Grüne Politikerin online belästigt – wie wehrt frau sich richtig?

Nadine Brügger
Nadine Brügger

Zürich,

Die Zürcher Grüne-Politikerin Meret Schneider zeigte auf, dass auch Online-Belästigung Konsequenzen hat. Sie hat den Täter an den Pranger gestellt. Hilft das?

Meret Schneider Grüne Nationalrat
Jung, ideologisch, ambitioniert – und im Kampf um im Nationalrat: Die Grüne Meret Schneider. - Facebook / Meret Schneider

Das Wichtigste in Kürze

  • Anonymität und Distanz machen sexuelle Belästigung im Internet zum Massenphänomen.
  • Betroffen ist auch Grüne-Politikerin Meret Schneider. Das machte sie kürzlich publik.
  • Eine Spezialistin erklärt, wie Betroffene richtig auf diese Straftat reagieren.

Unerwünschte Einladungen und explizite Forderungen. Penis-Bilder und Vergewaltigungsdrohungen. Sexuelle Gewalt im Internet ist für kaum eine junge Frau etwas Fremdes.

Eine aktuelle Erhebung von Amnesty International ergab, dass jede fünfte Frau über 16 Jahren bereits sexuell belästigt wurde. Im Internet, wo Täter sich hinter der Anonymität des "www." verstecken können, dürften die Zahlen noch höher sein.

Grüne macht sexuelle Belästigung publik

Darüber gesprochen wird allerdings noch immer sehr selten. Grüne-Nationalratskandidatin Meret Schneider hat das eben geändert. Sie hat die Konversation mit einem Mann publiziert, der sie via Facebook belästigt hatte.

Grüne Zürich Meret Schneider
Der grünen Nationalrätin Meret Schneider ist Fleisch-Werbung ein Dorn im Auge. - Facebook / Meret Schneider

Das sei «keine Seltenheit», sagt Schneider zu Nau. Normalerweise weist sie die Belästiger mit einer knappen Absage weg. Doch diesmal wollte sie zeigen: «Online-Verhalten hat auch Offline-Konsequenzen. Frauen nehmen nicht einfach alles hin, sondern wehren sich.»

Grüne Nationalrat Meret Schneider
Diese Nachricht bekam die Grüne Nationalratskandidatin Meret Schneider via Facebook geschickt. Sie hat sie fotografiert und auf Twitter gestellt. - Screenshot / Facebook

Als Nationalratskandidatin der Grünen hat Schneider einen höheren Bekanntheitsgrad. Das heisst einerseits: Die Wahrscheinlichkeit, online angegangen zu werden, ist höher. Gleichzeitig hat es aber auch Vorbildfunktion, wenn sie sich öffentlich wehrt.

Grüne konfrontiert Täter

Schneider hat sich für die Konfrontation entschieden. In diesem Fall anscheinend die richtige Entscheidung. Doch was raten Spezialisten generell?

«Auf jeden Fall ist auf verschiedenen Ebenen zu reagieren», sagt Corina Elmer. Sie ist Geschäftsführerin der Frauenberatung Sexuelle Gewalt. In erster Linie sollen Betroffene sich klar abgrenzen. «Es ist wichtig, sich vor weiteren Attacken zu schützen und bei Bedarf Hilfe zu holen», so Elmer.

«Alles kann die Angreifer zusätzlich reizen»

Doch wie grenzt man sich ab? In dem man die Anzüglichkeiten ignoriert? Oder in dem man kontert und klare Grenzen setzt?

«Beides kann die Angreifer zusätzlich reizen», weiss Elmer. «Aber das sollte kein Grund sein, nichts zu unternehmen. Eine deutliche Ansage ist wichtig, um Angriffe zu stoppen.»

Grüne Nationalrat Meret Schneider
Die Zürcherin Meret Schneider will für die Grünen in den Nationalrat. Dafür macht sie selbstredend auch Wahlkampf. - Facebook / Meret Schneider

Personen, die, wie Meret Schneider, in der Öffentlichkeit stehen, «sollten sich sicher noch weitere Massnahmen überlegen. So können sie ihre Privatsphäre möglichst schützen und Angriffe abwehren», fährt Elmer fort.

«Strafanzeige überlegen»

Hören die Angriffe dennoch nicht auf, rät die Fachfrau Betroffenen, sich «eine Strafanzeige zu überlegen». Komme der Rechtsweg in Frage, gibt es zahlreiche Opferhilfestellen, die die Klägerin mit ihrem Fachwissen unterstützen können.

Denn Betroffene und Täter dürften nie vergessen: «Sexualisierte Aggression - auch im Netz - ist immer ganz klar Gewalt, die strafbar ist.» Darum liege es auch in der Verantwortung der Homepagebetreiber, «solche Cyberattacken zu unterbinden und deren Urheber zur Verantwortung zu ziehen».

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