Im Zürcher Stadtquartier Witikon bangen Tausende um ihre Wohnung
In Witikon ZH sollen alte Wohnsiedlungen abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. Anwohner müssen sich ein neues Zuhause suchen – und sind besorgt.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Zürcher Stadtquartier Witikon bangen viele Bewohner um ihre Wohnungen.
- Mehrere Wohnsiedlungen aus den 60er- und 70er-Jahren sollen Neubauten weichen.
- Mehrere Anwohner reichten nun beim Stadtrat eine Petition ein.
Inmitten des aktuellen Wohnungsmangels bangen im Zürcher Stadtquartier Witikon zahlreiche Bewohner um ihre Wohnungen. Seit 2019 werden grosse Wohnsiedlungen aus den 1960er- und 1970er-Jahren abgerissen und durch Neubauten ersetzt.
Erst kürzlich erhielten Mieter der Liegenschaften an der Witikonerstrasse 430 bis 468 die Kündigung per Ende März 2024. Die 99 Wohnungen werden durch 177 neue, teurere ersetzt.
«Diese besorgniserregende Entwicklung ist in vollem Gang, ein Ende ist nicht absehbar», sagt Doktor Balz Bürgisser, Präsident des Quartiervereins, auf Anfrage von Nau.ch. Zwischen 2020 und 2040 rechnet er mit rund 7000 betroffenen Menschen.
«Sind in einem Tief»
Von den Bauplänen betroffen ist auch Paul (Ende 60), der gemeinsam mit seiner Frau bereits seit 42 Jahren in der Siedlung lebt. Kurz vor Weihnachten wurde das Paar von einem Kündigungsschreiben überrascht.
«Wir sind in einem grossen Tief», sagt er gegenüber Nau.ch. Sie seien stark in Witikon verwurzelt und die Wohnungen noch immer in einem guten Zustand. «Wir finden es sehr schlimm, dass wir noch vor Weihnachten raus müssen, gerade in unserem Alter.»
Sie seien nun intensiv auf Wohnungssuche. «Aber derzeit sehen wir keine Chance, in Witikon, im Raum Zürich oder auch ausserhalb etwas zu finden», so Paul weiter.
Petition eingereicht
Gemeinsam mit anderen betroffenen Anwohnenden überreichte er der Zürcher Stadtpräsidentin Corinne Mauch (SP) am Mittwochabend eine Petition. Damit sollen Betroffene unterstützt werden, die Schwierigkeiten haben, eine neue Wohnung zu finden, sagt Anwohner Bruno Müller-Hiestand gegenüber Nau.ch.
Es sei problematisch, dass so viele Mieter gleichzeitig die Kündigung erhalten haben. «Wird eine Wohnung frei, von der wir denken, dass sie bezahlbar ist, strömen wir alle hin», so Müller-Hiestand. «Dort treffen wir wieder aufeinander und realisieren, dass unsere Chancen leider nicht gerade gross sind.»
Die Stimmung unter den Anwohnenden sei dementsprechend schlecht. «Alte Wohnungen werden einfach ersetzt. Es entsteht nun eine Form von Panik», so Müller-Hiestand.
«Die Erfahrung, dass es schwierig ist, eine neue Wohnung zu finden, veranlasst die Leute nun, bei der erstbesten Möglichkeit zuzugreifen.» Damit wird das Quartier aus langjährigen Bewohnenden auseinandergerissen, was auch die Stimmung in der Stadt verschlechtert.