Genfersee erneuert sich auch durch seine eigene Struktur
Starke Strömungen im Genfersee können eine vollständige Durchmischung des Wassers bewirken, zeigt eine Studie der ETH Lausanne.
Die vertikale Durchmischung ist nicht der einzige Motor für die winterliche Erneuerung des Tiefenwassers im Genfersee. Starke Strömungen aus dem Becken des Kleinen Sees und vom Ufer des Grossen Sees können ebenfalls eine vollständige Durchmischung bewirken. Das zeigt eine Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL).
Die winterliche Durchmischung des Wassers ist für die Erhaltung der Ökosysteme des Genfersees von entscheidender Bedeutung. Dies teilte die EPFL am Montag mit. In aussergewöhnlich kalten Wintern findet eine grossflächige vertikale Durchmischung – die sogenannte Volldurchmischung – statt, die durch eine einheitliche Temperatur von der Oberfläche bis zum Grund gekennzeichnet ist.
Die tiefe vertikale Vermischung in sogenannten gemässigten Seen findet im Winter statt. Wenn sich das Oberflächenwasser aufgrund der sinkenden Temperaturen abkühlt. Dieses Wasser wird dann dicht und kalt und bewegt sich vertikal nach unten, um sich mit dem tieferen Wasser zu vermischen und dabei Sauerstoff und Nährstoffe zu transportieren.
Globale Erwärmungsfolgen: Sinkende Sauerstoffwerte
Dieser Prozess galt traditionell als einzige Möglichkeit für eine Erneuerung des Tiefenwassers. Laut den Autoren der in der Fachzeitschrift «Water Resources Research» veröffentlichten Studie der EPFL können auch starke Strömungen, die durch die Struktur in zwei Becken erzeugt werden, eine Erneuerung in den tieferen Schichten bewirken. Im Falle des Genfersees heisst das: durch den sogenannten Grossen See (Grand Lac) in der Mitte und im Osten bei Lausanne und den Kleinen See (Petit Lac) im Westen bei Genf.
Aufgrund der globalen Erwärmung wird die vollständige vertikale Durchmischung jedoch immer seltener: «Die Temperaturen sind seit 2012 stetig gestiegen. Und die Sauerstoffwerte am Grund des Genfersees sind innerhalb von zehn Jahren um 90 Prozent gesunken», erklärt Naifu Peng, Forscher am Labor für ökologische Technologie (Ecol) der EPFL und Erstautor der Studie.