten, legen wir Wert darauf, unseren Job möglichst effizient zu erledigen. Was eben auch bedeutet, sich ausreichend Zeit für sich selbst zu nehmen.»
Die Generation Z ist faul und will mehr Ferien für noch mehr Lohn!
Praktikantin Linda Carstensen (23): «Das Bedürfnis nach einer Work-Life-Balance ist nicht mit Faulheit gleichzusetzen. In Grossbritannien wurde ein Pilotprojekt gestartet, bei dem Angestellte verschiedener Firmen ‹bloss› 80 Prozent arbeiten bei 100 Prozent Lohn. Erste Untersuchungen zeigen, dass sich die Produktivität der Arbeitenden teils sogar gesteigert hat. Weniger Zeit in Arbeit zu investieren, muss also nicht bedeuten, weniger Arbeit verrichten zu können.»
Und weiter: «Zudem wirkt sich eine vernünftige Work-Life-Balance positiv auf die Psyche und die Gesundheit aus. Ausserdem können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach den Ferien wieder mit mehr Elan und Motivation in den Berufsalltag starten. Sorry, dass wir kein Burn-out anstreben!»
Ihr überschätzt euch und wollt direkt Führungspositionen übernehmen!
«Es gibt viele Besserwisser. Doch: Manchmal wissen es die Jungen tatsächlich auch besser ... und fühlen sich dadurch schnell mal für mehr bereit», so News- und Sport-Redaktor Nicola Wittwer (22).
Praktikantin Aglaja Bohm (23) ergänzt: «Meine Generation will mitreden. Was passiert, wenn wir andere über unseren Kopf entscheiden lassen, sehen wir bei Themen wie dem Klimawandel: Sie werden nicht gelöst. Sein Potenzial und seine Leistung voll einsetzen zu wollen, finde ich kein Verbrechen.»
Die Generation Z ist arrogant, droht mit Konsequenzen, wenn man die Forderungen nicht erfüllt!
Dazu Aglaja: «Sind wir arrogant, oder sind sich Boomer einfach nicht gewöhnt, dass man ihnen kontra gibt? Wie gesagt: Die Hierarchien werden flacher, weil das zeitgemäss ist. Genug oft wurden Machtstrukturen für eigene Vorteile missbraucht.»
Ihr nehmt das Leben auf die leichte Schulter!
«No risk, no fun», sagt Linda. «Wir sind jung und sollten auch mal einen Job oder anderes riskieren. Nicht alles im Leben muss so ernst genommen werden. Davon könnten sich ältere Generationen bestimmt eine Scheibe abschneiden. Wir haben Vertrauen ins Leben, was ich als eine schöne Eigenschaft ansehe.»
Auch Nicola schliesst sich an: «Als junge Person hat man Zeit, das Richtige zu finden. Klappt es mit einem Job oder Studium nicht, bedeutet das nicht gleich Tragisches. Das nimmt man in älteren Generationen oftmals wohl noch anders wahr.»