Immer mehr Büromitarbeiter müssen wegen Tippen zum Arzt
Nach einer langen Arbeitswoche tun plötzlich die Finger oder das Handgelenk weh: Viele Büroangestellte kennen das Problem. Das kann Folgen haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Büro-Angestellte haben vom Tippen Schmerzen in der Hand.
- Tatsächlich können Maus und Tastatur Schaden anrichten.
- Immer mehr Menschen gehen wegen Hand- und Fingerproblemen zum Arzt.
Arbeitsunfälle und -krankheiten bringt man eher mit dem Bau oder Handwerkjobs in Verbindung als mit Büros. Doch auch Schreibtischarbeit kann in die Arztpraxis führen. Oder gar auf den OP-Tisch.
Denn: Nach einer strengen Arbeitswoche tun vielen Büroangestellten Finger und Handgelenke weh – vom Tippen und Klicken. Diese Schmerzen können von alleine verschwinden, aber auch Ausdruck von Erkrankungen sein.
Mögliche Diagnosen: Sehnenscheidenentzündung oder Karpaltunnelsyndrom, wie es bei der Unfallversicherung Suva und den Hirslanden-Kliniken heisst.
«Steigender Druck in der Arbeitswelt»
Tatsächlich gehen auch immer mehr Personen wegen Tipp- und Klickschmerzen zum Arzt oder zur Ärztin. Handchirurgie-Facharzt Patrick Lötscher von der Hirslanden-Klinik Birshof in Münchenstein BL sagt zu Nau.ch: «Der steigende Druck in der Arbeitswelt trägt dazu bei, dass solche Überbelastungssyndrome häufiger auftreten.»
Es lassen sich auch mehr Menschen deswegen operieren, so Lötscher. Und er beobachtet eine Zunahme von Patienten, die teils mit nur leicht ausgeprägten Symptomen in die Klinik kommen. «Die Schwelle ist niedriger geworden.»
Ob tatsächlich mehr Menschen Krankheiten vom Tippen haben oder ob einfach mehr zum Arzt gehen, lässt sich nicht sagen. «Es ist möglich, dass solche Erkrankungen früher einfach weniger häufig diagnostiziert wurden.»
Die Unfallversicherung Suva, zu der solche Berufskrankheiten gelangen, registriert über alle Branchen hinweg rund 25 Karpaltunnelsyndrom-Fälle pro Jahr. Sprecher Adrian Vonlanthen erklärt: «Man kann sagen, dass die Zahlen in den vergangenen zehn Jahren leicht zugenommen haben.» Einen statistischen Trend zu erkennen sei aber schwierig, da die Fallzahlen niedrig sind.
Repetitive Arbeiten sind das Problem
Klar ist aber, dass Handbeschwerden wie Sehnenscheidenentzündungen oder Karpaltunnelsyndrom häufig Büromitarbeitende betreffen.
Facharzt Lötscher sagt: «Ausschlaggebend sind vor allem wiederholte Über- oder Fehlbelastungen. Da Büroarbeiten – vor allem Computerarbeiten – meist repetitiv sind, ist dabei die Wahrscheinlichkeit, eine Sehnenscheidenentzündung zu entwickeln, durchaus höher.»
Das heisst aber nicht, dass andere Berufsgruppen davor gefeit sind. «Auch Musiker, Sportler, Fliessbandarbeiter oder Handwerker beispielsweise können Symptome entwickeln.»
Manchmal hilft nur OP
Im schlimmsten Fall werden solche Hand- und Fingererkrankungen chronisch, wie Lötscher erklärt. «Das kann passieren, wenn die Belastung über längere Zeit nicht reduziert oder angepasst wird.»
Behandelt werden Symptome zunächst mit Schmerzmitteln, Ruhigstellung durch Schienen, Physio- oder Ergotherapie oder Kortisonspritzen. Doch ist die Erkrankung chronisch, braucht es meist eine OP. «Es kann sogar dazu kommen, dass Patienten trotz Operation über einen langen Zeitraum nicht mehr beschwerdefrei werden.»
Lötscher rät deshalb zur Prävention: «Bei repetitiven Arbeiten sollte auf eine ergonomische Haltung geachtet werden. Es ist wichtig, Pausen einzulegen und Finger und Handgelenk regelmässig zu lockern und zu dehnen.»