Hotelier gibt Gen Z Schuld an Mangel in Touri-Branche
In der Tourismusbranche fehlen nach wie vor Fachkräfte. Ein Hotelier übt scharfe Kritik an der Jugend.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bündner Hotelierpräsident Ernst Wyrsch kritisiert die «verweichlichte Jugend».
- Für ihn ist klar: Die Eltern der heutigen Jungen sind schuld am Fachkräftemangel.
- Denn die Generation sei geprägt durch eine falsche Erziehung ohne Leistungscharakter.
Der Tourismusbranche fehlt es nach wie vor an Fachkräften – trotz einer leichten Entspannung im Vergleich zum Vorjahr. Der Bündner Hotelierpräsident Ernst Wyrsch bemerkt eine steigende Anzahl von Mitarbeitenden, die ihre Stellen nach kurzer Zeit wieder aufgeben. Ein neues Phänomen in der Branche.
Für ihn ist klar, wo der Hund begraben liegt: «Die heutige Jugend ist verweichlicht. Man gibt zu schnell auf, ist rasch genervt, empfindlich und kränklich», sagte er gegenüber der «Südostschweiz».
«Kurz: Die Widerstandsfähigkeit, die sogenannte Resilienz, fehlt.» Daran seien vor allem die Eltern schuld, ist Wyrsch überzeugt.
Jugend «geprägt durch eine falsche Erziehung ohne Leistungscharakter»
Er fordert ein Umdenken der Eltern: Die Jugend müsse lernen, Widerstände auszuhalten. «Sie sind geprägt durch eine falsche Erziehung ohne Leistungscharakter», so der Hotelierpräsident.
«Wir haben es gut gemeint, sind aber zu weit gegangen. Von einem sehr strengen Erziehungsmodell sind wir zu einer ‹Mach, was du willst›-Mentalität übergegangen. Das war falsch.»
Schuld seien sowohl die Babyboomer-Generation und die Generation X. Sie hätten ihren Kindern beigebracht, dass sie etwas Besonderes seien, was zu unrealistischen Erwartungen und Enttäuschungen führe. Kinder müssten lernen, auch einmal «aufs Maul zu sitzen – selbst wenn das unbequem ist».
Hotelier klagt über gestresste Chefs
Aber nicht nur junge Mitarbeiter stehen unter Druck. Auch Führungskräfte seien gestresst und überfordert durch eine ständige Reizüberflutung. «Der Rhythmus der Welt ist vielen zu schnell geworden. Und das führt zu einer permanenten gefühlten geistigen Überforderung.»
Wyrsch beobachtet: «Wir sind physisch gesund, aber psychisch krank». Als Chef oder Chefin sollte man sich Wyrsch zufolge auf das Wesentliche konzentrieren.
«Wir müssen nicht mehr allen gefallen – auch als Hotelier nicht. Wir müssen den Mut aufbringen, unsere Werte zu definieren und zu leben.» Wenn man dadurch Mitarbeitende verliere, müsse man das aushalten.
Als Ausweg aus diesem Dilemma empfiehlt Wyrsch mehr «Ich-Zeit». Es sei wichtig, auch einmal offline zu sein und Langeweile auszuhalten. Wer dies nicht lerne, riskiere ernsthafte gesundheitliche Probleme wie einen Herzinfarkt oder ein Burn-out.