Gesundheitsminister Berset verteidigt Schweizer Weg
Alain Berset hält am Schweizer Weg fest. Derweil macht der Nationalrat macht derweil Druck auf den Bundesrat.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz will die Ski-Gebiete trotz dem Druck aus dem Ausland nicht schliessen.
- Die Infektionszahlen gehen nicht mehr zurück und bleiben auf einem konstant hohen Niveau.
- In einem offenen Brief kritisiert die SP derweil die bürgerlichen Parteien.
Obwohl die Coronavirus-Fallzahlen zu wenig schnell sinken, hat Bundesrat Alain Berset am Donnerstag den Schweizer Weg als den richtigen verteidigt. Bezüglich Ski-Winter lasse sich die Schweiz vom Ausland nicht unter Druck setzen. Im Kanton Wallis gehen Mitte Dezember die Restaurants wieder auf.
Gesundheitsminister Berset liess aber auch keine Zweifel, dass sich die Hoffnungen auf rasche Entspannung der Lage nicht erfüllt hätten. Der positive gesamtschweizerische Trend der letzten Wochen habe sich nicht wie gewünscht weiter entwickelt. Die Zahlen würden nicht mehr sinken und hätten sich lediglich auf einem hohen Niveau stabilisiert.
Taskforce erkennt rückläufigen Verlauf
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) meldete am Donnerstag 4455 neue Coronavirus-Ansteckungen. Zudem registrierte es 80 neue Todesfälle und 194 Spitaleintritte. Die Zahl der Covid-19-Todesfälle stagniert laut dem neusten Wochenbericht des BAG auf hohem Niveau.
Auf Intensivpflegestationen lagen in der letzten November-Woche rund 500 Patienten, fünf Prozent weniger als in der Woche zuvor. Die Zahl der laborbestätigten Fälle sank um rund 13 Prozent. Nur wenig zugenommen hat die Zahl der Tests.
Die wissenschaftliche Task Force des Bundes kommt in ihrer neusten Lagebeurteilung zum Schluss, die Epidemie zeige gesamtschweizerisch einen rückläufigen Verlauf. Die Reproduktionszahl liege per 21. November bei 0,89.
Berset appellierte in Muttenz an die Kantone, nicht zu lange zu warten, um auf die Entwicklung zu reagieren. Als positive Beispiele hob er die Westschweizer Kantone hervor, die mit scharfen Massnahmen reagiert hätten. Dies zeige sich dort vor dem Hintergrund der sehr asymmetrischen Entwicklung im Land nun in tieferen Zahlen.
Graubünden will wohl Restaurants schliessen
Das erlaubt etwa dem Kantons Wallis, die Massnahmen wieder zu lockern und weitgehend zu den Bundesvorschriften zurückzukehren. Restaurants, Unterhaltungs-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen können wieder öffnen. Discos und Klubs bleiben geschlossen. Ski-Anlagen müssen ein Schutzkonzept erstellen.
In die andere Richtung scheint es im Kanton Graubünden zu gehen. Dieser will am Freitag die Schliessung aller Restaurants für die Dauer von Wochen verkünden.
Die Schweiz will sich laut Berset zwar vom Ausland nicht unter Druck setzen lassen, wie er in Muttenz BL betonte. Bei den Weihnachts- und Silvesterfeierlichkeiten sowie bei Skiferien müsse man aber besonders aufmerksam bleiben. Man wisse, dass ein einziger Anlass ausreiche, um schwerwiegende Folgen auszulösen. Funktioniere der zurückhaltende Schweizer Weg nicht, seien weitere Massnahmen unabdingbar.
Am Freitag will der Bundesrat über das «Festtagspaket» entscheiden und informieren. Der entsprechende Verordnungsentwurf sieht gemäss Medienberichten Massnahmen wie Kapazitätseinschränkungen für Skigebiete oder eine frühe Sperrstunde für Gastronomiebetriebe vor.
SP kritisiert die bürgerlichen Parteien
Der Nationalrat machte am Donnerstag noch einmal Druck auf die Landesregierung. Er verabschiedete einen Appell gegen schärfere Corona-Vorschriften für den Schweizer Wintersport, dies mit 100 zu 80 Stimmen bei 9 Enthaltungen.
Die SP warf in einem offenen Brief an die Parteipräsidenten von SVP, FDP und CVP ein «Schmierentheater als Skigebiete-Retter» vor. Die Schweiz sei zum Corona-Hotspot geworden, gerade weil der Profit über die Gesundheit gestellt worden sei. «Mit euren Forderungen rettet ihr nicht die Skisaison, sondern riskiert, zum Totengräber der Skigebiete zu werden», hiess es im Brief.
Ein Sorgenkind bleibt die Testbereitschaft der Bevölkerung. Erhöhen könnte diese ein neuer Corona-Test eines St. Galler Unternehmens. Beim Test braucht es keinen Abstrich, die Testpersonen können ihren Speichel selber entnehmen und dann im Labor analysieren lassen.
Schliesslich wurde am Donnerstag bekannt, dass erstmals in der Schweiz die Infektion einer Katze mit dem Coronavirus festgestellt wurde. Gemäss dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen gibt es keine Hinweise, dass Katzen und Hunde ein Infektionsrisiko für Menschen darstellen.