Der neue italienische Grossaktionär Newlat ist mit dem Versuch gescheitert, den gesamten Verwaltungsrat zu übernehmen.
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Der Sitz des Milchverarbeiters Hochdorf. (Archivbild) - Keystone
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Die Aktionäre des Milchverarbeiters Hochdorf haben an der Generalversammlung vom Mittwoch dem bisherigen Verwaltungsrat den Rücken gestärkt. Der neue italienische Grossaktionär Newlat ist mit einem Versuch gescheitert, den Verwaltungsrat komplett zu übernehmen. Entgegen dem Willen des italienischen Grossaktionärs Newlat wurden die bisherigen Verwaltungsräte Jürg Oleas, Andreas Herzog, Thierry Philardeau, Jean-Philippe Rochat und Ralph Siegl für ein Jahr in ihrem Amt bestätigt.

Sie erhielten einen Stimmenanteil von 71,8 bis 81,8 Prozent. Oleas wurde zudem erneut als Verwaltungsratspräsident gewählt. Damit ging der erst kürzlich als Grossaktionär neu eingestiegene italienische Lebensmittelkonzern Newlat mit seinem Antrag baden, den gesamten Verwaltungsrat mit eigenen Kandidaten zu ersetzen.

«Scherben- und Schuldenhaufen»

Diese erhielten lediglich Zustimmungswerte zwischen 27 bis 30 Prozent. Zur Wahl standen nur italienische Staatsbürger, die bisher in der Schweiz unbekannt waren. Mit einem neuen Verwaltungsräten wollte Newlat einen «radikalen Umbau» bei Hochdorf durchsetzen.

Der ehemalige Newlat-VR-Kandidat Helmut Bösiger, der sich am Vortag von Newlat distanziert hatte, stellte sich ebenfalls zur Wahl. Er erhielt von den Aktionären ebenfalls nicht die nötige Mehrheit. Keine Zustimmung fand ebenfalls der Antrag von Newlat, die maximale Vergütung des Verwaltungsrats auf 300'000 von beantragten 600'000 zu kürzen. Gut zwei Drittel der Aktionäre folgten der Empfehlung des aktuellen Verwaltungsrats.

Mit einer emotionalen Rede warb Hochdorf Verwaltungsratspräsident Jürg Oleas vor der Abstimmung für die Leistungen des bisherigen Managements und Verwaltungsrats. In den letzten vier Jahren seien trotz des desolaten Zustands von Hochdorf erhebliche Fortschritte erzielt worden. Beim Amtsantritt habe man einen «Scherben- und Schuldenhaufen» vorgefunden. Bei einer vertieften Analyse seien sogar die «schlimmsten Befürchtungen» übertroffen worden, so Oleas.

Verbesserungen im operativen Geschäft

Den in den Medien geäusserten Vorwurf von «Missmanagement» in den letzten Jahren wies er daher entschieden zurück. Insbesondere im operativen Geschäft seien Verbesserungen erzielt worden. So konnte im Geschäftsjahr 2023 erstmals seit Jahren wieder ein positiver Cashflow erzielt werden.

Die Bürde durch die hohen Schulden konnten aber noch nicht gelöst werden. Oleas stellte aber eine ausserordentliche GV noch in diesem Jahr in Aussicht, in dem die Aktionäre über die Vorschläge des Verwaltungsrats zur Zukunft von Hochdorf entscheiden sollen. Konkreter konnte er aber noch nicht werden. Bekanntlich hat sich Hochdorf aber zuletzt vor allem darauf konzentriert, das operative Geschäft um die Tochtergesellschaft Swiss Nutrition (HSN) gesondert zu verkaufen.

Oleas sprach sich auch mit Nachdruck gegen den Antrag von Newlat aus, den krisenerfahrenen Verwaltungsrat durch die «stark familiengeprägten» VR von Newlat zu ersetzen. «Schauen Sie sich genau an, wer sich um die Führung bewirbt. Überlegen Sie sich gut, wem Sie Ihre Stimme geben und in wessen Hände Sie die Zukunft von Hochdorf legen», sagte er an die Aktionäre gerichtet.

Generalversammlung äusserst gut besucht

Das bestehende Management sei Oleas zufolge ein Garant dafür, dass Hochdorf auch in Zukunft ein «verlässlicher Partner für die Schweizer Milchwirtschaft ist». Im Publikum erhielt er für seine Worte grossen Applaus. Auch in Wortmeldungen wurde das Erreichte der letzten Jahre grösstenteils gelobt.

Was schliesslich auch den Ausschlag zur klaren Wiederwahl des Verwaltungsrats gegeben haben mag. Die Generalversammlung in Hochdorf war äusserst gut besucht. Der Veranstaltungsort, das Kulturzentrum Braui in Hochdorf, war fast bis auf den letzten Platz besetzt.

Insgesamt waren im Saal und über den unabhängigen Stimmrechtsvertreter 148 Aktionäre mit 77,2 Prozent der stimmberechtigten Aktien vertreten. Es meldeten sich auch zahlreiche Aktionäre mit teils emotionalen Beiträgen zu Wort. Die Veranstaltung zog sich daher auch mehr als drei Stunden in die Länge.

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