Im Tessin besucht die Polizei auf Wunsch Senioren
Ein einzigartiges Projekt im Tessin: Damit alleinstehende Personen nicht vereinsamen, besucht die Polizei in der Gemeinde Mendrisio regelmässig Senioren.
Das Wichtigste in Kürze
- In Mendrisio TI werden alleinstehende Senioren einmal pro Monat von der Polizei besucht.
- Damit soll einsamen Menschen regelmässig Gesellschaft geleistet werden.
Polizisten sind Allrounder und decken ein breites Aufgabenspektrum ab. Sicherheit, Kriminalität und Verkehr sind normalerweise die drei Hauptaufgaben der Polizei.
Doch in der Tessiner Gemeinde Mendrisio hat Gemeindepolizist Fiorenzo Rizzi noch eine weitere Aufgabe: Er kümmert sich um alleinstehende Menschen, die über 72 Jahre alt sind.
Die Idee dahinter ist, den einsamen Senioren regelmässig Gesellschaft zu leisten. Zudem soll rechtzeitig Alarm geschlagen werden, wenn eine Person Hilfe braucht oder verwahrlost.
Morgens im Altersheim, später auf dem Polizeiposten
Den Anstoss zum Projekt hat der Chef der Gemeindepolizei Mendrisio vor gut 30 Jahren gegeben. Damals entdeckte die Polizei die Leiche einer älteren Person erst Tage nach ihrem Tod in deren Wohnung.
Daraufhin hat die Polizei das Projekt «Servizio Anziani Soli» – Dienst für alleinstehende Senioren – ins Leben gerufen. Es gebe im Leben einen Moment, in dem es rapide abwärts gehe, sagt der 58-jährige Polizist Fiorenzo Rizzi zu SRF.
Sein Tagesablauf unterscheidet sich deutlich von anderen Polizisten: Am Morgen besucht Rizzi Senioren, nachmittags sorgt er für Recht und Ordnung. Zurzeit besuche er rund 45 Senioren einmal im Monat.
Für viele sei er eine moralische Stütze, eine Person, mit der man über alles reden könne. Rizzi achtet aber nicht nur auf das seelische Wohl. Er schaut genau hin, ob die Menschen ihren Haushalt noch alleine meistern können. Bei Bedarf alarmiert er den Sozialdienst.
Pro Senectute begrüsst das Projekt
Das Recht auf einen Besuch haben in Mendrisio alle Einwohner über 72 Jahre. Die Gemeindepolizei schreibt sie an und bietet den Besuch an. Dieses Modell dürfte in der Schweiz laut SRF einzigartig sein.
Auch Pro Senectute, die Fach- und Dienstleistungsorganisation fürs Alter, findet das Modell sinnvoll. Es sei wichtig, dass verschiedene Behördenmitglieder, Polizei und Sozialdienste eng zusammenarbeiteten.
Da das Projekt bei den betagten Menschen gut ankommt und deren Interesse zunimmt, soll Gemeindepolizist Rizzi künftig unterstützt werden. Neben Rizzi sollen auch geeignete Sozialhilfebezüger für die Aufgabe ausgebildet werden.
