Die Zahl von Gewaltdelikten an Schweizer Bahnhöfen hat in den letzten Jahren zugenommen. «Es geht gröber zu und her», meint SBB-Polizist Silvio Gerber.
Silvio Gerber
Silvio Gerber ist seit vier Jahren bei der Transportpolizei. - Screenshot SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Täglich kommt es zu sechs Gewaltdelikten an Schweizer Bahnhöfen.
  • Laut Transportpolizist Silvio Gerber sei die Hemmschwelle zu Gewalt gesunken.
  • Er selbst wurde mit der Faust ins Gesicht geschlagen und bekam ein blaues Auge.
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An Schweizer Bahnhöfen kommt es knapp sechsmal täglich zu Gewaltdelikten. In den letzten fünf Jahren stieg die Zahl der Vorfälle um ganze 15 Prozent. Silvio Gerber, seit vier Jahren im Einsatz für die Transportpolizei, kriegt das am eigenen Leib mit.

Gerber ist für die Sicherheit an den Bahnhöfen und im ÖV zuständig. Immer mit dabei: Einsatzstock, Reizstoffsprühgerät, Handfesseln und Dienstwaffe. Die Ausrüstung ist nicht etwa unverhältnismässig – wie er gegenüber «SRF Impact» verriet, musste er die Waffe bereits einmal zücken.

Eine Person habe im Zug mit einem Messer gedroht. Am Tatort angekommen, zückte Gerber seine Waffe. Das habe bereits gereicht, um die Situation zu entschärfen: «Das ist schon ein spezielles Gefühl», sagt der 30-Jährige. Das passiere jedoch «Gott sei Dank» nicht täglich. Abdrücken musste er noch nie.

«Hemmschwelle zu Gewalt wurde kleiner»

Doch auch Gerber beobachtet eine Verschlimmerung der Gewalt: «Es geht gröber zu und her. Ich denke, die Hemmschwelle zu Gewalt wurde kleiner», so der Polizist. In Uniform sei man keine Respektperson mehr. Dies bekam Gerber bereits einen Monat nach Abschluss seiner Ausbildung zu spüren.

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Die Zahl der Gewaltdelikte an den Schweizer Bahnhöfen hat sich in den letzten fünf Jahren um 15 Prozent erhöht.
Silvio Gerber
Transportpolizist Silvio Gerber hat das am eigenen Leib erfahren: Er bekam eine Faust ins Gesicht.
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Er beobachtet allgemein, dass es «gröber zu und her geht» an den Bahnhöfen.

Ein Passagier verpasst ihm nämlich ein blaues Auge. «Während Corona hat sich jemand geweigert, eine Maske anzuziehen.» Während die Polizisten ihn hinausführen wollten, habe er um sich geschlagen. «Und dann ging es schnell und ich hatte eine Faust im Gesicht», so Gerber zum Sender.

Allgemein sei spürbar, dass sich das Verkehrspersonal nicht mehr so sicher fühle. «Ich glaube, das liegt an den sozialen Medien», meint Gerber. Im Internet sehe man Videos, wie Menschen respektlos mit der Polizei umgehen.

Fühlst du dich sicher an den Schweizer Bahnhöfen?

Dadurch könne man als Polizist kein normales Gespräch mehr führen. Die Leute sähen keine gewaltfreien Lösungen mehr – es werde direkt «mit der Faust oder dem Messer» gedroht.

Gewerkschaft fordert mehr Sicherheit

Durch die Verschärfung der Lage sieht sich die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) zum Handeln gezwungen. In einem Appell fordert die SEV mehr Sicherheitspersonal.

Gerber findet das sinnvoll: «Es ist schwierig, mit 220 Polizistinnen und Polizisten alles abzudecken.» Mit mehr Personal könnte man ein bisschen entgegensteuern.

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