«Hoffnungsträger»: Schweiz schätzte Eritrea-Diktator falsch ein

Der eritreische Diktator Isaias Afewerki steht für schwerste Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Doch dem war nicht immer so.

isaias afewerki
Der eritreische Staatspräsident Isaias Afewerki (rechts) bei einem Treffen mit dem russischen Aussenminister Sergei Lawrow. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit über 30 Jahren regiert Isaias Afewerki Eritrea autoritär und diktatorisch.
  • Schweizer Diplomaten hatten zu Beginn seiner Amtszeit 1993 ein deutlich positiveres Bild.
  • Bei einem Tod Afewerkis könnte im Land ein Bürgerkrieg ausbrechen.

Nächsten Freitag feiert Eritrea seinen Nationalfeiertag. Dann ist es nämlich 31 Jahre her, seit das ostafrikanische Land seine Unabhängigkeit von Äthiopien erlangte. Vorausgegangen war ein jahrzehntelanger blutiger Krieg.

Bereitet Ihnen die Menschenrechtslage in Eritrea Sorgen?

Der Blick nach Eritrea gibt aber Grund zur Sorge – die Menschenrechtslage ist miserabel. Staatspräsident Isaias Afewerki regiert das Land seit der Unabhängigkeit autoritär und diktatorisch. Meinungs- und Pressefreiheit gibt es de facto nicht.

Viele Männer müssen oft jahrelang Militärdienst leisten – unter unmenschlichen Bedingungen. Dies zeigen Berichte von Menschenrechtsorganisationen.

Anfangs wurde die Situation in Eritrea anders wahrgenommen. Noch in den 1990er-Jahren hat Bundesbern Isaias Afewerki als Hoffnungsträger gesehen. Das zeigten bisher unveröffentlichte Dokumente aus dem diplomatischen Archiv, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt.

Afewerki sei ein «unprätentiöser, besonnener Staatslenker, der auch Fehler offen zugibt», schrieb der Schweizer Botschafter 1992 aus Eritrea nach Bern. «Auch die Menschenrechtslage gibt zu Optimismus Anlass», schrieb das Schweizer Aussendepartement (EDA) im selben Jahr.

Die Lage sei damals völlig falsch eingeschätzt worden, heisst es in der Zeitung weiter. Offensichtlich hätten sich die Schweizer vom Charisma des Machthabers täuschen lassen.

Dies belegt auch eine zweite Textstelle aus der Nachricht des Schweizer Botschafters, welcher schreibt: «Afewerki ist ein gut aussehender Endvierziger, präzis im Ausdruck von angenehm menschlicher Direktheit. Wie sein Auftreten ist auch sein Umfeld unkompliziert und unprätentiös.»

Droht ein Bürgerkrieg in Eritrea?

Grosse Teile der jüngeren Generation Eritreas sehen in Afewerki den knallharten Diktator. Viele ältere Menschen verehren ihn hingegen als Unabhängigkeitskämpfer und Befreier. Sollte der Präsident sterben, könnte es in Eritrea im schlimmsten Fall erneut zu einem Bürgerkrieg kommen.

Wie ein Sprecher des Staatssekretariats für Migration SEM zur «NZZ am Sonntag» sagte, könnte dies zu grossen Fluchtbewegungen führen. Das SEM mache sich Überlegungen, wie es nach einem allfälligen Tod von Afewerki weitergehen könnte, heisst es.

Kommentare

Peter P. Odermatt

Das so weit weg ist, interessiert das die Schweizer kaum. Nur diese Asylanten von dort müssen ausgewiesen werden.

User #7099 (nicht angemeldet)

Die CH ReGierung schätzt noch vieles falsch ein.

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