Hormone & Gifte: So gesund ist unser Hahnenwasser wirklich
Schweizer Hahnenwasser gilt als sehr sauber. Trotzdem kann es Rückstände von Medikamenten und Mikroplastik enthalten. Wann ein Filter Sinn macht und wann nicht.

Das Wichtigste in Kürze
- Auf Instagram wird vor Medikamentenrückständen im Hahnenwasser gewarnt.
- Ein Experte sagt: Schweizer Leitungswasser ist sicher, aber die Qualität kann variieren.
- Filter können Rückstände reduzieren – aber auch wertvolle Mineralien entfernen.
Ein Alarm-Post auf Instagram sorgt für Angstschweiss: Das Wasser aus dem Hahn sei voller Medikamentenrückstände, Mikroplastik und Schwermetalle.
Die Rede ist von einem «Medikamentencocktail», den man besser meiden solle. Stattdessen soll das Wasser zunächst aufwendig gefiltert werden.
Doch wie viel Wahrheit steckt dahinter?
Nau.ch hat mit dem renommierten Wasserexperten Matthias Mend gesprochen. Er hat sich auf das Thema Trinkwassernutzung spezialisiert.
Schweizer Trinkwasser gilt als eines der saubersten der Welt, aber laut Mend hat es auch eine Schattenseite.
Langer Transport schadet der Wasser-Qualität
«Schweizer Hahnenwasser ist in weiten Teilen chemisch und mikrobiologisch sicher», bestätigt Mend. «Doch die bio-physikalische Qualität nach dem Transport durch kilometerlange Druckleitungen ist ein anderes Thema», sagt er.
Was hat es damit auf sich?
Der Experte erklärt, dass das Wasser oft lange Strecken unter hohem Druck durch gerade Rohre zurücklegt. Dabei verliere es seine natürliche Struktur.
Zudem können Metall- oder Kunststoffleitungen Ionen oder chemische Rückstände abgeben.

Die Lösung: Wirbeltechnologien, magnetische Wasserbelebungssysteme oder spezielle Keramikfilter könnten helfen, das Wasser wieder zu vitalisieren.
Er betont jedoch auch klar: Kein Wassersystem kann alle Rückstände zu hundert Prozent entfernen.
Hormone und Mikroplastik können nicht vollständig herausgefiltert werden
Insbesondere hormonelle Wirkstoffe aus der Antibabypille oder Kunststoffverbindungen könnten langfristige Auswirkungen auf das Hormonsystem haben. Diese Wirkstoffe gelangen über den Urin ins Abwasser und so in die Kläranlage.
«Studien zeigen, dass selbst in minimalen Dosen langfristige Auswirkungen auf Mensch und Umwelt nicht ausgeschlossen sind», warnt Mend.
Zudem wird vermutet, dass Mikroplastik Entzündungen und Zellstress verursachen kann. Die genauen gesundheitlichen Folgen werden noch untersucht. «Kläranlagen können dies nur teilweise herausfiltern.»
Mend erklärt: «Aktivkohle- oder Zeolithfilter entfernen viele Rückstände. Wasservitalisierung verbessert die Struktur des Wassers. Und ein bewusster Medikamentenkonsum und die korrekten Entsorgungen reduzieren die Belastung an der Quelle.»
Trotz dieser Bedenken ist Schweizer Leitungswasser im Allgemeinen sicher zu trinken. Es wird streng kontrolliert und hat oft gar eine bessere Qualität als abgefülltes Wasser!
Aber es gebe Unterschiede: In städtischen Gebieten kann das Wasser durch längere Leitungswege oder alte Rohre leicht belastet sein.
In ländlichen Regionen können Spuren von Pestiziden oder Nitrat auftreten.
Auch die Hausinstallation spielt eine Rolle: «Die Wasserqualität, die das Haus erreicht, ist meist hervorragend. Doch alte oder minderwertige Hausinstallationen können das Wasser verunreinigen», sagt Mend.
Mend betont, dass Wasserfilter eine sinnvolle Ergänzung sein können. Doch: Nicht jede Technologie hält, was sie verspricht.
Filter können auch wertvolle Mineralien rausfiltern
Die Filter können die Medikamentenrückstände, Hormone, Mikroplastik und andere Belastungen reduzieren, weiss der Wasser-Kenner.
Er warnt jedoch auch: «Die Umkehrosmose-Technologie entfernt nicht nur Schadstoffe, sondern auch wertvolle Mineralien. Dies sehe ich eher kritisch, da das Wasser dann ‹tot› ist.»
Die Umkehrosmose filtert Wasser, indem es durch Druck in eine feine Membran gepresst wird, die Verunreinigungen zurückhält. So entsteht sauberes Trinkwasser aus schmutzigem Wasser.
Viele Filter seien zudem teuer und basieren auf fragwürdigen Versprechen. Oft werde zu viel versprochen.
Der Experte rät: «Filter ja – jedoch mit Bedacht! Nicht jedes Leitungswasser in der Schweiz braucht eine Filtration. Und nicht jede Filtertechnologie ist sinnvoll.»
Matthias Mend fasst zusammen: «Ja, Hahnenwasser kann in der ganzen Schweiz getrunken werden. Doch die Qualität im eigenen Haushalt hängt von der Gebäudeinstallation und den individuellen Präferenzen ab.»
Mit einem Filter kann da nachgeholfen werden. Denn: «Das ideale Wasser ist nicht nur frei von Schadstoffen, sondern auch basisch, sauerstoff- und energiereich.»